"YouthCan!": Eine junge Frau startet durch

Jobinitiative der SOS-Kinderdörfer gibt Jugendlichen in Costa Rica eine Perspektive

"Als meine Mutter in meinem Alter war, stand sie ganz alleine da mit mir und meiner kleinen Schwester und hat keinerlei Hilfe erhalten. Ich bin froh, dass ich heute andere Möglichkeiten habe." Tamara ist 18 Jahre alt und absolviert im Rahmen der SOS-Jobinitiative "YouthCan!" ein technisch-kaufmännisches Praktikum bei Bridgestone in San José. Und ihre Chancen, im Anschluss bei dem Reifenhersteller übernommen zu werden, stehen sehr gut, verrät ihr Vorgesetzter Alvaro Chinchilla. "Das wäre großartig. Eine Festanstellung ist für eine junge Frau in Costa Rica keine Selbstverständlichkeit!", erzählt Tamara. Schon gar nicht in einer renommierten Firma.

"Ich glaube endlich an mich selbst", sagt Tamara. Als junge Frau aus einer armen Familie hatte sie wenig Chancen, in Costa Rica einen Ausbildungsplatz zu finden. "YouthCan!", die Jobinitiative der SOS-Kinderdörfer, ermöglicht ihr den Berufseinstieg.

Von Vanessa Schwake

Costa Rica gilt als wohlhabendes Land in Lateinamerika. Doch auch an der "reichen Küste" kämpfen viele Familien um die Existenz. Wer nur über eine geringe Qualifikation verfügt, findet nur schlecht bezahlte Jobs oder bleibt arbeitslos – und die Armutsfalle schnappt zu. Besonders kritisch ist die Lage für die Jugendlichen Costa Ricas: Sie machen mit 99.000 über die Hälfte der rund 190.000 Arbeitslosen in dem kleinen Land aus. Frauen sind auf dem Arbeitsmarkt ebenfalls stark benachteiligt: Lediglich 47 Prozent der Frauen in Costa Rica haben einen festen Job. Dem gegenüber stehen 77 Prozent der Männer im Land, die angestellt sind – und das meist in höheren Positionen mit besseren Gehältern als die weiblichen Arbeitnehmer.

Wer hier aufwächst, hat schlechte Startchancen: Armenviertel in Costa Rica

Die meisten finden keinen Ausbildungsplatz

"Nach der Schule einen Ausbildungsplatz zu finden, ist sehr schwer", erzählt Tamara. "Die meisten meiner Mitschüler hatten nicht so viel Glück wie ich." Da Tamaras Mutter nur wenig Geld hat, erhielt sie Unterstützung von der SOS-Familienhilfe in San José: Von einer SOS-Sozialarbeiterin erfuhr Tamara von "YouthCan!" und wurde in das Programm aufgenommen. Berufsberatung half der 18-Jährigen bei der Orientierung, sie nahm an einem Bewerbungstraining teil und setzte das Gelernte auch gleich erfolgreich um: Sie bekam die Chance, ein Praktikum bei Bridgestone zu machen. "Meine Mutter, meine Schwester und ich haben uns so sehr gefreut, als ich den Anruf erhielt, dass ich dort arbeiten kann."

Einer der Unternehmenspartner von "YouthCan!" in Costa Rica ist Bridgestone: Alvaro Chinchilla betreut die Jugendlichen am Standort in San José.

Jeder hat eine andere Geschichte

Und diese Freude merkt man ihr auch nach fünf Monaten im Betrieb noch immer an. "Tamara strengt sich nicht nur an und ist stets freundlich, sondern sie lernt auch unheimlich schnell. Sie hat eine sehr hohe Auffassungsgabe", berichtet SOS-Mitarbeiter Juan Venegas, der die "YouthCan!"-Teilnehmer als Mentor betreut. Er besucht Tamara und seine anderen Schützlinge mindestens einmal im Monat im Betrieb. Im regelmäßigen Gespräch mit ihnen findet er heraus, wie es ihnen geht und wie er sie am besten unterstützen kann.

Schließlich hat jeder der Jugendlichen eine andere Geschichte. Einige sind traumatisiert, weil sie im Elternhaus Alkohol- oder Drogenabhängigkeit, Gewalt und Missbrauch erleben mussten. Auch Armut und Perspektivlosigkeit haben Spuren am Selbstvertrauen hinterlassen. "Umso wichtiger ist es, individuell auf die Jugendlichen einzugehen, ihnen zuzuhören und ihnen gegebenenfalls psychologische Hilfe zu bieten", berichtet Venegas.

Engagement, Teamfähigkeit, Eigenverantwortung:  "YouthCan!"-Teilnehmer beim Soft-Skills-Training in Costa Rica.

Neues Selbstbewusstein

"Ich glaube endlich an mich selbst." Tamara hat zum ersten Mal in ihrem Leben erfahren, dass die Menschen um sie herum ihr etwas zutrauen. Genau diese Bestätigung ist die Motivation, die vielen Jugendlichen fehlt, um in der Arbeitswelt Fuß zu fassen.

"Die Arbeit macht mir viel Spaß und meine Kollegen haben mich so herzlich ins Team aufgenommen. Ich komme jeden Morgen gerne ins Büro. Und meine Mutter merkt abends auch, wie zufrieden ich bin. Letzte Woche hat sie mir gesagt, wie stolz sie auf mich ist", erzählt Tamara freudestrahlend.

 

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