Ein Haus namens "Sonnenblume"

Teenagerhäuser der SOS-Kinderdörfer geben minderjährigen Müttern und ihren Kindern einen guten Start in ein Leben zu zweit.

Die 14-jährige Nery neigt sich über das Baby in ihrem Arm. Man könnte meinen, hier hält eine Schwester fürsorglich ihr Geschwisterchen. Aber Nery ist die Mutter des Babys. Sie ist eine der vielen Teenagermütter in Guatemala, die ungewollt schwanger werden. Dass es ihr und ihrem Kind gut geht, hat viel mit "Haus Sonnenblume" zu tun, einem Teil unseres Programms in der Region Quetzaltenango. Mitarbeitende der SOS-Kinderdörfer nehmen in ihm minderjährige Schwangere auf. Die werdenden Mütter erhalten eine medizinische Betreuung, so dass Schwangerschaft und Geburt sicher verlaufen. Zusätzlich bekommen sie psychologische und pädagogische Begleitung, auch noch in dem Jahr nach der Niederkunft. So können sie in Ruhe in ihre Mutterrolle wachsen.

"Hier fühle ich mich geschützt. Und ich lerne, was es heißt, für einen so kleinen Menschen verantwortlich zu sein."

NERY

Guatemala ist das bevölkerungsreichste Land Zentralamerikas. Doch seine Krisen spielen sich verborgen vor den Augen der Weltöffentlichkeit ab. Das Land ist von extremer sozialer Ungleichheit geprägt. Überproportional hoch ist der Grad an Armut und Mangelernährung in der Bevölkerungsgruppe der Mayas. Kinder und Jugendliche dieser Gemeinschaft erleben in ihren Gemeinden oft Gewalt und sexuelle Übergriffe. Daher haben die SOS-Kinderdörfer hier mehrere "Teenager-Häuser" eingerichtet, die Jugendlichen ohne elterliche Fürsorge betreuen. 

Als Nery schwanger in das "Haus Sonnenblume" kam, konnte sie nicht schreiben und nur schlecht lesen. Doch seitdem sie ihr Baby geboren hat, geht sie wieder zur Schule.

"Während ich mich auf den Lernstoff konzentriere, weiß ich mein Kind bei den Betreuerinnen gut versorgt."

NERY

Jedes Mädchen wird in seinem persönlichen Schicksal angenommen und erhält – neben Gruppentherapien – eine Einzeltherapie, um sein Trauma zu überwinden. Ziel ist, dass die Mütter mit ihren Kindern eines Tages in ihre Herkunftsfamilien zurückkehren. Dann aber ausgerüstet mit dem Wissen, wie sie ihre Kinder erziehen und vor Gewalt schützen, sowie einer beruflichen Perspektive, die es ihnen erlaubt, auf eigenen Füßen zu stehen. Parallel arbeiten die Familienstärkungsprogramme der SOS-Kinderdörfer daran, in den Gemeinden den Kreislauf der Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu durchbrechen.  

Der Name "Sonnenblume" ist ein starkes Symbol. Sonnenblumen richten ihr Gesicht zur Sonne, so dass die Schatten hinter sie fallen. Auch die jugendlichen Mütter sollen zuversichtlich nach vorne schauen, so wie Nery, und die Schatten ihrer Vergangenheit hinter sich lassen. 

Text: Margarete Moulin 

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