07. Februar 2021 | NEWS

Vergessene Krise in Kolumbien

Immer mehr Kinder aus Venezuela kommen alleine über die illegale Grenze

Die anhaltende Krise in Venezuela führt – verschärft durch die Corona-Pandemie – zu verzweifelten Fluchtbewegungen: Täglich fliehen weiter zwischen 500 und 700 Menschen aus Venezuela nach Kolumbien; unter ihnen immer öfter Frauen und unbegleitete Kinder. Gleichzeitig kehren notleidende Flüchtlinge aus Kolumbien in ihre Heimat zurück.

"Die Menschen wissen nicht mehr weiter", sagt Miguel Piza, der die Geflüchtetenhilfe der SOS-Kinderdörfer in Kolumbien organisiert. Angefeuert durch die Pandemie wachsen Inflation und Armut in Venezuela kontinuierlich. Da die Landesgrenzen zur Eindämmung des Virus größtenteils geschlossen sind, kommen die Menschen über inoffizielle Wege, was zusätzliche Gefahr bedeutet und Gewalt und Menschenhandel nach sich ziehen kann. Die Ankömmlinge sind häufig unterernährt und am Rande ihrer Kräfte.

Auswegslosigkeit in Venezuela

Seit 2015 sind insgesamt 5,4 Millionen Menschen vor wirtschaftlicher Not und Elend in Venezuela geflohen, allein 1,8 Millionen nach Kolumbien. Doch auch hier treffe sie laut Piza die Corona-Pandemie besonders hart: "Die allermeisten haben ihren Job verloren. All die Gelegenheitsjobs, von denen sie sich finanzierten, fielen plötzlich weg. Die Menschen haben weder Zugang zu Gesundheits- noch Sozialversorgung. Und sie wissen nicht, wie sie Essen und Miete zahlen sollen." In ihrer Ausweglosigkeit hätten sich bis November 2020 nach Schätzungen der kolumbianischen Regierung 122.000 Menschen auf den Rückweg in ihre Heimat Venezuela gemacht, wo sie hofften, mit Hilfe ihrer familiären Netzwerke irgendwie überleben zu können – häufig hätten sie dort aber noch schlimmere Lebensverhältnisse vorgefunden.

Hilfe für Kinder und Familien

"Die Weltöffentlichkeit darf nicht wegschauen. Kinder und Familien aus Venezuela brauchen gerade jetzt dringend unserer Hilfe", sagt Piza. Die SOS-Kinderdörfer unterstützen Kinder und Familien sowohl in Venezuela als auch in Kolumbien seit Jahrzehnten und helfen Geflüchteten aus Venezuela vielfältig.

Vergessene Krisen

Von der Weltbevölkerung vergessen, aber nicht vom Virus: In zahlreichen Staaten kämpfen Kinder und Familien seit Jahren ums Überleben – im Schatten der Öffentlichkeit und zum großen Teil abgeschnitten von wirkungsvoller Hilfe. Die SOS-Kinderdörfer berichten in dieser Serie über die aktuelle Situation in Konfliktländern, in denen die Corona-Pandemie die ohnehin katastrophale Lage dramatisch zuspitzt. Über "Vergessene Krisen" in der Ukraine, Madagaskar, Kolumbien, Mexiko, Zentralafrika, Syrien, Niger, Burkina Faso und Bangladesch.

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