Neken - Endlich wieder in der Schule

In speziellen SOS-Klassen holen ehemalige Kinderarbeiter verpassten Schulstoff nach

Viele Kinder müssen in Madagaskar schwer arbeiten. Man sieht sie überall: Kinder, die provisorische Verkaufsstände betreiben, Handkarren ziehen, voll mit Zement. Jungen, die auf den Reisfeldern Wasser schöpfen, Mädchen, die die Wäsche anderer Leute zum Trocknen ausbreiten. Die SOS-Kinderdörfer wollen das nicht hinnehmen, sie sind zu einer der lautesten Stimmen im Land gegen Kinderarbeit geworden.


Nach acht Jahren wieder in der Schule -  Neken möchte später Nonne werden. Foto: S. Kitshoff
Vor allem mit ihrem Programm „Asama“ finden immer mehr Kinder den Weg zurück in die Schule. Zum Beispiel Neken. Das Mädchen war neun, als es die Schule abbrechen musste. Seine Eltern konnten das Schulgeld nicht mehr zahlen. Neken musste zu einer Cousine ziehen und dort im Haushalt mithelfen. Nun ist Neken 17 und trägt nach acht Jahren zum ersten Mal wieder die blaue Schuluniform. Gemeinsam mit ihren 19 Mitschülern sitzt sie in der Hermann-Gmeiner-Schule in Ivohitra im Zentrum des Landes. Die Jugendlichen müssen kein Schulgeld zahlen, die Uniform bekommen sie gestellt und auch für ein Mittagessen sorgen die SOS-Kinderdörfer. Ziel der Asama-Klassen, die in allen zwölf Regionen des Landes angeboten werden, ist es, Jugendlichen zu einem Abschluss und damit zu besseren Chancen im Leben zu verhelfen.

Fast zwei Millionen Kinder müssen in Madagaskar regelmäßig arbeiten


Statt in die Schule zu gehen, musste Neken ihrer Cousine im Haushalt helfen. Foto: Michael Langhans

Die Jugendlichen müssen den Schulstoff von fünf Grundschuljahren in zehn Monaten nachholen. Nicht wenig! Neken erzählt: „Am Anfang war das schwierig. Aber ich wollte weiterkommen, also habe ich härter gearbeitet.“ Mit der Zeit ging es besser, Neken hatte gute Lehrer und ihr eigener Antrieb war groß. „Ich möchte Nonne werden und dafür brauche ich den Abschluss.“ Auch ihre Mitschüler haben Ziele. Dass es dennoch für viele schwierig ist, durchzuhalten, liegt nach Ansicht von Rektorin Hanitra vor allem an der extremen Armut: „Im Winter kommen die Schüler oft zitternd hier an!“ Weil die Lehrer nicht hinnehmen wollten, dass ihre Schüler vor Kälte nicht lernen können, haben sie damit begonnen, Winterkleidung zu sammeln. Ganz pragmatisch, Schritt für Schritt.

 

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