Die Changemakerin Yvette Natta (23) hat eine Vision: Als Mitglied des YouthCan!-Jugendbeirats gibt sie jungen Menschen in ihrer Heimat Benin, Westafrika, ein Stimme – mit dem Ziel, deren Beschäftigungsfähigkeit zu fördern und ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Im Interview teilt sie ihre Erfahrung und ermutigt junge Frauen, sich beim Lernen keine Grenzen zu setzen und ihre Träume zu verfolgen.
Yvettes Reise begann im SOS-Kinderdorf in Natitingu, Benin. Schon im frühen Alter war sie eine sehr begabte Schülerin und setzte sich aktiv für ihre Mitmenschen ein. Heute absolviert sie ihren Master in Management Control, Audit und Finance und arbeitet gleichzeitig als Freelancerin im Bereich Webentwicklung und – Design. Durch ihre Teilnahme an YouthCan!, der globalen Beschäftigungs-Initiative der SOS-Kinderdörfer, erwarb sie vielfältige Fähigkeiten, die ihre persönlichen und fachlichen Kompetenzen stärkten und die sie nun voller Begeisterung weitergeben will. Als Mitglied des YouthCan!-Jugendbeirats engagiert sie sich für die die Belange von Kindern und Jugendlichen in ihrem Land und ist eine inspirierende Botschafterin für die junge Generation.
Yvettes größer Traum ist es, einmal vor der UN-Vollversammlung zu sprechen. Warum das der Beginn einer echten Veränderung wäre, verrät sie im Video:
Warum ist Jugendpartizipation aus deiner Sicht so wichtig?
Jugendbeteiligung ist so wichtig, weil die Jugend die Zukunft ist, und wenn sie in die verschiedenen Entscheidungen, die uns betreffen, einbezogen wird, ist das großartig.
"Wenn man der Jugend zuhört und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigt, wird es eine echte Veränderung geben”
Was sind deine beruflichen Ziele für die Zukunft?
Ich möchte ein Vorbild, eine Führungspersönlichkeit in meiner Gemeinde sein, die Fähigkeiten junger Mädchen in den Bereichen Digitales und Entrepreneurship verbessern und später einmal ein eigenes Unternehmen haben.
Wie hat dir YouthCan! - und das Learnio*-Programm im speziellen - geholfen, dich beruflich und privat weiterzuentwickeln?
Heute bin ich zuversichtlich, weil ich mir dank YouthCan! viele Kompetenzen wie Design oder grafische Webentwicklung, angeeignet habe. Ich habe z.B. am Learnio-Programm in meinem Land teilgenommen. Ich bin selbstbewusster, dank des Mentoren-Programms habe ich mich selbst verbessert und die Kompetenzen und das Mind-Set erlangt, um erfolgreich in meinem Leben zu sein.
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Yvette blickt positiv in die Zukunft. Foto: Magdalena Sikorska
Du setzt dich vor allem für die Themen Beschäftigungsfähigkeit und Empowerment ein? Warum liegen sie dir so am Herzen?
Die beiden Themen sind sehr wichtig, denn wenn junge Menschen einen Job bekommen, sind sie selbstbestimmt. Sie verdienen Geld und sind unabhängig. Und sie können anderen Jugendlichen dabei helfen, über sich selbst hinauszuwachsen und gut ins Leben zu starten.
Digitale Technologien haben dein Leben verändert, wie können sie das Leben anderer Mädchen in deinem Land verbessern?
Digitale Technologien haben mein Leben verändert, weil ich vieles gelernt habe. Als Freelancerin biete ich auch Dienstleistungen an und verdiene dadurch Geld. Heute findet alles online statt. Digitale Technologien sollten daher in verschiedene Systeme, vor allem in den Bildungsbereich, einbezogen werden, damit junge Menschen die Fähigkeiten haben, die sie brauchen, um einen Job zu finden.
Vor welchen Herausforderungen stehen junge Menschen in deiner Heimat in Bezug auf digitale Technologien?
Um die Vorteile der Technologie auf lokaler Ebene besser nutzen zu können, müssen die Behörden viel mehr jungen Menschen, insbesondere Mädchen, einen umfassenden Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) bieten. Eine der größten Herausforderungen ist der Mangel an angemessener Ausstattung wie Computer, Konnektivität und Software, deren Anschaffung für Jugendliche der Mittelschicht sehr teuer ist. Diese sollte subventioniert werden.
Damit junge Menschen den größtmöglichen Nutzen aus den Technologien ziehen können, sollten sie motiviert und bereit sein, neue Dinge zu lernen. Die fehlenden grundlegenden Computerkenntnisse hängen auch mit unserem schlecht entwickelten Bildungssystem und der neuen Art, zu arbeiten, zusammen. Heute ist alles digital. Dies erfordert ein hohes Maß an Kreativität. Auch Sprachbarrieren sind zu berücksichtigen, da Kurse und Plattformen für Freiberufler: innen meist auf Englisch angeboten werden, während viele dieser jungen Menschen diese Sprache nicht verstehen.
Wie könnte die Überwindung der digitalen Kluft dazu beitragen, Mädchen zu stärken?
Ich habe keine besonderen Erfahrungen mit Ausgrenzung in diesem Bereich, aber ich weiß, dass Mädchen oft keinen Zugang zu neuen Technologien haben. In unseren afrikanischen Kulturen ist dies eine Domäne, die vor allem Männern vorbehalten ist, und die wenigen Mädchen, die daran teilhaben, stammen oft aus wohlhabenden Familien.
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Yvette bei einer kulturellen Performance auf der YouthCan! Konferenz 2023 in Bonn. Foto: Magdalena Sikorska
Gibt es einen Rat, den du jungen Frauen geben kannst?
Ich möchte Mädchen und Frauen wie mich dazu auffordern, sich beim Lernen und bei der Berufswahl keine Grenzen setzen zu lassen. Wir sollten uns an die Entwicklung der Welt und an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes anpassen. Strebt danach, eure digitalen Fähigkeiten zu verbessern, damit ihr über die gleichen Kenntnisse und Fähigkeiten wie Männer verfügt.
"Ich möchte dafür einsetzen, dass junge Menschen in sich vertrauen und sich beim Lernen keine Grenzen setzen"
Warum ist Female Empowerment aus deiner Sicht so wichtig?
Ich denke, dass junge Frauen in die verschiedene Entscheidungen und Aktivitäten einbezogen werden sollten, weil sie stark sind. In ihnen steckt so viel Kreativität, die sie mit der Welt teilen sollten. Wenn wir ihnen die Chance geben, sich zu zeigen und vielfältige Möglichkeiten zu haben, dann werden sie alles schaffen und die Welt verändern.
* Über unsere Koorperation mit Learnio:
Learnio ist ein soziales Unternehmen, das junge Menschen eine zugängliche und erschwingliche Ausbildung im Bereich digitale Kompetenzen anbietet, die durch Online-Mentoring ergänzt wird. Learnio wurde 2014 gegründet und hat inzwischen bereits über 16.000 Studierende weltweit ausgebildet.