"Ich habe genug Liebe für alle!"

SOS-Kinderdorfvater Edison aus Kolumbien liebt seine Arbeit

Edison Zuluaga arbeitet seit knapp eineinhalb Jahren im SOS-Kinderdorf Rionegro in Kolumbien. Er ist SOS-Kinderdorfvater und betreut aktuell gemeinsam mit seiner Ehefrau neun Kinder und Jugendliche. Im Interview erzählt er, warum eine liebevolle Beziehung für Kinder wichtig ist, was ihn motiviert und wie seine eigenen Kinder mit ihren zusätzlichen Geschwistern umgehen.

Wie kam es dazu, dass du SOS-Kinderdorfvater wurdest?

Edison Zuluaga: Bevor ich bei den SOS-Kinderdörfern anfing, habe ich als Wachmann auf einem Großparkplatz hier in Rionegro gearbeitet. Dann erfuhr ich, dass im SOS-Kinderdorf eine Stelle frei war, weil meine Frau seit drei Jahren bei den SOS-Kinderdörfern arbeitet. Sie hat mir immer wieder von der Arbeit mit den Kindern erzählt, wie sie sich um sie kümmert, sie beschützt, ihnen ein sicheres Zuhause bietet. Das gefiel mir sehr gut, deshalb dachte ich mir: "Das ist dein Ding, ich schicke meinen Lebenslauf dort hin." Das habe ich dann auch gemacht, da ich schon immer gern mit Kindern gearbeitet habe.

SOS-Kinderdorfvater Edison Zuluaga liebt seine Arbeit. 

Ich habe außerdem zwanzig Jahre in Venezuela gelebt. 1999 wanderte ich wegen der ganzen Gewalt hier in Kolumbien dorthin aus, ich lernte meine Frau in Venezuela kennen und wir haben gemeinsam eine Kindertagesstätte geführt. Sie arbeitete als Lehrerin und ich unterstützte sie: Ich sorgte für Freizeitbeschäftigungen, habe mit den Kindern gespielt und gesungen und organisierte Events, die wir ausrichteten. Es gefiel mir immer gut, mit den Kindern zu arbeiten. Für die Arbeit hier im SOS-Kinderdorf hat mich meine Frau motiviert, sie sagte: "Ich glaube, das ist genau dein Job". Und hier bin ich – sehr zufrieden, und jeden Tag gebe ich mein Bestes, damit die Kinder ein besseres Leben haben.

Kannst du mehr über die Kindertagestätte in Venezuela erzählen?

Sie befand sich in Venezuela in einem kleinen Viertel der Stadt Puerto la Cruz, die im Osten Venezuelas liegt. Das Viertel Bello Monte war von Armut geprägt und ein Stück außerhalb der Stadt. Oft mussten die Mütter arbeiten gehen und hatten niemanden, der auf ihre Kinder aufpassen konnte. Meine Frau ist Pädagogin. "Wieso öffnen wir hier nicht eine kleine Schule, wo die Kinder bleiben können und verlangen nur einen niedrigen Betrag dafür?", schlug ich ihr damals vor. Dieses Projekt funktionierte sehr gut. Als wir Venezuela verlassen mussten, haben wir auch die Kindertagesstätte geschlossen. Wir sind wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage aus dem Land weg und nach Kolumbien gekommen. Das war vor fünf Jahren. Und seit einem Jahr und zwei Monaten arbeite ich hier bei den SOS-Kinderdörfern.

Wie viele Kinder leben momentan in deiner Familie und wie alt sind sie?

In meiner Familie leben derzeit neun Kinder. Die Jüngste ist acht Jahre alt, der Älteste ist schon ein junger Mann von 25 Jahren. Die Altersgruppen sind gemischt: die Kids sind 25, 17, ein anderes Mädchen ist 13, und dann noch ein paar Jungs im Alter von 10 bis 12.

Es ist ein sehr schönes Zusammenleben, denn alle sind so unterschiedlich. Die Jugendlichen denken eben wie Jugendliche, die Kinder wie Kinder, und ich muss für alle da sein. Sie haben alle eigene Gedanken, ihren eigenen Charakter und Verhaltensweisen. Deswegen lerne ich als Bezugsperson, mich mit jedem und jeder einzeln zu beschäftigen. Die Liebe und die Zuneigung sind überall gleich, aber bei allen zeigt sich das unterschiedlich, auch wegen des Alters.

