"Es gibt viele Tabus"

Aufklärungsarbeit in indischen Community-Zentren

In Indien hat Shriya Bhaumik, Mitarbeiterin der SOS-Kinderdörfer, vor allem über den weiblichen Körper gesprochen. Sie hielt Workshops in Gemeindezentren ab, die Mädchen und Frauen über Menstruation informieren. Im Interview hat sie uns mehr darüber erzählt.

Shriya Bhaumik in Indien. Sie leistete dort Aufklärungsarbeit für Frauen und Mädchen.

Wie kam es dazu, dass du in Indien Workshops über Menstruationshygiene abgehalten hast? 

Menstruationshygiene ist ein wichtiges Thema, gerade in den ländlichen Gebieten in Indien und in den Slums. Wir haben mit jungen Frauen und Mädchen in den Slums am Stadtrand von Delhi gearbeitet. Dort gibt es mehrere Community-Zentren, die von den Bewohner:innen selbst geführt werden. Sie haben uns eingeladen, diese Workshops zu veranstalten. Sie kennen die Familien, die Mädchen und Frauen und haben sie zu dieser Veranstaltung eingeladen. 

Mit wem sprechen junge Frauen in Indien, wenn sie zum ersten Mal ihre Periode bekommen? 

Wenn ein Mädchen die erste Menstruation hat, spricht die Mutter nicht mit ihr darüber, weil sie selbst nichts darüber weiß, ihr wurde es ebenfalls nie erklärt. Es ist ein Gespräch, das man nie führt. In vielen Gemeinden haben die Mädchen keinen Zugang zu Informationen, was mit ihrem Körper passiert.  

Wie gehen die Familien damit um? 

Das Mädchen weiß nicht, was genau passiert und warum. Das verunsichert natürlich. Als nächstes kommen die Verbote: Weil Menstruation als etwas Unreines gilt, dürfen sie beispielsweise nicht in die Küche. Sie müssen sich isolieren, werden in kleine Stuben gebracht, die nicht zum Haus gehören, dürfen nicht zur Schule gehen. Es gibt eine Menge Orte, die verboten sind, wenn Mädchen und Frauen ihre Periode haben.  

Was haben eure Workshops bewirkt? 

In unseren Workshops haben wir erklärt, was bei der Menstruation im Körper passiert, dass es nichts Unreines ist, sondern ein normaler, gesunder, körperlicher Prozess, den alle Frauen durchleben. Wir erklären auch, wie man sich in dieser Zeit versorgt, welche Hygieneprodukte es gibt, wo man sie bekommt. Und auch, dass man eisenhaltige Nahrung zu sich nehmen sollte, wegen dem Blutverlust. Die Frauen in den ländlichen Gebieten in Indien benutzen Stoffreste. Wir sprechen mit ihnen auch über nachhaltige Menstruationshygiene, etwa Menstruationstassen. Bei Tampons gibt es auch ein Problem, denn sie werden eingeführt und auch das ist ein Tabu. Es gibt spezielle Binden, die gut absorbieren und waschbar sind, also nachhaltig. Wir verteilen diese Binden und Pads und erklären, wie man sie verwendet und reinigt.  

Wie kamen die Workshops an? 

Die Workshops wurden sehr gut angenommen. Die Mädchen haben sich gefreut, für sie war es eine Abwechslung. Wir haben viel gelacht, sie haben viele Fragen gestellt. Sie wollten mit uns über alles sprechen und mit uns herumhängen. Wir haben ihnen auch einen kleinen Film gezeigt über Menstruation, die körperlichen Prozesse und Hygiene.  

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