Vorwürfe gegen Hermann Gmeiner / Suspendierung von SOS-Kinderdorf Österreich

(Stand: 24.10.2025)

Die gestern veröffentlichten schwerwiegenden Missbrauchsvorwürfe gegen Hermann Gmeiner, den Gründer der weltweiten Föderation der SOS-Kinderdörfer, erschüttern uns zutiefst und wir verurteilen diese Taten auf das Schärfste. Unser tiefstes Mitgefühl gilt allen, die Leid erfahren haben. 

In diesem Zusammenhang hat der internationale Aufsichtsrat der Föderation der SOS-Kinderdörfer am 23. Oktober 2025 beschlossen, den Länderverein SOS-Kinderdorf Österreich vorläufig zu suspendieren. 

Nach Angaben von SOS-Kinderdorf Österreich wurden die Vorwürfe im Zuge von Opferschutzverfahren zwischen 2013 und 2023 bekannt. Dennoch wurden die Informationen erst jetzt öffentlich gemacht. Auch wir, die SOS-Kinderdörfer weltweit, haben erst am 23. Oktober 2025 von den Missbrauchsvorwürfen gegen Hermann Gmeiner erfahren. Im Licht weiterer Missbrauchsfälle an österreichischen Standorten, die in den letzten Wochen an die Öffentlichkeit gekommen und ebenfalls erst jetzt vom Länderverein kommuniziert wurden, bleiben viele Fragen offen. 

Als deutscher Förderverein SOS-Kinderdörfer weltweit unterstützen wir die Entscheidung des internationalen Aufsichtsrats uneingeschränkt und erwarten vollständige Aufklärung durch SOS-Kinderdorf Österreich. 

Zu den Vorwürfen gegen Hermann Gmeiner: 

Im Zuge der laufenden Aufarbeitung von Kinderschutzverletzungen bei SOS-Kinderdorf Österreich hat der Länderverein acht dokumentierte schwere Kinderschutzvorfälle in Verbindung mit dem Gründer von SOS-Kinderdorf bekannt gemacht. Sie beziehen sich auf Vorfälle in den 1950er- bis 1980er-Jahren und betreffen sowohl körperlichen als auch sexuellen Missbrauch. Die Fälle wurden im Rahmen des Opferschutzverfahrens von SOS-Kinderdorf Österreich anerkannt und entschädigt, jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht öffentlich kommuniziert. 

Unsere Haltung 

Der Schutz und das Wohlergehen der Kinder müssen immer und unter allen Umständen uneingeschränkt gewährleistet sein. Wahrheit darf niemals verschwiegen oder verdrängt werden. Dafür stehen wir ein. Wenn Rechenschaftspflicht, Verantwortung und Transparenz fehlen, sind die Folgen verheerend. Niemand – unabhängig von Position, Verdienst oder Geschichte – steht über dem Gesetz. Wo Vertrauen der Kinder und unserer Gemeinschaft missbraucht wird, müssen wir entschieden handeln. Nur durch Ehrlichkeit und den Mut zur Aufarbeitung können wir als Organisation wachsen und unserer Mission, Kinder weltweit zu schützen und zu begleiten, gerecht werden. 

Wir verpflichten uns zu einer umfassenden, schonungslosen und transparenten Aufarbeitung der Vergangenheit und unterstützen unabhängige Untersuchungen in vollem Umfang. Betroffene müssen zu jedem Zeitpunkt Gehör finden. Kinderschutz hat absolute Priorität. 

Die Suspendierung des Ländervereins SOS-Kinderdorf Österreich ist zugleich die erste große Bewährungsprobe für die im Juli 2025 eingeführte neue Leitungs- und Kontrollstruktur der Föderation der SOS-Kinderdörfer.