Warum hast du dich für diesen Beruf entschieden?

Mir gefällt bei meiner Arbeit ganz besonders diese Beziehung, die ich zu den Kindern aufbaue. Dass ich ihnen die Zuneigung und Liebe eines Vaters geben kann, dass sie glücklich sind in unserer Gemeinschaft – und am wichtigsten, dass sie sich sicher fühlen. Es hat mich auch sehr motiviert, dass ich mich seit dem ersten Tag "zuhause" gefühlt habe bei den SOS-Kinderdörfern. Ich hatte sofort eine gute Verbindung zu den Kindern – und sie zu mir. Ich bin sehr glücklich über meine Rolle hier!

Was gefällt dir am besten daran, SOS-Kinderdorfvater zu sein?

Es macht mich glücklich, dass sie mir vertrauen und ihre Probleme erzählen, dass sie mit mir spielen wollen. Dass sie mich sogar "Papa" nennen, das ist schön. Es macht mich jedes Mal stolz und ergriffen, wenn sie fragen "Darf ich dich Papa nennen?" – und ich ihnen antworte "Na klar, auch wenn ich nicht euer biologischer Vater bin, ich bin für euch euer Papa, weil ich euch lieb habe wie ein richtiger Papa. Und ich mich dafür einsetze, dass eure Rechte respektiert werden und dass ihr ein schönes Leben haben könnt." Das macht sie glücklich, sie umarmen mich, spielen mit mir, folgen mir und die Kleinen wollen immer Huckepack getragen werden und Verstecken spielen. Wir haben viel Spaß, unser Zusammenleben ist sehr schön, ein richtiges Zuhause.

SOS-Kinderdorfvater Edison spielt mit den Kindern und Jugendlichen: Fußball steht hoch im Kurs. 

Was machst du am liebsten mit ihnen in eurer Familie?

Wir spielen Fußball, gehen alle gemeinsam ins Kino, in die Eisdiele, jeden Monat gehen wir einmal Pizza essen. Auch zu Halloween machen wir etwas gemeinsam. Und in der Weihnachtszeit sehen wir uns die beleuchteten Häuser an. Wir verbringen so viele Momente gemeinsam als Familie wie möglich. Wir spielen, schauen Filme, ich habe auch schon Melcocha (kolumbianische Süßspeise) für sie gemacht und sie haben sich total gefreut.

Wenn sie einen Tag mal nicht mit mir verbringen, vermissen sie mich schon. Ich freue mich sehr, dass sie sich so an mich gewöhnt und mich liebgewonnen haben. Dass sie sich bei mir sicher fühlen und sich nach mir sehnen und mich vermissen, wenn ich nicht da bin.

Jedes Kind hat ja seine eigene Geschichte, sie haben alle unterschiedliche Probleme gehabt. Was sind die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die du als SOS-Kinderdorfvater erlebst?

Manche Kinder haben auffällige Verhaltensweisen, das kann schon herausfordernd sein. Manchmal denke ich mir natürlich "Oh, ich kann nicht mehr". Aber es hilft mir ja auch persönlich und als Erzieher, an diesen Herausforderungen zu wachsen, und zu sehen, dass im Leben nicht alles einfach ist, sondern, dass es immer Schwierigkeiten gibt, die wir überwinden müssen. Das motiviert mich, denn nur weil ein Kind mit Schwierigkeiten hier bei uns ankommt, bedeutet das nicht, dass wir es da nicht herausholen können. Ich selbst lerne bei solchen Situationen auch immer dazu.

Wie schaffst du es, solche Schwierigkeiten zu überwinden? Wer unterstützt dich dabei?

Die SOS-Kinderdörfer bieten in solchen Fällen auch Workshops an, um mit solchen Situationen umzugehen. Auch die Berater:innen unterstützen uns immer, das ist sehr wichtig. Die SOS-Kinderdorfmutter, mit der ich zusammenarbeite, ist meine Frau, und wir sprechen viel darüber, sie unterstützt mich in Momenten, in denen ich erschöpft bin, in denen ich vielleicht auch mal sage "Ich werfe das Handtuch". Sie ist in solchen Momenten für mich da, sie ermutigt mich und sagt: "Schau nach vorne, wir machen das jetzt so und so." Wir halten zusammen und überwinden dadurch sämtliche Schwierigkeiten.

