Seit der Gewalteskalation in Nahost sind acht Kinder und Jugendliche sowie ein Erwachsener aus den Programmen der SOS-Kinderdörfer in Gaza und in Israel getötet worden. Nelly Geva, Nationaldirektorin der SOS-Kinderdörfer in Israel, berichtet über die Lage der Kinder und Jugendlichen in unseren israelischen Programmen.
Nelly Geva ist Nationaldirektorin der SOS-Kinderdörfer in Israel. Foto: Ilan Spira
Wie geht es den Kindern in den Programmen der SOS-Kinderdörfer in Israel? Wie ist ihre psychologische Verfassung?
In der gegenwärtigen Situation beginnen wir, Symptome einer akuten Belastungsstörung zu sehen. Die Kinder haben Angst. Das führt zu impulsivem und sogar gefährlichem Verhalten
Was tun Sie, um die Kinder und Jugendlichen zu unterstützen?
Wir haben die Zahl der Mitarbeitenden erhöht und die Anwesenheit von Wachleuten verstärkt, um ein Gefühl der Sicherheit zu schaffen, und unsere Psycholog:innen führen täglich Gruppen- und Einzelgespräche durch, die auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen abgestimmt sind. Wir führen Aktivitäten durch, damit sie zur Ruhe kommen. Die Kinder stehen in Kontakt mit ihren leiblichen Familien, um sicherzustellen, dass es ihnen gut geht. Einige der Familien sind in grenznahen Siedlungen untergebracht oder wurden evakuiert. Wir haben den Zugang zu den Medien eingeschränkt und vermitteln den jungen Kindern die Nachrichten so, dass sie die Informationen verarbeiten können.
Haben die Kinder und Jugendlichen selbst Gewalt erlebt? Gibt es Bombenangriffe in der Umgebung der SOS-Kinderdörfer?
Einige der Kinder und Jugendlichen im Süden haben die Gewalt miterlebt, als sie in den Ferien bei ihren leiblichen Familien waren. Einige unserer jungen Leute in den Jugendwohngruppen werden einberufen oder dienen in der Reserve. Raketen werden auf ganz Israel abgefeuert. Wir erleben jeden Tag Bombenangriffe.
Wie ist die aktuelle Situation für Kinder und Jugendliche in Israel im Allgemeinen?
Die derzeitige Situation für Kinder und Jugendliche in Israel ist von großer Unruhe und Unsicherheit begleitet. Der Schulbetrieb ist noch nicht wieder aufgenommen worden. Das Leben ist noch nicht wieder in Gang gekommen. Es gibt keinen Unterricht, die meisten Geschäfte und Freizeiteinrichtungen sind geschlossen. Wir alle müssen uns in der Nähe von Schutzräumen aufhalten.
Was sind Ihre größten Sorgen?
Wir machen uns vor allem Sorgen um die Sicherheit von allen. Wie können wir den Menschen im Süden Israels helfen, die unter den Folgen des 7. Oktober leiden? Wir sind besorgt über die Ausweitung des Krieges. Und wir sind in großer Sorge um die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen, die von der Hamas in Gaza als Geiseln genommen wurden, und wir wissen nicht, wie es ihnen geht.