„Einmal lieferten wir in der von Rebellen kontrollierten Zone von Al Mouadamia in Damaskus Schultaschen aus. Weil wir Fotos machten, beschuldigten uns die Rebellen, für die syrische Armee zu spionieren...“, erzählt SOS-Sozialarbeiter Ahmad Mahmoud Hussein. Vor dem Krieg war der 31-jährige Ahmad Englisch-Lehrer. Dass er mal mit Kriegsparteien verhandeln muss, hätte er sich nie träumen lassen.
Heute kennt er Situationen, wie die in Al Mouadamia nur zu gut. Als Chef des SOS-Nothilfeteams in Damaskus setzt er sich bei Rebellen und Regierungstruppen täglich für Zugänge zu umkämpften Gebieten ein. Ohne die kann sein Team die notleidende Bevölkerung nicht versorgen. In kurzen Feuerpausen bringen Ahmad und sein Team Lebensmittel, Hygieneartikel und Kleidung zu bedürftigen Familien. „Die Preise für Lebensmittel steigen aktuell täglich. In vielen Familien ist der Vater gestorben, nur wenige Menschen haben noch einen Job. Selbst wenn es etwas zu kaufen gibt in den Läden, können es sich die meisten nicht mehr leisten“, beschreibt Ahmad die sich zuspitzende Lage vor Ort. Die Familien brauchen vor allem Lebensmittel und Medizin. Für Kinder fehlt es an Milchpulver und Vitaminen. Viele sind mittlerweile mangelernährt. „Wir tun hier, was wir können. Aber um ehrlich zu sein, es ist nie genug. Es sind mittlerweile einfach zu viele, die unsere Hilfe benötigen“, sagt er.
Neutralität ist extrem wichtig
Ahmads Team hilft allen Familien – egal welcher Seite sie angehören. Neutralität ist extrem wichtig für das Team, denn Begleitschutz gibt es nicht. „Bevor wir in ein Gebiet gehen, benötigen wir verlässliche Informationen über den Zeitpunkt der nächsten Waffenruhen. Das erspart uns viel Ärger. Trotzdem verläuft nicht jeder Besuch zu hundert Prozent, wie geplant. Es ist jedes Mal eine Herausforderung und ein großes Risiko.“ Trotzdem geht der Sozialarbeiter seit zwei Jahren immer wieder das Risiko ein, zwischen die Fronten zu geraten: „Wenn Kinder für einen Moment den Krieg und das Chaos vergessen können und sich über die kleinsten Dinge freuen, weiß ich warum ich mein Leben riskiere“ sagt er. Außerdem habe ihn der Job gelehrt, wie der gute Wille eines Einzelnen das Leben vieler Menschen verbessern kann. Für sein Engagement wurde Ahmad kürzlich zum SOS-Mitarbeiter des Jahres gekürt.