Berichte zur Suche nach Kindern in Syrien
Unter dem Assad-Regime in Syrien sind zahlreiche Kinder gewaltsam von ihren Eltern getrennt worden, von vielen fehlt bis heute jede Spur. Auch in Einrichtungen von SOS-Kinderdorf Syrien wurden Kinder und Jugendliche vom Regime zwangsweise untergebracht. Die SOS-Kinderdörfer weltweit verurteilen dieses Geschehen auf das Schärfste. Um zur Aufklärung beizutragen, vermisste Kinder zu finden und Familien wieder zu vereinen, haben wir im Juni 2024 eine unabhängige Sonderuntersuchung in Auftrag gegeben. Am 01. August haben die Ermittler ihren ersten Bericht vorgelegt. Er ist öffentlich zugänglich und steht zum Download bereit.
Die Ergebnisse des ersten Berichts:
- Die Ermittler kommen zu dem Schluss, dass die syrische Regierung nach einem organisierten System vorgegangen ist. Kinder inhaftierter Eltern wurden demnach nach einem genauen Ablaufplan unter anderem an SOS-Kinderdorf Syrien übermittelt. Es seien immer die gleichen Behörden und Regierungsvertreter involviert gewesen: Die zuständige Sicherheitsbehörde wie der Luftwaffengeheimdienst, der Gouverneur von Rif Damaskus sowie das syrische Sozialministerium MOSAL. Für alle Kinder sei ein standardisiertes Begleitschreiben ausgestellt worden, das die Anweisung enthielt: "Geben Sie keine privaten Informationen über sie weiter!"
- Den Recherchen zufolge waren 140 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 0 und 16 Jahren in Einrichtungen von SOS-Kinderdorf Syrien untergebracht, die meisten zwischen 2013 und 2018. 83 von ihnen wurden wenige Tage bis zu drei Monaten von der Organisation betreut, 21 blieben weniger als ein Jahr, 36 Kinder und Jugendliche über ein Jahr oder länger.
- In einigen Fällen konnte der Verbleib der Kinder nachvollzogen werden, zum Teil waren sie mit ihren Familien wiedervereint worden. In vielen Fällen sei es schwer, die Spur weiterzuverfolgen, auch, weil zum Teil Namen und Alter der Kinder geändert oder verschleiert wurden.
Simone Toepfer, Kinderschutzbeauftragte der SOS-Kinderdörfer weltweit, sagt: "Wir verurteilen diese Praxis auf das Schärfste und bedauern zutiefst, als deutscher Förderverein zeitweise durch unsere finanzielle Unterstützung von SOS-Kinderdorf Syrien Teil dieses Systems gewesen zu sein. Den Kindern und ihren Familien ist furchtbares Unrecht geschehen, das durch nichts wieder gut zu machen ist. Wie werden alles in unserer Macht Stehende tun, um zur Aufklärung beizutragen, Kinder ausfindig zu machen und Familien wieder zusammenzuführen. Der vorliegende Bericht ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung."
Zweiter Bericht untersucht Verantwortlichkeiten innerhalb der SOS-Kinderdörfer
Am 20. Oktober hat das Untersuchungsteam seinen zweiten Bericht vorgelegt, der sich mit Verantwortlichkeiten und Vorgängen innerhalb der Organisation der SOS-Kinderdörfer in diesem Zusammenhang beschäftigt. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes ist es nicht möglich, den vollständigen Bericht zu veröffentlichen. Öffentlich zugänglich sind jedoch die (englischsprachige) Stellungnahme der SOS-Kinderdörfer weltweit zu den Ergebnissen sowie Empfehlungen der Ermittler an die diversen Vereine innerhalb der Föderation der SOS-Kinderdörfer. Beides finden Sie unten auf dieser Seite. Die SOS-Kinderdörfer weltweit haben sich bereit erklärt, sämtliche Maßnahmen, die sie betreffen, vollständig umzusetzen und sich dafür einzusetzen, dass dies auch in den anderen betroffenen Vereinen innerhalb der Föderation der SOS-Kinderdörfer geschieht.
Gleichzeitig werden wir weiterhin alles dafür tun, gemeinsam mit unserem Untersuchungsteam und anderen Partnern wie den Vereinten Nationen sowie der Übergangsregierung, Kinder ausfindig zu machen und sie mit ihren Familien wieder zu vereinen.