
Demokratische Republik Kongo
Warum die SOS-Kinderdörfer in der DR Kongo helfen
Warum die SOS-Kinderdörfer in der DR Kongo helfen
Die Demokratische Republik Kongo gehört zu den ärmsten Ländern auf dem afrikanischen Kontinent. Es herrschen katastrophale Verhältnisse, hervorgerufen durch jahrzehntelangen Bürgerkrieg. Millionen Menschen haben ihr Leben verloren, die Binnenflucht hat unvorstellbare Dimensionen erreicht. Folter, Vergewaltigungen und Mord stehen nach wie vor auf der Tagesordnung. Diese Gewalt macht auch vor Kindern nicht halt: Sie werden als Soldaten zwangsrekrutiert oder für Sexarbeit versklavt. Tod durch Krankheiten und Epidemien ab dem Säuglingsalter sind traurige Realität in einem Land, das viele bereits aufgegeben haben.
Reich an natürlichen Ressourcen, aber nicht genügend Stabilität

Die Demokratische Republik Kongo wurde im Jahr 1908 als belgische Kolonie gegründet. Im Juni 1960 erklärte die DR Kongo ihre Unabhängigkeit von Belgien. Seither ist die Geschichte des Landes von Krieg und Korruption geprägt.
Joseph Mobutu gelangte im Jahr 1965 durch einen Militärputsch an die Macht und benannte die "Republik Kongo" in "Zaire" um. 1997 wurde Mobutus Regime durch einen Aufstand gestürzt, und der Name des Landes wurde wieder geändert - diesmal in die "Demokratische Republik Kongo". Eine Koalition aus ruandischen und ugandischen Truppen war in Zaire einmarschiert, um gegen die Hutu-Milizen auf kongolesischem Territorium vorzugehen und, wenn möglich, Mobutu zu töten.
Die Demokratische Republik Kongo hat seither keine politische Stabilität erlangen können, da der Konflikt und die Menschenrechtsverletzungen weiter anhalten. In der DR Kongo leben schätzungsweise 71 Millionen Menschen. Obwohl das Land reich an Bodenschätzen ist, gehören die Menschen im Kongo zu den ärmsten in ganz Afrika. Das Ausmaß des Leides, dem die Bevölkerung aufgrund des langen und grausamen Bürgerkrieges ausgesetzt war, lässt sich nicht in Worte fassen. Schätzungen zufolge sind Millionen von Menschen direkt oder indirekt an den Folgen des Krieges gestorben.
Die Gewalt hält weiter an - Tausende von Zivilisten gefoltert, ermordet und vertrieben
Bis Dezember 2010 waren ca. 1,6 Millionen Menschen in der DR Kongo vor allem in den östlichen Provinzen des Landes zu Binnenflüchtlingen geworden. Hunderttausende von Kongolesen werden nach wie vor durch die Gewalttaten vertrieben; unter ihnen sind auch viele Kinder und Jugendliche. Zu den Hauptgründen für die Vertreibungen zählen interethnische Auseinandersetzungen, Militäroperationen bewaffneter Gruppen, die illegale Ausbeutung von Ressourcen und Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überflutungen und großflächige Brände. Die Kämpfe in der DR Kongo werden durch den extremen Reichtum an Bodenschätzen weiter angeheizt.
Millionen von Kongolesen leben unter unvorstellbaren Bedingungen. Schwere Nahrungsmittelknappheit und verheerender Hunger prägen das Leben so vieler Menschen - 75 Prozent der Bevölkerung sind schwer unterernährt. Millionen von Menschen haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Sie haben keine menschenwürdige Behausung, kein Trinkwasser und keine sanitären Einrichtungen. Aufgrund dieser Situation kam es im März 2011 zu einem schweren Ausbruch von Cholera - binnen weniger Tage erkrankten Tausende von Menschen. Insgesamt waren 74 Todesopfer zu beklagen, und 1400 Menschen erkrankten, da sich das Cholera-Virus durch einen Fluss nach Equateur, Bandundu und in die Landeshauptstadt Kinshasa ausbreiten konnte.
Während die Cholera in den Industrienationen dank moderner Abwassersysteme und Wasseraufbereitungsanlagen praktisch ausgerottet werden konnte, bricht diese Krankheit in armen Ländern wie der DR Kongo immer wieder aus. Viele Kongolesen leiden auch an weiteren ansteckenden Krankheiten wie Hepatitis A, Malaria und Typhus. Die Lebenserwartung bei der Geburt ist mit 48 Jahren sehr niedrig. Die DR Kongo ist auf dem Human Development Index der Vereinten Nationen immer unter den letzten zehn Plätzen zu finden.
Kinder brauchen dringend Schutz

Kinder gehören ganz eindeutig zur schwächsten Bevölkerungsgruppe in der Demokratischen Republik Kongo. Trotz zahlreicher Proteste durch die Völkergemeinschaft wird die Rekrutierung von Kindersoldaten für den bewaffneten Konflikt im Land immer noch systematisch und in großen Ausmaß betrieben.
In der DR Kongo gibt es mit die höchste Anzahl von Kindersoldaten in ganz Afrika. Sie werden zum Töten und unvorstellbar brutalem Foltern ausgebildet. Diese Kinder haben nie die Freuden der Kindheit erlebt. Viele von ihnen können nicht mehr in ihre Gemeinden zurückgeführt werden. Als Folge des Krieges und des hohen Armutsniveaus wachsen viele kongolesische Kinder ohne die Obhut und Fürsorge einer Familie auf.