Arbeitet deine Frau in einer anderen Familie? Wie funktionieren eure Schichten?

In dem Haus, in dem ich mit meiner Frau arbeite, herrscht eine tolle Atmosphäre, wie in einem richtigen Zuhause. Wir betreuen jeweils unsere Kinder und wenn wir einen Familienausflug machen, dann gehen wir alle gemeinsam. Meine eigenen Kinder nennen die anderen Kinder ihre Geschwister und sie behandeln sich auch so. Sie mögen sich alle wie richtige Geschwister, respektieren sich. Es ist auch für sie sehr schön, dass sie dadurch auch das Bild einer richtigen Familie bekommen, sie haben Geschwister, einen Papa, eine Mama. Denn wir erfüllen für sie diese Funktion als ihre Betreuer:innen und das gibt auch den Kindern ganz viel.

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Ich arbeite von 16 Uhr bis 8 Uhr am nächsten Tag. Ich habe also Nachtschicht und meine Frau arbeitet dann tagsüber. Wir lösen uns ab, tauschen uns aus und informieren uns darüber, was so los war.

Bemerkst du, dass die Kinder unterschiedliche Beziehungen zu SOS-Kinderdorfmüttern als zu –vätern haben?

Ich glaube, die Beziehung ist die gleiche, egal ob ich Vater oder Mutter bin, weil wir alle die gleiche Gabe der Fürsorge haben, um die Kinder zu schützen und für sie da zu sein. Deswegen denke ich, dass die Beziehung an sich die gleiche ist. Wenn ich dann etwa einmal nicht da bin, vermissen sie mich besonders und fragen "Und der tío? Wann kommt der tió?" (Anmerkung der Redaktion: tío bedeutet auf Spanisch Onkel. Die Kinder in Lateinamerika nennen ihre Betreuer:innen oftmals Onkel oder Tante)

Der Schutz, die Betreuung, die Beziehung und der Respekt, die zwischen den Kindern und den Betreuer:innen entstehen, sind gleich. Je nachdem, mit wem sie mehr Zeit verbringen, vermissen sie den- oder diejenige natürlich auch mehr, wenn man einmal nicht da ist.

Was ist der wichtigste Aspekt einer männlichen Vorbildfigur bei den SOS-Kinderdörfern?

Ein männliches Vorbild ist sehr wichtig in den Programmen. Das sage nicht ich, das sagen die Kinder. Nicht nur mit Worten, aber auch dadurch, wie sie sich verhalten, durch ihre Gesten. Ich sehe, dass sie sich freuen, in der Familie eine Vaterfigur zu haben. Auch, wenn ich in den anderen Häusern des SOS-Kinderdorfs vorbeischaue, fragen dort die Kinder "Tío, bleibst du bei uns?" Sie sind ganz aufgeregt, wenn ich dort bin, wollen mit mir spielen, es heißt andauernd "Tío, lass uns Fußball spielen, lass uns dies und das machen". Sie hängen an mir und ich glaube, diese Vaterfigur ist sehr wichtig für sie, damit sie sich gut entwickeln können hier im SOS-Kinderdorf. Ich denke, dass es für sie sehr motivierend ist, wenn sie Vaterliebe spüren.

Ich bin der SOS-Kinderdorfvater, sie kommen zu mir, rufen mich, wenn jemand in einem der anderen Häuser Geburtstag hat, bringen sie mir ein Stück Kuchen vorbei. "Tío, schau mal, ich hab an dich gedacht, hier hast du ein Stück von meinem Geburtstagskuchen." Und das bewegt mich wirklich sehr, denn das bedeutet, dass sie sich an mich erinnern. Das ist ein sehr schönes Gefühl.

Es ist wichtig, den Kindern und Jugendlichen ein Vorbild zu sein, sagt Edison. So gewinne man ihr Herz - und das sei das Beste bei seiner Arbeit. 

Was ist das Wichtigste bei deiner Arbeit?

