Das Land ist oft von Naturkatastrophen betroffen
Die viertgrößte Insel der Welt liegt direkt vor der ostafrikanischen Küste. Das Land hat mehr als 22 Millionen Einwohner afrikanischer und asiatischer Herkunft. Viele Menschen leben in erdrückender Armut. Aufgrund seiner geographischen Lage wird Madagaskar häufig von Naturkatastrophen heimgesucht. In den Jahren 2000 und 2004 verursachten tropische Wirbelstürme schwere Überflutungen, durch die Tausende von Menschen in Madagaskar obdachlos wurden.
Zu den Hauptexportgütern zählen Vanille, Reis, Kakao und Kaffee. Trotz der Tatsache, dass Madagaskar ein potentiell wohlhabendes Land ist, das mit fruchtbaren Böden, Mineralien und Ölvorkommen gesegnet ist, gehört es nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Region. Die überwiegende Mehrheit der Landesbevölkerung konnte bisher nicht vom wachsenden Wohlstand des Landes profitieren.
Trotz natürlicher Reichtümer ist Madagaskar eins der ärmsten Länder der Region
Die sozioökonomischen Bedingungen, unter denen die Mehrheit der Menschen in Madagaskar leben, sind sehr hart. Seit den frühen 70er Jahren ist das Pro-Kopf-Einkommen deutlich gesunken, während sich die Bevölkerung im gleichen Zeitraum fast verdoppelt hat. Madagaskar hat ein hohes Bevölkerungswachstum zu verzeichnen; das Land hat sogar eine der am schnellsten wachsenden Bevölkerungen der ganzen Welt.
Soziale Ausgrenzung, Armut und große Not sind in allen Landesteilen ein weit verbreitetes Bild. Während es auch städtische Armut zu verzeichnen gibt, ist die Armut in Madagaskar hauptsächlich in ländlichen Regionen weit verbreitet; der Bevölkerung auf dem Land fehlt es an Infrastruktur und öffentlichen Dienstleistungen, vor allem an medizinischen Zentren und Schulen. Was die Subsistenzbauern in Madagaskar erwirtschaften, reicht kaum aus, um ihre eigenen Familien zu ernähren. Zehntausende von Menschen leben in völliger Abgeschiedenheit. Mehr als 50 Prozent der Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Folglich sind viele Madagassen gezwungen, verunreinigtes Wasser aus unsicheren Quellen zu trinken, was wiederum ihr Risiko erhöht, an Cholera oder chronischem Durchfall zu erkranken. Vor allem Kinder unter fünf Jahren leiden an wasserbedingten Krankheiten. Das schnelle Wachstum der Bevölkerung hat negative Auswirkungen auf die Ernährungssituation der Kinder, da es in einigen Landesteilen bereits jetzt einen chronischen Nahrungsmittelmangel zu verzeichnen gibt.
Viele Kinder werden ausgebeutet
Demographisch gesehen ist Madagaskar ein recht junges Land; ca. 41 Prozent der Bevölkerung ist jünger als 14 Jahre. Viele Kinder wachsen schutzlos und ohne elterliche Fürsorge auf. In den Straßen der Hauptstadt streifen viele junge Madagassen durch die Straßen und betteln, arbeiten als Kinderprostituierte, putzen Windschutzscheiben oder verkaufen Kleinwaren.
Obwohl die Säuglingssterblichkeitsrate seit den frühen 90er Jahren deutlich gesenkt worden sind, liegt sie mit 46 pro 1000 Lebendgeburten immer noch sehr hoch. Trotz der Tatsache, dass die Einschulungsquote in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist und mittlerweile bei 98 Prozent liegt, zeichnet sich das madagassische Bildungssystem durch eine hohe Schulabbrecherquote und viele Kinder aus, die ein Schuljahr wiederholen müssen.
Nachdem die finanzielle Unterstützung durch Spenden im Zuge des Militärputsches von 2009 zum Erliegen kam, müssen jetzt viele arme Familien entweder ganz oder teilweise für die Grundausbildung ihrer Kinder aufkommen. Die Kinderarbeit steht in engem Zusammenhang mit den Problemen auf dem Bildungssektor des Landes.
Obwohl die madagassische Regierung neue Gesetze zur Bekämpfung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit erlassen hat, ist das Problem nach wie vor weit verbreitet. Tausende von Kindern zwischen 5 und 14 Jahren arbeiten in der Landwirtschaft. Sogar achtjährige Kinder arbeiten im Anbau von Wein, Tee, Kakao, Baumwolle und Vanille. Viele von ihnen müssen gefährliche Maschinen bedienen und atmen jeden Tag giftige Dämpfe ein.
Andere Kinder arbeiten als Hausangestellte 12 Stunden und mehr pro Tag. Die meisten von ihnen bekommen kein Gehalt. Die kommerzielle sexuelle Ausbeutung von kleinen Jungen und Mädchen ist vor allem in den touristischen Regionen Madagaskars eine traurige Wirklichkeit. Darüber hinaus sind der Menschenhandel und ganz besonders der Kinderhandel in Madagaskar ein weit verbreitetes Phänomen.
SOS-Kinderdorf in Madagaskar
Das erste SOS-Kinderdorf in Madagaskar wurde im Jahr 1988 ca. 20 km von Antananarivo entfernt eröffnet. Im Laufe der letzten Jahre hat SOS-Kinderdorf seine Tätigkeit weiter ausgebaut und neue Programme ins Leben gerufen. Seit dem Jahr 2002 bieten wir Familienstärkungsprogramme an, die vom Verlust der elterlichen Fürsorge und dem Schutz der Familie bedrohten Kindern die Möglichkeit geben, in einer liebevollen familiären Umgebung aufzuwachsen. Wenn Kinder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, können sie von SOS-Kinderdorf-Müttern in einer familiennahen Umgebung betreut werden. Derzeit unterstützen wir madagassische Kinder und Jugendliche an verschiedenen Standorten durch Kindertagesstätten, Schulen, medizinische Zentren und Berufsbildungszentren.
Website von SOS-Kinderdorf Madagaskar
(verfügbar auf Französisch)