09. Dezember 2019 | NEWS

Tag der Menschenrechte

Alle acht Minuten kommt ein staatenloses Kind zur Welt. SOS-Kinderdörfer fordern Zugehörigkeit für alle Minderjährigen

Millionen Kinder auf der Welt sind staatenlos. Foto: Rehman Asad

Millionen Kinder auf der Welt sind staatenlos und damit jeglicher Rechte und Zukunftschancen beraubt. Zum Tag der Menschenrechte (10.12.) weisen die SOS-Kinderdörfer darauf hin, dass staatenlose Kinder unzähligen Diskriminierungen ausgesetzt sind und ihnen elementare Grundrechte wie der Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung verwehrt werden.

"Sie werden ignoriert, weil sie auf keinem staatlichen Dokument erscheinen. Staatenlose Kinder leben in allen Ländern der Welt, aber nicht einmal die Hälfte der Staaten erhebt Daten über sie, Zählungen und genaue Statistiken sind selten", sagt Louay Yassin, Pressesprecher der Hilfsorganisation in München. Schätzungsweise alle sieben bis acht Minuten werde ein Kind geboren ohne Aussicht auf eine Staatszugehörigkeit. "Jedes Kind hat ein Recht auf Zugehörigkeit. Wir fordern alle Regierungen dazu auf, Verantwortung für diese Kinder zu übernehmen, ihnen Geburtsurkunden auszustellen und rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die das Risiko von Staatenlosigkeit vermindern", sagt Yassin.

Diskriminiert und ohne Rechte - staatenlose Kinder:

  • In über 30 Ländern weltweit erhalten Kinder ohne gültige Dokumente keine medizinische Versorgung.
  • In mindestens 20 Ländern haben sie kein Recht auf Impfschutz.
  • Mehr als 35 Länder verweigern es Müttern, ihre Nationalität an ihre Kinder weiterzugeben. Ist der Vater unbekannt oder nicht verfügbar, wachsen die Kinder staatenlos auf.

Die Gründe für Staatenlosigkeit sind vielfältig:

So werden beispielsweise Kinder in die Staatenlosigkeit getrieben, weil sie einer ethnischen Minderheit angehören. "In Myanmar etwa wird Angehörigen der Rohingya die Staatsangehörigkeit verweigert, auch wenn sie bereits seit Generationen im Land leben", sagt Yassin. Betroffen sind etwa eine Million Kinder und Erwachsene.

In der Elfenbeinküste leben ebenfalls 700.000 staatenlose Menschen. Allein 300.000 davon sind ehemalige Findelkinder, die kategorisch keine Staatsbürgerschaft bekommen. Sie dürfen keine höhere Schule besuchen, kein Land besitzen, kein Bankkonto eröffnen, nicht wählen.

Auch die ungeklärte Situation nach der Auflösung von Ländern wie der Sowjetunion und Jugoslawien hat zu Staatenlosigkeit geführt. Kinder und Erwachsene aus diesen Ländern stellen die größte Gruppe der 600.000 staatenlosen Menschen in Europa.

Dass es auch anders gehe, zeigt laut Yassin das Beispiel Kolumbiens. Dort hat die Regierung in diesem Jahr beschlossen, dass Kinder venezolanischer Flüchtlinge, die im Land geboren werden, auf Wunsch der Eltern die kolumbianische Staatsangehörigkeit erhalten können.

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