Am wichtigsten ist, dass man ihr Herz gewinnt, ihr Vertrauen und ihre Liebe. Das ist für mich als Betreuer das Schönste, wenn ich fühle, dass sie mich vermissen, dass sie einen umarmen – sogar die Älteren, die sich oft weniger körperlich ausdrücken als die Kleinen. Aber selbst sie kommen angerannt, umarmen mich und sagen "Tío, ich hab dich vermisst!" oder "Tío, ich hab von dir geträumt" Und ich antworte dann: "Ihr habt mir auch sehr gefehlt." Diese Beziehung ist besonders, ich weiß, dass sie mich vermissen, wenn ich nicht arbeite. Auch wenn ich frei habe, denke ich natürlich an die Kinder, ich spreche mit meiner Frau über sie, ich frage, wie sie sich benommen haben, was sie gemacht haben. Das Zuhause meiner eigenen Familie ist sehr nahe am SOS-Kinderdorf gelegen. Die Kinder sehen mich also auch, wenn ich frei habe und fragen "Tío, wie geht’s, wann kommst du wieder zu uns?"

Dass sie wirklich diesen Wunsch haben, mit mir Zeit zu verbringen, das ist sehr, sehr schön. Ich habe meine Familie erweitert und die Kinder selbst sagen mir "Tío, du hast jetzt nicht nur zwei Kinder, sondern elf!" Und ich habe genug Liebe für alle.

Wie alt sind deine eigenen Kinder?

Meine Tochter ist drei Jahre alt. Und mein Sohn ist 6, er ist schon in der Schule.

Sie sind noch klein, was sagen sie dazu, dass du auch auf andere Kinder aufpasst?

Meine Kinder wissen, dass ihre Mama abends bei ihnen bleibt, wenn ich arbeiten gehe. Wenn ich morgens komme, sprechen wir gemeinsam und sie fragen mich "Gehst du zu den anderen Geschwistern in die Arbeit?" Sie wollen dann meistens mitkommen. Ich antworte ihnen dann zum Beispiel, dass sie am nächsten Tag mitkommen können, wenn wir etwa einen Ausflug ins Kino geplant haben. Darüber freuen sie sich. Meine eigenen Kinder freuen sich darauf, Zeit mit ihren anderen Geschwistern zu verbringen. Sie haben eine geschwisterliche Liebe zu den anderen entwickelt, sie spielen gemeinsam, rufen mich mit ihrer Mutter über Video an, wir haben wirklich eine sehr schöne Familienbeziehung.

Meine Kinder werden auch nicht eifersüchtig, sie finden meine Arbeit gut und ich bin immer wieder überrascht, wie gut sie damit umgehen und niemals Eifersucht entwickelt haben oder so. Das motiviert mich auch für meine Arbeit, weil meine Kinder unser Zuhause und die Tatsache akzeptieren, dass sie jetzt nicht mehr nur zu zweit sind, sondern eine größere Familie. Anfangs hatte ich davor Angst, dass es hier Probleme geben würde oder dass meine Kinder eifersüchtig würden – aber wir haben ihnen erklärt, dass das unsere Arbeit ist, dass ich jetzt auf Kinder aufpasse, die auch ihre Geschwister sind. Dass sie mit ihnen spielen, Zeit verbringen werden, und sie haben sich so gut damit arrangiert, dass ich wirklich überrascht war. Es hat von Beginn an sehr gut geklappt.

Diese Arbeit bei den SOS-Kinderdörfern hilft mir auch, persönlich und spirituell zu wachsen, in jeder Hinsicht. Es ist eine so schöne Arbeit, bei der ich immer wieder neues lerne, denn jedes Kind, das zu uns kommt, ist einzigartig. Es ist immer eine neue Erfahrung als Betreuer und Bezugsperson, ein ständiges Lernen, das wohl nie aufhören wird.

Was Edison an seiner Arbeit besonders liebt? "Es ist ein ständiges Lernen, das wohl nie aufhören wird." 

Wie ist es euch während der Pandemie ergangen?

Ich habe mitten in der Pandemie angefangen mit der Arbeit. Das war schwierig, weil die Schulen oft die gesamte Verantwortung an die Kinder oder uns übergeben haben. Die Lehrer:innen erklärten etwa für eine halbe Stunde ein Thema – danach sollten die Kinder alleine ihre Aufgaben machen. Es war für uns und die Kinder schwierig, sich an den Online-Unterricht zu gewöhnen, es fiel ihnen schwieriger, sich zu konzentrieren. Denn es ist nicht das gleiche, ob man selbst in der Schule sitzt oder eben alleine vor einem Computer.

