Frau D'Abramo, Corona betrifft die ganze Welt. Was ist in Afrika besonders?
Viele Probleme waren vorher schon groß, jetzt ist es, als ob wir durch ein Vergrößerungsglas schauen: Sie wachsen gewaltig an. Die Familien geraten tiefer in die Armut – mit gravierenden Auswirkungen: In der Not wird dann ein 12-jähriges Mädchen lieber verheiratet, als dass es verhungert.
Wie können die SOS-Kinderdörfer helfen?
Wir stellen Programme um, leisten etwa in der SOS-Familienstärkung vor allem Nothilfe, damit Familien nicht auseinanderbrechen und wir sie später wieder dabei unterstützen können, den Weg in die Selbständigkeit zu gehen. Wir verteilen Lebensmittelpakete und Hygieneartikel, informieren, klären auf, leisten psychologische Hilfe.
"Die Familien geraten tiefer in die Armut – mit gravierenden Auswirkungen: In der Not wird dann ein 12-jähriges Mädchen lieber verheiratet, als dass es verhungert."
Wie gelingt das trotz der Kontaktverbote?
Mit viel Phantasie finden unsere Mitarbeiter immer wieder Lösungen, zum Beispiel in Tschad: Normalerweise arbeiten wir mit den Jungen und Mädchen in unseren Kinderschutzzentren, die aber jetzt geschlossen sind. Um sicherzustellen, dass es den Kindern gut geht und sie vor häuslicher Gewalt zu schützen, gehen unsere Sozialarbeiter jetzt von Haus zu Haus und halten zudem Kontakt per Telefon. So haben sie schon über 400 Familien erreicht. Sie denken auch schon an die Zeit nach Corona und bereiten zum Beispiel Schulmaterialien vor, damit die Kinder den verpassten Unterricht gezielt nachholen können.
Die SOS-Kinderdörfer sind seit vielen Jahrzehnten in Afrika aktiv. Hilft das jetzt, besser reagieren zu können?
Auf jeden Fall! Das sieht man zum Beispiel in der Zentralafrikanischen Republik: Dort haben wir stabile Kinderschutzgruppen oder Elternnetzwerke aufgebaut, die jetzt Verantwortung übernehmen und uns Bescheid sagen, wenn Kinder und Familien in Not geraten. Unsere langjährige Arbeit zahlt sich aus!