Zwei Mädchen, die unzertrennlich sind

Pema ist ein 12-jähriges Mädchen mit einer rauen, melodischen Stimme. Sie wurde mit einer Sehbehinderung geboren. Ihr Traum ist es, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und in ihrer Freizeit Bücher in Blindenschrift zu lesen. Immer an ihrer Seite ist ihre Freundin Leki, die sie dabei unterstützt.

Pema lebt im tibetischen Kinderdorf in Suja, Indien, das Teil unserer SOS-Kinderdorf-Föderation ist. Das Dorf wurde ursprünglich 1963 für tibetische Kinder gebaut, die ohne ihre Eltern nach Indien gekommen waren. Im Laufe der Jahre hat sich das Kinderdorf jedoch weiterentwickelt: Nun werden auch buddhistische Kinder betreut, die aus verschiedenen Gründen keine angemessene elterliche Fürsorge erhalten.  

"Wenn sie zusammen sind, sind sie wahre Plaudertaschen" 

Pema wurde im April 2021 von einem Onkel in das Dorf gebracht. Für ihre arme Familie wurde es immer schwieriger, sie zu versorgen, auch sie konnte nur unregelmäßig zur Schule gehen.

Pema freundet sich mit den Haushunden des Dorfes an. Foto: Pearl Sandhu

In dem malerisch in den Bergen gelegenen Kinderdorf, in dem Pema jetzt lebt, macht sie langsame Spaziergänge. Die vielen Treppen, die sich über das gesamte Gelände erstrecken, sind für sie eine Herausforderung. Ihre Freundin Leki unterstützt sie dabei, Schritt für Schritt die einzelnen Teile zu erkunden. Pema freundet sich auch gerade mit den Haushunden des Dorfes an, vor denen sie anfangs Angst hatte. 

Man kann die beiden Mädchen oft dabei beobachten, wie sie gemeinsam herumalbern. In der Schule sind sie unzertrennlich und Leki ist ständig an Pemas Seite. Sie begleitet sie zur Schule, packt ihr manchmal die Tasche und hilft ihr oft im Unterricht. „Wenn sie zusammen sind, sind sie wahre Plaudertaschen", sagt ihre SOS-Kinderdorfmutter, die die Mädchen oft ermahnen muss, wenn sie sich bis spät in die Nacht unterhalten. 

Wie die einzigartige Freundschaft begann 

Pema und Leki kamen nacheinander ins tibetische Kinderdorf, aber schon in ihrem indischen Heimatort Barchipam in Arunachal Pradesh waren die kleinen Mädchen Nachbarinnen und beste Freundinnen. In der abgelegenen Region gibt es eine große Anzahl von tibetisch-buddhistischen Siedlungen. Viele Familien leben in Armut und in der Gegend kommen Sehstörungen, die auf Vitamin-A-Mangel wegen Unterernährung zurückzuführen sind, häufig vor. 

Pema und Leki verbindet eine einigartige Freundschaft. Foto: Pearl Sandhu

Pemas Eltern sind arme Kleinbauern. Aufgrund ihrer Sehbehinderung konnte das Mädchen nicht auf den Feldern mitarbeiten und zum Familieneinkommen beitragen. Stattdessen musste sie sich schon früh um ihre zwei jüngeren Geschwister kümmern. Pema erinnert sich, dass sie deshalb oft nicht zur Schule gehen konnte. „Die Kinder weinten ständig und hielten mich so auf Trab, dass ich nicht einmal Zeit zum Luftholen hatte. Sie fragten ständig nach unserer Mutter, die auf den Feldern arbeiten musste. An den meisten Tagen konnte ich erst wieder Durchatmen, als sie nach Hause kam”, erzählt sie. 

Die Schule von Leki und Pema war zudem weit von ihrem Wohnort entfernt. Besonders in der Regenzeit war der Weg dorthin oft mühsam. Auch gab es dort nicht genug Lehrerinnen und Lehrer, sodass die beiden Mädchen oft gemeinsamen Unterricht mit anderen Altersgruppen hatten. 

Heute besuchen Pema und Leki die Schule ihres Kinderdorfs. 

“Jetzt kann ich lernen und mit meinen Freunden spielen, so viel ich will"  

PEMA

Identität und Zugehörigkeit 

Im tibetischen Kinderdorf werden etwa 600 Kinder betreut. Neben dem regulären Unterricht lernen die Kinder auch etwas über ihre tibetische Kultur, Religion und Identität. "Viele Tibeterinnen und Tibeter haben keine Staatsbürgerschaft und daher keinen Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Selbst denjenigen, die eine Staatsbürgerschaft haben, fehlt oft die Gemeinschaft, Identität und Zugehörigkeit", sagt Dorfleitung Namdol Tashi. 

Die Kinder erhalten im tibetische Kinderdorf ein liebevolles Zuhause sowie Bildung und Förderung, damit sie ihren Platz in der Gesellschaft finden. "Viele Ehemalige unterstützen uns mit Spenden, besuchen uns oft und halten Kontakt zu ihren Familien im SOS-Kinderdorf", berichtet Namdol Tashi.  

"Das zeigt uns, dass wir einen kleinen Unterschied in ihrem Leben machen können - der es zum Strahlen bringen kann.” 

Namdol Tashi

Genau dieses Strahlen verkörpern auch die beiden unzertrennlichen Freundinnen Leki und Pema, wenn sie Lachen, Spielen, Lernen und einfach Kind seien dürfen. 

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