Aber letztendlich haben wir auch hier viel gelernt, denn trotz der Schwierigkeiten haben sie viel geleistet. Es war viel Arbeit manchmal, aber wir haben diese Etappe der Pandemie – den Online-Unterricht – erfolgreich überstanden. Es war auch für uns erfreulich, sich in den Online-Klassen wieder an vieles zu erinnern, das man vor so vielen Jahren selbst gelernt, aber wieder vergessen hat. Oft haben die Kinder mir dann erklärt, wie es richtig geh: "Nein, tío, das stimmt so nicht. Schau, so geht es richtig." Da habe ich gemerkt, dass sie trotz des Online-Unterrichts viel gelernt haben.

Siehst du dich auch als Vorbild für andere Männer in Kolumbien?

Ich denke schon, dass ich ein Vorbild sein könnte. Einmal vielleicht durch meine Art und auf der anderen Seite durch meine Rolle, auf Kinder aufzupassen und ihnen den Schutz zu geben. Wir leben immer noch in einer sehr machistischen Gesellschaft, auch wenn wir das nicht denken wollen. Die Familie ist Aufgabe der Mutter, sie muss kochen, auf die Kinder aufpassen, sie in der Schule unterstützen – das kann doch nicht sein. Es ist eine Arbeit, in der wir Männer und Väter uns auch empowern müssen, denn die Dinge sind nicht mehr wie früher, als der Vater nur das Geld nach Hause gebracht hat. Heute müssen sich Väter auch mit dem Großziehen und der Bildung ihrer Kinder beschäftigen.

Deswegen finde ich, dass die Arbeit als SOS-Kinderdorfvater ein gutes Beispiel für die Kinder ist, um diese veraltete Idee aus den Köpfen zu bringen, dass Haushalt und Familie allein Aufgabe der Frauen und Mütter seien. Aus diesem Grund helfen uns auch die Kinder und Jugendlichen, wenn wir das Haus putzen, sie haben ihre Aufgaben und wir beaufsichtigen sie. Sie müssen Verantwortung übernehmen, damit sie im Leben zurechtkommen und nicht denken, dass Hausarbeit nur Frauensache ist. Es ist die Aufgabe von beiden, wir müssen uns das aufteilen.

Die Ältesten in unserer Familie wollen vieles lernen. "Tío, ich will lernen, Reis zu kochen", sagen sie zum Beispiel. Dann erkläre ich es ihnen. Natürlich dürfen sie nicht einfach mit Messern hantieren oder so, aber ich zeige ihnen, wie es geht. Sie fragen oft, ob ich mit Liebe koche, weil es ihnen so gut schmeckt. Und ich antworte ihnen: "Natürlich, ich koche immer mit viel Liebe!" Ich gebe immer mein Bestes, damit es ihnen schmeckt und sie glücklich sind.

Welche Botschaft hoffst du, an deine Kinder weiterzugeben?

Ich gebe ihnen immer viele Ratschläge und spreche mit ihnen über die verschiedenen Werte: den Respekt, andere Personen wertzuschätzen, andere Menschen zu respektieren ganz egal, wie sie aussehen, woher sie kommen oder welches Geschlecht sie haben. Das ist sehr wichtig, da wir immer noch in einer Zeit leben, in der es Rassismus gibt und in der sich oft wenig um andere Menschen gekümmert wird. Ich schärfe ihnen immer wieder ein, dass es wichtig ist, andere zu schätzen und zu respektieren. Deswegen muss auch ich mit gutem Beispiel vorangehen, denn es reicht nicht, ihnen das alles nur zu sagen, wir müssen es ihnen vorleben. Wenn sie sehen, dass ich anderen Menschen respektvoll begegne, dann ist das für sie lehrreicher als tausend Worte.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie es nicht gleich verstehen oder für wichtig nehmen, aber sie haben das schon verinnerlicht. Wenn sie das SOS-Kinderdorf verlassen, dann setzen sie das auch in die Tat um und sprechen dann mit mir darüber. Oft setzen sie das nicht genau in dem Moment um, in dem man es ihnen sagt, sondern brauchen ein wenig Zeit dafür.

 

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