Gemeinsam gegen Fremdenfeindlichkeit

Vanessa floh aus Venezuela nach Kolumbien. In der Grenzregion kämpft die 18-Jährige nun gegen Fremdenfeindlichkeit.

Vanessa ist eine 18-jährige Kolumbien-Rückkehrerin. Sie wurde in Venezuela geboren, ihre Familie stammt aus Kolumbien und beschloss vor vier Jahren, wegen der dortigen Krise nach Kolumbien zurückzukehren. "Wir hatten nicht genug zu essen, uns fehlte es an lebensnotwendigen Mitteln“, sagt Vanessa. "Also sagte meine Familie: ,Lass uns zurück nach Kolumbien gehen, wo du Onkel und Großeltern hast, wo wir eine bessere Zukunft  finden."

Die Eingewöhnung in Kolumbien war nicht einfach. Denn in dem Land, das die meisten Flüchtlinge aus Venezuela aufgenommen hat, schlägt den Neuankömmlingen zunehmend Fremdenfeindlichkeit entgegen. Vanessa hat sieben Geschwister, die wie sie selbst aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert wurden. "Es war eine sehr schwierige Umstellung für unsere Familie. Da wir aus Venezuela kamen -  obwohl wir unsere Familien hier haben - sagten die Leute zu uns 'hier kommen die Venezolaner', sogar zu meinen jüngeren Brüdern und Schwestern. Sobald sie in die Schule gingen, litten sie sehr unter Fremdenfeindlichkeit."

"Kinder haben Rechte!": Vanessa (18) engagiert sich als Jugendleiterin in ihrer Gemeinde, wo vor allem Familien aus Venezuela leben.

"Wir sind die Stimme der Kinder, die keine Stimme haben"

Um das Bewusstsein für Diskriminierung zu schärfen und der Fremdenfeindlichkeit in der Bevölkerung zu begegnen, veranstalten die SOS-Kinderdörfer in Kolumbien Workshops in der Gemeinde, in der Vanessa lebt. Dabei lernen die Kinder, dass sie Rechte haben und ihnen niemand das Gefühl geben darf, weniger wert zu sein als andere. "Wir teilen alles, was wir gelernt haben mit den Kindern und sie wachsen damit auf", erklärt Vanessa.

Heute kämpft Vanessa für Gleichberechtigung und verbreitet ihre Botschaft in ihrer Gemeinde - von ihrem Holzhaus in Uribia in der Region Guajira aus. Sie ist auch Jugendleiterin der Gemeinde geworden. "Eine Gemeindevertreterin zu sein bedeutet, dass man die Stimme der Gemeinde ist. Wir haben hier eine Selbsthilfe-Gruppe für Kinderschutz gegründet, wo wir über Gewalt gegen Kinder und die Verletzung ihrer Rechte sprechen. Als Gemeindevertreter sind wir die Stimme der Kinder, die keine Stimme haben."

Mehr als 7 Millionen Menschen sind aus Venezuela geflüchtet

Bis März 2023 sind rund 7,2 Millionen Venezolaner in verschiedene Regionen der Welt geflüchtet, rund 2,5 Millionen nach Kolumbien. Bis Ende 2021 kehrten auch rund 645.000 Kolumbianer aus Venezuela nach Kolumbien zurück. Fremdenfeindlichkeit ist für die Geflüchteten eines der größten Probleme. Das Gebiet, in dem Vanessa lebt, heißt "Aeropuerto" – also "Flughafen" – und beherbergt mehr als 1400 Familien, die meisten von ihnen aus Venezuela. Die Familien haben sich dort in einer informellen Siedlung niedergelassen, weshalb die Häuser keinen Zugang zur öffentlichen Versorgung haben, es fehlt an grundlegender Infrastruktur. "Wenn es regnete, mussten wir Reste von Planen suchen, um uns zu schützen, oder einen Unterschlupf zu bauen", sagt Vanessa. "Aber am Ende des Tages muss man, wie wir sagen, nach vorne blicken und die Dinge positiv sehen."

"Wir teilen alles, was wir gelernt haben, mit den Kindern und sie wachsen damit auf": Vanessa hat zusammen mit anderen Mitgliedern ihrer Gemeinde eine Selbsthilfe-Gruppe für Kinderschutz gegründet. Foto: Monica Osorio / Monica Garcia Z

Vanessas Botschaft: "Wir sind nie allein"

Vanessas Mutter Ana sieht in ihrer Tochter ein Vorbild für andere junge Menschen. "Ich bin stolz darauf, dass sie meine Tochter ist. Sie vermittelt immer diese Botschaft der Ehrlichkeit und Gleichheit und hat sich nie von Hindernissen aufhalten lassen. Das ist Vanessa, sie sieht nicht auf die Schwierigkeiten."

Für Vanessa ist die Hilfe für Kinder und Jugendliche zur Berufung geworden. Wenn sie die Schule beendet hat, will sie studieren, um Pädagogin zu werden. "Bei allen Organisationen, bei denen ich bisher mitgeholfen haben, habe ich immer gerne mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet." Was sie am meisten mag, ist, die Kinder zu motivieren, weiterzukommen: "Wir sind nie allein, es gibt immer eine helfende Hand, die da sein wird, manchmal vergessen die Leute das. Aber es wird immer jemand da sein, der ihnen den richtigen Weg zeigt, der ihnen sagt, dass sie sich nicht von dem leiten lassen sollen, was in der Welt falsch läuft -  und dass sie niemals die Schule abbrechen sollten."

Vanessas Einsatz wird von den Kindern sehr geschätzt. Ein Junge, Pablo, 8, sagte uns: "Sie ist gut, weil sie den Kindern hilft, sie hilft ihnen für ihre Zukunft."

* Name zum Schutz der Persönlichkeitsrechte geändert

 

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