"Bei strahlend blauen Himmel ziehen dunkle Wolken in uns auf", sagt die 70-jährige Bäuerin Dorothee. Besorgt schaut sie auf den wogenden Mais, der fast erntebereit ist – und hoffentlich durchhält. Letztes Jahr blieb hier, in Choma, Sambias ehemaliger Kornkammer, der Regen fast völlig aus. "Wir konnten nichts tun. Es gibt keine Bewässerungssysteme. Kein Regen – keine Ernte. Jetzt hungern viele, weil sie keine Reserven haben", berichtet Großmutter Dorothee.
"Du isst, was du an dem Tag erwirtschaftest"
Die Frau mit der ledernen Haut steht morgens um fünf Uhr auf, um eineinhalb Stunden zu ihrem Feld zu laufen, dort sät und pflanzt sie. Danach eineinhalb Stunden wieder zurück. "Wir leben von dem, was ich ernte. Mein Mann ist erblindet und kann nicht helfen. Unsere Kinder und neun Enkelkinder brauchen Unterstützung. Es gibt hier keine Jobs. Du isst, was du an dem Tag erwirtschaftest."
In der Dürre müssen selbst die Jüngsten in Sambia helfen, Wasser zu holen. Foto: Paal Audestad
Während Dorothee redet, kommt eine kleine Gruppe den Weg entlang. Dorfbewohner schubsen einen Jungen mit einem Sack Mais vor sich her. "Das ist ein Dieb", erklärt Dorothe. "Viele stehlen, weil sie Hunger haben." Als die Ernten ausfielen, verteilte die Regierung "Miellie Meal", das Grundnahrungsmittel in vielen ostafrikanischen Staaten. Ein fester, weißer Maismehl-Kloß.
"Die Rationen haben viele Familien nicht erreicht oder es war schlicht nicht genug. Sie mussten ihre Tiere verkaufen, ihre Kinder aus der Schule nehmen und zum Arbeiten schicken", erklärt SOS Programmdirektorin Dongo. "Nach der Missernte im letzten Jahr haben es viele Bauern zudem nicht gewagt, neu zu pflanzen, so dass jetzt viele Ackerflächen leer stehen."
"Wir wollen besonders arme Familien mit unserem Pilotprojekt widerstandsfähiger gegen Klimaveränderungen machen."
Das neue SOS-Programm "Go Green" soll Abhilfe schaffen. "Wir wollen besonders arme Familien mit unserem Pilotprojekt widerstandsfähiger gegen Klimaveränderungen machen." In Sambia hat SOS deshalb eine Fraueninitiative gegründet: Die Mitglieder werden auf einem Stück Land nahe ihres Dorfes mithilfe eines Bewässerungssystems das erste Mal in ihrem Leben das ganze Jahr hindurch pflanzen und ernten können. Land- und Forstwirtschaftsexperten werden sie bezüglich Fruchtfolgen beraten, um die Böden vor Erosion zu schützen. Neue Obstbäume, schnell nachwachsende Nutzbäume sowie Bienen sollen zusätzliches Einkommen generieren und gleichzeitig für Biodiversität sorgen.
Dorothee, Luti und die anderen 30 Frauen in Choma können sich das noch nicht so recht vorstellen. "Wir haben noch keine Erfahrung, aber wir sind bereit zu lernen", sagen sie, während die Kinder zur Eröffnung die ersten Bäume pflanzen.