Ach, wenn Jutta Sasse das Sagen hätte - sie wüsste schon, wie sie es machte: Jede Familie bekäme ein Sparschwein für die SOS-Kinderdörfer. So oft ein paar Euro oder auch nur Cent übrig wären, würden sie darin landen, und wenn sich jedes Familienmitglied hin und wieder einen Einkauf verkneifen und auch dieses gesparte Geld ins SOS-Schwein werfen würde - umso besser.
Ja, und Hermann Gmeiner bekäme posthum den Friedensnobelpreis. "Was für eine Persönlichkeit", schwärmt Jutta Sasse. "Der hat nicht weggeguckt, der hat hingeguckt!" Und er habe bewiesen, dass sich eine Idee auch mit wenig Geld durchsetzen lasse. "Als er mit den SOS-Kinderdörfern begann, hat er die Menschen gerade mal um dreißig Pfennig gebeten. Das war so klug - dreißig Pfennig, die hatte selbst damals fast jeder übrig." Und sie verstehe auch diejenigen, die heute sparen müssen und nicht mehr so spendenfreudig seien, aber wenn jeder nur ein bisschen gäbe, wäre das doch schon ausgezeichnet.
Jutta Sasse, die früher einmal Schauspielerin war, hat indes nicht nur Pläne für andere, sondern legt auch selber los und das schon seit vielen Jahrzehnten. 1960 begann sie, die SOS-Kinderdörfer finanziell zu unterstützen, zwei Jahre später hatte sie ihre elfjährige Tochter schon so mit ihrer Begeisterung angesteckt, dass diese fragte, ob sie nicht auch mitmachen könne. "Ein bisschen musst du noch warten", antwortete ihre Mutter. Bald schloss Jutta Sasse einen Dauerauftrag für die SOS-Kinderdörfer ab und wo sie konnte, spendete sie nebenher. Oder machte Werbung für die gute Sache: in ihrem Umfeld, bei einem lokalen Fernsehsender, ganz egal.
Seit 1997 lebt Jutta Sasse im Wohnstift Augustinum in der Nähe Berlins, zu dem auch ein "wunderschönes Theater" gehört. Dort hat sie schon einige Vorträge zu den SOS-Kinderdörfern gehalten, Filme gezeigt, und über jeden Euro in ihrem Sammelkörbchen hat sie sich persönlich gefreut. Inzwischen ist sie 80 Jahre alt und immer, wenn sie ihr Alter nennt, grinst sie ein bisschen in sich hinein, denn garantiert fällt der Satz: "So sehen Sie aber gar nicht aus!" - Jutta Sasse kontert gewohnheitsmäßig: "Wie muss man denn aussehen, wenn man 80 ist?" - so freundlich und doch resolut, wie sie durchs Leben geht. Ans Schwarze Brett des Wohnstifts Augustinum hat sie vor einiger Zeit ihr Lieblingszitat von Hermann Gmeiner gehängt: "Gutes tun ist leicht, wenn viele helfen!" Jede Menge Zettel werden hier im Laufe der Zeit angepinnt, neue kommen hinzu, alte kommen weg, nur nicht das Gmeiner-Zitat. "Das hat sich noch niemand abzuhängen getraut", sagt Jutta Sasse - mit einem unüberhörbaren Triumph in der Stimme.
Wenn Sie jemanden als Spender der Woche vorschlagen möchten, schreiben Sie bitte an: simone.kosog@sos-kd.org