Addis Abeba - Ein Jahr nach Beginn hat sich der Konflikt in Äthiopien zu einer schweren humanitären Krise entwickelt. "Selbst wenn die Kämpfe morgen enden würden, wären die Auswirkungen auf die Familien enorm. Es wird Jahre dauern, bis sie sich erholen", sagt Sahlemariam Abebe, Nationaler Leiter der SOS-Kinderdörferin Äthiopien. Letzte Woche hat die Regierung dort den Ausnahmezustand ausgerufen.
Am meisten leiden die Kinder. Nach UN-Angaben sind von den über zwei Millionen Binnenvertriebenen 44 Prozent Kinder. Die Zahl der Kinder, die an Unterernährung leiden, hat massiv zugenommen und nach UN-Schätzungen sind drei Millionen Schüler in den betroffenen Regionen Tigray, Afar und Amhara von jeglicher Bildung ausgeschlossen.
Kinder in Äthiopien brauchen Schutz
Abebe sagt: "Diese humanitäre Krise ist aufgrund der weit verbreiteten Fehlinformationen und Hassreden in den sozialen Medien noch komplexer. Sie verschärfen den Konflikt zusätzlich. Dazu kommen die Auswirkungen der Pandemie, die die Familien und Gemeinschaften ertragen müssen." Aktuell sei völlig unklar, wie sich der Konflikt weiter entwickeln werde. "Die Kinder zu unterstützen, ist jetzt am allerwichtigsten. Sie brauchen Schutz, Betreuung und Hilfe bei der Verarbeitung ihrer Traumata. Verlassenen Kindern müssen wir helfen, ihre Familien wiederzufinden", sagt Abebe. Seine Forderung an die Parteien: "Die Kämpfe müssen aufhören!"
SOS-Kinderdörfer vor Ort
Von den sieben SOS-Kinderdörfern in Äthiopien liegt aktuell eines, das SOS-Kinderdorf Mekelle, in der umkämpften Region. Allen Kindern, Müttern und Mitarbeiter:innen dort geht es momentan gut.