Die Demokratische Republik Kongo zählt zu jener traurigen Liste von Ländern, in denen ein jahrelanger Bürgerkrieg zwischen unterschiedlichen rivalisierenden Stämmen, Milizen, Warlords und Truppen zahlreicher Nachbarstaaten die Zivilbevölkerung in nacktes Elend stürzte.
Kein Konflikt nach dem Zweiten Weltkrieg forderte derart viele Menschenleben. Seit 1998 starben geschätzte 3,8 Millionen Menschen in Folge der gewaltsamen Auseinandersetzungen, entweder kamen sie direkt in Kriegshandlungen ums Leben oder durch Hunger und Krankheiten, weil die Versorgung völlig zusammengebrochen ist.
Ein Friedensabkommen aus dem Jahr 2002 konnte bis heute im Gebiet der Großen Seen keine Befriedung bewirken, rund 13.000 Blauhelme sollen im Ostkongo für Ruhe und Stabilität sorgen, doch nach wie vor herrscht Unsicherheit und Anarchie, kommt es zu Gewaltausbrüchen, zu Übergriffen auf die Zivilbevölkerung, sind der Osten und Norden des Landes de facto unregierbar.
Vor 15 Jahren wurde das SOS-Kinderdorf in Bukavu, eine Schule und ein Kindergarten in der östlichen Unruheprovinz Süd-Kivu eröffnet. Es folgten eine Jugendeinrichtung und eine Krankenstation, die die katastrophale medizinische Versorgung der Bevölkerung im Umland verbessern hilft. 1997 wurde in Uvira, 120 km südlich von Bukavu, ein Nothilfedorf errichtet, um Kriegswaisen und verlassene Kinder unterzubringen und zu betreuen und sie, wenn möglich, mit ihren Familien zusammenzuführen. In Uvira gibt es ebenfalls eine Grundschule, einen Kindergarten und ein medizinisches Zentrum, die endgültige Fertigstellung des SOS-Kinderdorfes hat sich bis zum heutigen Tag wegen der unsicheren Lage in der Region verzögert. An beiden Standorten gibt es außerdem ein SOS-Sozialzentrum, wo Menschen psychologischen Beistand erhalten, in Gesundheitsfragen, u.a. hinsichtlich HIV/AIDS, beraten werden und die Gemeindearbeit unterstützt wird.
Immer wieder gerieten die Dörfer in Bukavu und Uvira in den Strudel der politischen Ereignisse, mussten Evakuierungspläne vorbereitet werden, kam es zu Plünderungen der Einrichtungen, nutzten Milizen und Soldaten das SOS-Kinderdorf-Gelände als vorübergehende Lagerstätte.
Wie sieht die Situation heute aus, welche Perspektiven haben die Menschen in der Region Süd-Kivu, welche Lebensbedingungen finden die Kinder vor, wie bewältigen die Mitarbeiter, Mütter und Kinder der SOS-Kinderdörfer den schwierigen Alltag? Marthe Kagane, die Direktorin von SOS-Kinderdorf im Land, dessen Zentrale in Bukavu angesiedelt ist, antwortet auf diese und andere Fragen.