Bericht zur Suche nach Kindern in Syrien
Unter dem Assad-Regime in Syrien sind zahlreiche Kinder gewaltsam von ihren Eltern getrennt worden, von vielen fehlt bis heute jede Spur. Auch in Einrichtungen von SOS-Kinderdorf Syrien wurden Kinder und Jugendliche vom Regime zwangsweise untergebracht. Die SOS-Kinderdörfer weltweit verurteilen dieses Geschehen auf das Schärfste. Um zur Aufklärung beizutragen, vermisste Kinder zu finden und Familien wieder zu vereinen, haben wir im Juni 2024 eine unabhängige Sonderuntersuchung in Auftrag gegeben. Nun haben die Ermittler ihren ersten Bericht (Veröffentlichungsdatum: 18.08.2025) vorgelegt.
Die Ergebnisse:
- Die Ermittler kommen zu dem Schluss, dass die syrische Regierung nach einem organisierten System vorgegangen ist. Kinder inhaftierter Eltern wurden demnach nach einem genauen Ablaufplan unter anderem an SOS-Kinderdorf Syrien übermittelt. Es seien immer die gleichen Behörden und Regierungsvertreter involviert gewesen: Die zuständige Sicherheitsbehörde wie der Luftwaffengeheimdienst, der Gouverneur von Rif Damaskus sowie das syrische Sozialministerium MOSAL. Für alle Kinder sei ein standardisiertes Begleitschreiben ausgestellt worden, das die Anweisung enthielt: „Geben Sie keine privaten Informationen über sie weiter!“
- Den Recherchen zufolge waren 140 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 0 und 16 Jahren in Einrichtungen von SOS-Kinderdorf Syrien untergebracht, die meisten zwischen 2013 und 2018. 83 von ihnen wurden wenige Tage bis zu drei Monaten von der Organisation betreut, 21 blieben weniger als ein Jahr, 36 Kinder und Jugendliche über ein Jahr oder länger.
- In einigen Fällen konnte der Verbleib der Kinder nachvollzogen werden, zum Teil waren sie mit ihren Familien wiedervereint worden. In vielen Fällen sei es schwer, die Spur weiterzuverfolgen, auch, weil zum Teil Namen und Alter der Kinder geändert oder verschleiert wurden.
Die Untersuchungen werden fortgeführt.
Simone Toepfer, Kinderschutzbeauftragte der SOS-Kinderdörfer weltweit, sagt: „Wir verurteilen diese Praxis auf das Schärfste und bedauern zutiefst, als deutscher Förderverein zeitweise durch unsere finanzielle Unterstützung von SOS-Kinderdorf Syrien Teil dieses Systems gewesen zu sein. Den Kindern und ihren Familien ist furchtbares Unrecht geschehen, das durch nichts wieder gut zu machen ist. Wie werden alles in unserer Macht Stehende tun, um zur Aufklärung beizutragen, Kinder ausfindig zu machen und Familien wieder zusammenzuführen. Der vorliegende Bericht ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.“
Der Bericht ist öffentlich zugänglich.