Schwangere Mädchen sowie werdende Väter dürfen in Burundi ab sofort nicht mehr zur Schule gehen. Nach Informationen der SOS-Kinderdörfer hat die Regierung des Landes diesen Erlass verkündet, um andere Jugendliche abzuschrecken, schwanger zu werden.
"Der Beschluss muss sofort zurückgenommen werden. Er ist ein schwerer Verstoß gegen Kinder- und Menschenrechte sowie gegen den Opferschutz", sagt Patrick Bizimana, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Burundi. "Er trifft diejenigen Mädchen besonders hart, die aufgrund einer Gewalttat oder einer Zwangsehe schwanger geworden sind. Statt sie zu schützen, werden sie zusätzlich bestraft." Mädchen würden besonders diskriminiert, da ihnen – anders als den potentiellen Vätern – die Schwangerschaft anzusehen sei. Die Regelung verbiete es den Betroffenen auch, ihre Schulbildung nach der Geburt fortzuführen.
"Statt Jugendlichen die Schule zu verbieten, sollten wir jede Anstrengung aufbringen, sie allen zu ermöglichen, egal unter welchen Umständen", betont SOS-Leiter Bizimana. Schulbildung habe entscheidenden Einfluss auf die gesamte Entwicklung eines Menschen, auf seine Gesundheit, seinen Lebensstandard. Auch die Gesellschaft des Landes werde massiv davon beeinflusst. 62 Prozent der heutigen Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren sind entweder gar nicht in die Schule gegangen oder haben ihre Schulbildung vorzeitig beendet.
Für Kinderrechte und Bildung: SOS-Kinderdörfer in Burundi
Die SOS-Kinderdörfer in Burundi setzen sich seit Jahrzehnten intensiv für Kinderrechte und Bildung ein. Die fünf Kindergärten, fünf Grundschulen und eine Sekundarschule gelten als Vorzeige-Einrichtungen im ganzen Land. Zudem trägt die Organisation mit zahlreichen Maßnahmen dazu bei, das Bewusstsein unter Schülern, Lehrern und Gemeindemitgliedern für ungewollte Schwangerschaften und Zwangsheirat zu schärfen.