In den letzten Jahren haben verschiedene Organisationen ihre Bemühungen für die Zusammenführung von Familien verstärkt, da Tausende von kongolesischen Familien in Folge des bewaffneten Konflikts getrennt worden waren. Im Jahr 2011 konnten einige ehemalige Kindersoldaten im Alter von 10 bis 17 Jahren aus dem östlichen Teil des Landes zu ihren Familien zurückkehren. Die DR Kongo ist darüber hinaus Herkunfts- und Bestimmungsland für Kinder, die vor allem in den instabilen östlichen Provinzen des Landes Zwangsarbeit und kommerzielle Sexarbeit verrichten müssen.
Es gab Berichte über kongolesische Mädchen, die in Zelten oder zu Bordellen umfunktionierten Hütten zur Prostitution gezwungen wurden. Der Kinderhandel wird größtenteils innerhalb der Landesgrenzen betrieben. Es gibt viele Indikatoren für die tragische Situation der Kinder im Kongo - die Sterblichkeitsrate der Säuglinge und Kinder unter fünf Jahren ist mit 199 pro 1000 Lebendgeburten extrem hoch, und in vielen tausend Fällen werden Geburten nicht durch medizinisches Fachpersonal betreut. Die Mangelernährung ist eine der Hauptursachen für die hohe Kindersterblichkeitsrate des Landes.
In der DR Kongo sind die Lebensbedingungen vor allem für kleine Kinder aufgrund mangelnder Kenntnisse über Hygiene und Ernährungsbedarf besonders gefährlich. Das schlechte Gesundheitssystem des Landes, das durch das Fehlen von medizinischem Personal, schlechter oder komplett fehlender Infrastruktur und medizinischer Ausrüstung gekennzeichnet ist, verschärft die ohnehin prekären Lebensbedingungen weiter. Die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern wird häufig durch chronische Mangelernährung stark gebremst. Einige Landesteile sind wiederholt von Cholera-Epidemien, Polio und Masern heimgesucht worden. Tausende von Kindern sterben an Krankheiten, die in den Industrienationen leicht geheilt werden könnten.
SOS-Kinderdorf in der Demokratischen Republik Kongo
Seit dem Jahr 2004 betreibt SOS-Kinderdorf auch SOS-Familienstärkungsprogramme, um vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedrohten Kindern das Aufwachsen in einer liebevollen familiären Umgebung zur ermöglichen. Hierfür arbeitet SOS-Kinderdorf direkt mit Familien und Gemeinden zusammen, um sie in die Lage zu versetzen, ihre Kinder zu beschützen und versorgen zu können. Derzeit unterstützt unsere Organisation kongolesische Kinder und Jugendliche an drei verschiedenen Standorten durch Kindertagesstätten, Schulen, Berufsbildungszentren und medizinische Zentren. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie.
Anzahl der Standorte
4
Familien und Bildung für
6.297
Kinder und Erwachsene
Seit
1987
im Land aktiv
Familie für elternlose Kinder
- SOS-Kinderdörfer: Dort finden 389 elternlose und verlassene Kinder ein liebevolles Zuhause. Die Mädchen und Jungen wachsen in einer Familie zusammen mit Geschwistern auf und werden von einer SOS-Kinderdorf-Mutter betreut.
- Jugendbetreuung: Wenn Jugendliche aus unseren SOS-Kinderdörfern eine weiterführende Schule besuchen oder eine Ausbildung beginnen, ziehen sie in Jugendwohngruppen um. Dort betreuen und begleiten wir 80 junge Menschen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit.
- Wohngruppen: 101 Kinder und Jugendliche, die vorübergehend Unterstützung benötigen, betreuen wir familiennah in kleinen Wohngruppen. In der Regel liegt hier der Schwerpunkt auf der Reintegration der Kinder in ihre Herkunftsfamilie.
Hilfe für Familien in Not
Die SOS-Kinderdörfer unterstützen und beraten Familien in Not, um sie vor dem Zerbrechen zu bewahren und gemeinsam Wege aus der Krise zu finden. Unsere Familienhilfe gibt so 4.869 Kindern und Eltern eine Perspektive. Das Hilfsangebot umfasst z.B.:
- Zugang zu Bildung für Mädchen und Jungen, z.B. durch Unterstützung für Schulgebühren, Schuluniformen und Lernmaterialien oder Förderunterricht.
- Gesundheitsversorgung
- Erziehungs- und Familienberatung, psychologische Unterstützung
- Fortbildung und Berufsberatung
Bildung
- Frühkindliche Bildung: Die Kindertagesstätten unserer SOS-Kinderdörfer stehen auch Mädchen und Jungen aus der Nachbarschaft offen. 173 Mädchen und Jungen werden so in einem geschützten Umfeld betreut und in ihrer Entwicklung gefördert.
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Grund- und Sekundärbildung: Unsere Hermann-Gmeiner-Schulen bieten eine hochwertige Schulbildung. Kinder und Jugendliche aus den SOS-Kinderdörfern und deren Nachbarschaften besuchen dort den Unterricht. Darüber hinaus bieten wir z.B. Alphabetisierungskurse für Eltern oderUmwelterziehungfür Mädchen und Jungen aus dem SOS-Kinderdorf als auch für Kinder aus den umliegenden Gemeinden an. 584 Schulkinder und Erwachsene haben dadurch Zugang zu Bildung.
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Berufsausbildung: Mit unseren Ausbildungsinitiativen und Fortbildungsangeboten fördern wir gezielt 100 sozial benachteiligte junge Menschen und Eltern.
Gesundheit
- Medizinische Hilfe: Die Krankenstationen der SOS-Kinderdörfer bieten Kindern, Eltern und schwangeren Frauen eine medizinische Grundversorgung. Mit insgesamt 0 Behandlungen im vergangenen Jahr leisteten unsere Ärzt:innen und Pflegekräfte oftmals lebensrettende Hilfe.