Die Ebola-Epidemie in Westafrika hat bereits weit über tausend Kindern das Leben gekostet. Doch nicht nur das tödliche Virus, auch behandelbare Krankheiten wie Malaria fordern immer mehr Opfer. Der Grund: "Ebola hat unser Gesundheitssystem zerstört", sagt George Kordahi, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Liberia. Unterdessen leistet die Klinik der SOS-Kinderdörfer in der liberianischen Hauptstadt Monrovia weiter lebensrettende medizinische Hilfe rund um die Uhr.
Bislang wurden in Westafrika nach WHO-Angaben über 5000 Ebola-Tote und mehr als 14.000 Infektionen registriert. Bei jedem fünften bestätigten Fall handelt es sich um ein Kind. Nach der offiziellen Statistik hat die Krise also bereits über 1000 Kinderleben gefordert. Die tatsächliche Zahl der Ebola-Opfer dürfte jedoch weit höher sein, denn Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Doch das ist noch nicht die ganze Wahrheit.
Malaria und Typhus: Vor allem Kinder sind gefährdet
Dem Ebola-Ausbruch sind die ohnehin schwachen Gesundheitssysteme in Liberia, Sierra Leone und Guinea nicht gewachsen. Nach WHO-Angaben starben in den drei Krisenländern bislang über 300 Pfleger und Ärzte an Ebola, viele Krankenhäuser mussten schließen. Während sich die internationale Hilfe auf den Kampf gegen die tödliche Seuche konzentriert, bleiben Menschen mit lebensbedrohlichen, aber behandelbaren Krankheiten wie Malaria oder Typhus unversorgt. Vor allem Kinderleben sind dadurch gefährdet.
Wie viele Opfer der Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung bislang gefordert hat, lässt sich nur schwer beziffern. Allein in Liberias Hauptstadt Monrovia müssten deswegen Woche für Woche etwa zehn Kinder sterben, so eine grobe Schätzung von Quendi Appleton, Verwaltungsleiterin der SOS-Klinik vor Ort. Fakt ist: Die Ebola-Epidemie wütete in den vergangenen Monaten während der Regenzeit, wenn die Malaria-Gefahr am größten ist. Vor dem Ebola-Ausbruch starben in den drei Krisenländern rund 7000 Menschen im Jahr an Malaria - ein Großteil davon Kinder.
"Wir retten jeden Tag Kinderleben"
Die SOS-Klinik in Monrovia hat weiter 24 Stunden am Tag geöffnet, nachdem sie Mitte September nach dem Tod einer Krankenschwester für etwa eine Woche vorübergehend geschlossen worden war. "Wir retten jeden Tag Kinderleben", sagt Quendi Appleton. "Die Zahl der Notfälle ist seit dem Ebola-Ausbruch stark gestiegen, die meisten haben hohes Fieber, Malaria, Typhus oder Lungenentzündung. Wir behandeln fast 300 Kinder im Monat." In Zusammenarbeit mit Ärzte ohne Grenzen hat die SOS-Klinik jetzt personelle Verstärkung erhalten und richtet eine Intensivstation ein.
Die SOS-Klinik in Monrovia nimmt zwar keine Ebola-Patienten auf, sondern überstellt sie an die Ebola-Behandlungszentren. Wegen des hohen Infektionsrisikos behandeln die medizinischen Mitarbeiter ihre Patienten jedoch in Schutzanzügen Eine neue Lieferung wird dringend benötigt.