Es muss nicht immer ein Grund vorliegen. Manche Menschen wie Richard Focking spenden, weil es ihnen ein Bedürfnis ist. Kein Geburtstag oder sonstiges stand bei ihm an, als ihm die Idee zur Versteigerung eines seiner Kunstwerke kam, um den Erlös den SOS-Kinderdörfer weltweit zugute kommen zu lassen.
Eine besondere A(u)ktion für Kinder
Der Künstler wollte sich für Kinder in Not einsetzen und sie auf seine Weise unterstützen. Die Vorweihnachtszeit bot sich als Zeitraum perfekt an, um eines seiner Bilder über die Social-Media-Plattform Instagram zu versteigern. Die Menschen verbringen im Winter mehr Zeit in den sozialen Medien und Weihnachten stand kurz bevor. Ohne viel Aufsehen initiierte er eine stille Auktion, auf der jeder sein Gebot abgeben konnte. Insgesamt lief die Aktion eine Woche lang. Den Zuschlag bekam ein Bieter für 1.001 Euro. Richard Focking erhöhte die Summe nochmal um weitere 500 Euro, sodass er mit insgesamt 1.501 Euro die Arbeit der SOS-Kinderdörfer unterstützt hat
Gerade in den letzten Jahren seien Kinder durch die Corona-Pandemie, aber auch durch den Ukraine-Krieg besonders von Leid und härteren Maßnahmen betroffen, so seine Beweggründe zu der Aktion. "Ich finde es wichtig, hier anzuknüpfen. Denn Kinder sind unsere Zukunft, deshalb ist es immer sinnvoll, in diese zu investieren", erläutert er sein Engagement. Neben der Hilfe für Kinder findet er Diversität in unserer Gesellschaft sehr wichtig. Er würde sich als positiven Menschen bezeichnen, aber auch als Realist. Auf die Frage, ob er das Glas eher halb voll oder halb leer sieht, schmunzelt er: "Kommt darauf an, was drin ist".
Inspiriert durch den Beruf
Richard Focking ist Landschaftsarchitekt und seine Bilder zeichnen sich durch eine hohe Präzision aus. Sein Beruf war auch Inspiration für seine Kunst. "In der Architektur arbeiten wir mit Höhenschichtmodellen und irgendwann habe ich gedacht, das Spiel mit Licht und Schatten schaut so schön und interessant aus, dass man das auch künstlerisch interpretieren könnte," erzählt er. So fing er vor zehn Jahren an, damit zu experimentieren und hat die Technik im Laufe der Jahre immer weiter entwickelt. Manchmal sind seine Bilder sehr exakt geometrisch und muten trotzdem nicht starr an. Andere wirken frei, wie Ausspülungen von Wasser oder wie Geländeformen. Durch die Vertiefungen in den Bildern entstehen interessante Lichteffekte.
Seine Inspirationen für die Erschaffung eines neuen Kunstwerkes kommen aus unterschiedlichen Richtungen. Mal ist es einfach eine Bewegung, so wie bei seinem allerersten Bild. Dort habe ihm die Flossenbewegung eines Rochens den Impuls gegeben. Manchmal ist es die Ornamentik einer Architektur, die er künstlerisch umsetzt. Eine Pflanzenzelle, die durch das Mikroskop aussieht wie die Iris eines Auges, lieferte die Idee für das versteigerte Bild. Wie feine Adern zieht sich ein Geflecht um einen weißen Kreis. Die Auseinandersetzung mit der Natur bringt sein Beruf als Landschaftsarchitekt mit sich und findet gleichzeitig Ausdruck in seiner Kunst.
Sehr viele Stunden fließen in diese hohe handwerkliche Kunst ein. Gezählt habe er die Zeit dabei noch nie, manchmal arbeite er bis zu einem halben Jahr an einem Werk. Die Arbeit erfolgt mit einem Cuttermesser, das verwendete Material ist eine Millimeter starke Pappe. Das braucht sehr viel Kraft und Konzentration. "Länger als eine halbe Stunde am Stück kann ich es nicht machen, da die Hand sehr schnell ermüdet", sagt der Künstler. Gleichzeitig sehe er in dieser Arbeit etwas Meditatives, etwas, in das man sich hinein versenken könne.
Von Kunst und Natur lernen
Richard Focking ist nicht nur Künstler und Architekt, er liebt auch die Musik. Seit seiner Jugend spielt er Bratsche und auch hierin liegt eine seiner Passionen. Er macht Kammermusik und wirkt in Orchestern mit.
Pendant zur peniblen künstlerischen Arbeit ist für ihn das Erleben der Natur. "Hier ist Perfektion eher hinderlich, man muss sich auf spontanes und ungeplantes einlassen. Von der Natur kann man viel lernen", sagt er, "zum Beispiel in Kreisläufen denken, resilient zu sein und vielfältig." Von der Kunst könne man wiederrum sehr viel über sich selbst lernen. "Es geht gar nicht so sehr darum zu erforschen, was die Idee des Künstlers bei der Entstehung seines Werkes ist, sondern darum, was es in einem auslöst", ist er überzeugt.
Sehr gut könne er sich vorstellen, noch einmal ein Bild in der Zukunft für den guten Zweck zu versteigern. Bis dahin sagen wir vielen herzlichen Dank für diese wunderbare A(u)ktion!