Mama mit 17, Unternehmerin mit 24

Saraphina ist eine von vielen Mädchen in Tansania, die mit der harten Realität einer frühen Schwangerschaft konfrontiert sind – eine Situation, die jungen Frauen oft ihre Selbstbestimmung, ihre Bildung und ihre Zukunftschancen kostet.

"Ich dachte, mein Leben ist zu ende, als ich merkte, dass ich schwanger bin", erinnert sich Saraphina an die Zeit, als sie 17 war. Heute ist die junge Frau eine erfolgreiche Unternehmerin in ihrer Gemeinde.

Während ihrer Schwangerschaft wollte Saraphina die nationale Sekundarschulprüfungen absolvieren – für Schwangere ist das nicht erlaubt. Obwohl die Schulleitung sie unterstützen wollte, lehnte die Schulbehörde ab. Sie wurde von der Schule verwiesen.

Weiterbildung mit Kind

Doch Saraphinas Geschichte nahm eine bemerkenswerte Wendung, als sie im Alter von 20 Jahren dem Projekt Children With Children (CWC) beitrat, einer Initiative der SOS-Kinderdörfer Tansania.

Durch das Programm erhielt sie Schulungen in positiver Erziehung, Unternehmertum und reproduktiver Gesundheit, die ihr neue Fähigkeiten und Selbstvertrauen vermittelten. Nach der Ausbildung in Unternehmertum und Finanzkompetenz gründete sie ein kleines Restaurant.

Ihre harte Arbeit und Ausdauer zahlten sich aus. Später expandierte sie und besitzt nun neben dem Restaurant zwei Bekleidungsgeschäfte. "Jetzt habe ich mein eigenes Unternehmen und sogar andere Mädchen in meiner Gemeinde beraten, wie sie ihre Träume verwirklichen können", sagt Saraphina mit Stolz.

Hohe Teenagerschwangerschaftsraten

"Wir riefen das Children With Children Projekt als Reaktion auf die hohen Teenagerschwangerschaftsraten und Schulabbruchsquoten ins Leben", sagt Victor Mwaipungu, Projektleiter bei den SOS-Kinderdörfern in Tansania. In 2022 waren in Tansania laut einer demografischen Gesundheitsumfrage 22 Prozent der Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren schwanger. Lokale Daten von Sozialämtern, Polizeidienststellen für Geschlechterfragen und Gesundheitseinrichtungen zeigen, dass jährlich über 200 Schülerinnen aufgrund einer Schwangerschaft die Schule abbrechen.

Saraphina erklärt Gleichaltrigen, wie sie sich vor Missbrauch und ungewollten Schwangerschaften schützen können. Foto: Richard Miller

"Wir arbeiten mit einigen der am stärksten benachteiligten Mädchen zusammen – viele von ihnen gehen nicht zur Schule, werden stigmatisiert und sind finanziell am Ende."

Victor, Sozialarbeiter in Tansania 

Seit seinem Start im Jahr 2021 hat das Projekt Children With Children über 20.000 Mädchen und Jungen – sowohl mit als auch ohne Schulbildung – erreicht und mehr als 700 jugendliche Mütter direkt unterstützt.

Die Unterstützung geht weiter

Nun baut eine neue Initiative auf dem Erfolg von CWC auf: "Empowering Adolescents with Sexual and Reproductive Health and a Sustainable Livelihood" (Stärkung von Jugendlichen durch sexuelle und reproduktive Gesundheit und eine nachhaltige Lebensgrundlage). Das dreijährige Programm richtet sich an junge Mütter in prekären Lebensverhältnissen sowie an jugendliche Mädchen und Jungen und ermöglicht ihnen eine gesündere und nachhaltigere Zukunft.

Die Programme der SOS-Kinderdörfer vermitteln Jugendlichen wichtige Lebenskompetenzen, wie Familienplanung, Gleichstellung der Geschlechter und wirtschaftliche Selbstbestimmung. Eltern werden darüber hinaus in positiver Erziehung geschult. Dieser duale Ansatz trägt dazu bei, ungewollte Schwangerschaften zu reduzieren, Familien zu fördern und den Kreislauf von Armut und Vernachlässigung zu durchbrechen.

Jungen und Männer als Verbündete

Ein wichtiger Bestandteil der Initiative ist die Kampagne zur Einbindung von Männern, die Jungen und Männer aktiv als Partner in die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Prävention von Gewalt einbindet. Rund 70  junge Männer wurden darin ausgebildet, als "Change Agents", also als Agenten der Veränderung, in ihren Gemeinden ein geschlechtergerechtes und faires Verhalten von zu etablieren.

"Viele Formen von Gewalt werden von Männern ausgeübt", sagt Victor. "Wir glauben, dass es unmöglich ist, geschlechtsspezifische Gewalt zu reduzieren, ohne Männer und Jungen als Partner in diese Arbeit einzubeziehen." Geburtenkontrolle und Familienplanung sind ebenfalls integraler Bestandteil der Sexual- und Reproduktionsaufklärung, die die SOS-Kinderdörfer in Tansania sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen anbieten.

Die Hilfe weitergeben

Heute hat Saraphina nicht nur ihr Leben wieder aufgebaut, sondern inspiriert auch andere. Sie arbeitet als "Peer Educator", also als eine Art Beraterin für Gleichaltirge. Und sie hilft Mädchen, die Probleme zu vermeiden, denen sie selbst gegenüberstand. Sie spricht in Vorträgen über Lebenskompetenzen und Verhaltensregeln, um ihren Altersgenossinnen das Selbstvertrauen und das Wissen zu vermitteln, sich vor Missbrauch und frühen Schwangerschaften zu schützen.

Ihre Mutter Elizabeth, die einst mit der Schwangerschaft ihrer Tochter zu kämpfen hatte, ist heute eine ihrer größten Unterstützerinnen: "Ich will für sie da sein, sie unterstützen. Als der Dorfvorsteher uns von dem Children with Children-Projekt erzählte, habe ich sie ermutigt, sich anzumelden. Heute bin ich stolz auf sie. Die ganze Familie ist stolz auf sie."