Eine labile Wirtschaft
Die Gesamtbevölkerung von Lesotho beläuft sich auf 1,9 Millionen Menschen, von denen 220 000 in der Landeshauptstadt Maseru leben. Bevor das heutige Lesotho 1966 vom Vereinigten Königreich unabhängig wurde, war der offizielle Name des Landes "Basutoland". 1998 brachen nach den allgemeinen Wahlen gewalttätige Demonstrationen aus, und es kam zu einem Militärputsch. Streitkräfte aus Botswana und Südafrika marschierten in Lesotho ein, als die Proteste der Opposition zunahmen. Als die südafrikanischen Verteidigungskräfte im Mai 1999 abzogen, lagen große Teile von Maseru in Schutt und Asche.
Wirtschaftlich gesehen ist Lesotho in großem Ausmaß von den Geldsendungen der Lesother abhängig, die im benachbarten Südafrika Arbeit gefunden haben. Dazu kommen die Erlöse aus dem Export von Diamanten und Wasser. Aufgrund der Topographie des Landes ist die landwirtschaftlich nutzbare Fläche in den Ebenen relativ begrenzt. Das Wasser stellt in Lesotho nicht nur für die lokale Bevölkerung eine wichtige Ressource dar. Nach der Fertigstellung des beeindruckenden Wasserbauprojekts "Lesotho Highlands Water Project" begann das Land, Wasser nach Südafrika zu exportieren. Bemerkenswerterweise werden 90 Prozent der elektrischen Energie in Lesotho in den nationalen Kraftwerken des Landes erzeugt, wodurch Lesotho ein nahezu energieautarker Staat geworden ist.
Hohe HIV/AIDS-Prävalenzrate stellt das größte Problem der Gesundheitsfürsorge dar
Lesotho leidet an einem verhältnismäßig hohen Armutsniveau - fast die Hälfte der Bevölkerung lebt laut UN-Entwicklungsprogramm (UNDP) in Armut. Obwohl das Pro-Kopf-BIP höher als in vielen anderen afrikanischen Staaten ist, bleibt die ungleiche Verteilung der Einkommen nach wie vor ein großes Problem. Ein Großteil der Güter des Landes ist in den Händen einer kleinen Minderheit konzentriert. Darüber hinaus ist das Land in seinem Ranking auf dem Human Development Index der Vereinten Nationen (HDI) in den letzten Jahren kontinuierlich gefallen. Der drastische Rückgang der Geldsendungen von Lesothern, die in Südafrika leben, hat Tausende von Bewohnern der ländlichen Regionen in noch größere Armut gestürzt. Die meisten der im Ausland beschäftigten Lesother waren im Bergbau tätig. Aufgrund des sinkenden Bedarfs an Minenarbeitern kehrten viele arbeitslos gewordene Lesother in ihre Heimat zurück.
Die Armut ist vor allem in den ländlichen, ariden Gebieten Lesothos weit verbreitet, in denen etwa 70 Prozent der Bewohner des Landes leben. Die Landwirtschaft ist für die Hälfte der Landbevölkerung Lesothos die Haupteinnahmequelle; in diesem Sektor werden ca. 7 Prozent des BIP erwirtschaftet. Vor allem Frauen und frauengeführte Haushalte leiden am hohen Armutsniveau. 14 Prozent der Lesother sind unterernährt, da sich eine Versorgung mit regelmäßigen Mahlzeiten für sie sehr schwierig gestaltet. Auch der Mangel an Trinkwasser stellt in den ländlichen Regionen Lesothos ein großes Problem dar - ca. 20 Prozent der Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Aufgrund der schlechten Hygiene und dem Mangel an Trinkwasser können sich Infektionskrankheiten leicht ausbreiten.
Lesotho weist eine der weltweit höchsten HIV/AIDS-Prävalenzraten auf, wodurch diese Krankheit zum größten Problem der öffentlichen Gesundheit geworden ist. 23,6 der Lesother sind mit dem Virus infiziert; darunter sind 28 000 Kinder. Seit dem Jahr 2007 ist die Gesamtzahl der Infektionen um weitere 0,4 Prozent gestiegen. Da die Krankheit meist Menschen auf dem Höhepunkt ihrer Erwerbstätigkeit trifft, ist HIV/AIDS im heutigen Lesotho auch zu einem wirtschaftlichen Problem geworden. Obwohl es noch viele Herausforderungen zu bewältigen gibt, sind erste Fortschritte im Bereich der verfügbaren HIV-Tests und der Versorgung mit antiretroviralen Medikamenten zu verzeichnen, und die Regierung hat ihre Bemühungen zur Bekämpfung der Krankheit verstärkt. Ein nationales Programm, das 2006 unter dem Namen "Know your Status" ins Leben gerufen worden war, hat zu einem deutlichen Anstieg der Zahl der Menschen geführt, die sich auf HIV testen lassen und Beratungsstellen aufsuchen. Premierminister Mosisili hatte sich 2004 öffentlich testen lassen, um die Bevölkerung zu HIV-Tests zu ermutigen.
Kinder brauchen Schutz
Die Regierung von Lesotho hat sowohl die UN-Kinderrechtskonvention (UNCRC) als auch die Afrikanische Charta über die Rechte und das Wohl des Kindes unterzeichnet. In Lesotho leben über 200 000 Waisenkinder. Viele Kinder leiden schwer an den Auswirkungen dieser Krankheit. Kinder, die ohne elterliche Fürsorge aufwachsen, sind automatisch vielen Risiken ausgesetzt. Viele von ihnen müssen bereits in jungen Jahren ganze Haushalte führen. Statt zur Schule zu gehen, arbeiten viele Kinder oder gehen betteln, um zu überleben. Dennoch sind in Lesotho eine Reihe von Programmen für den Schutz der Kinderrechte ins Leben gerufen worden, und die Regierung hat für ihren Mut im Kampf gegen HIV/AIDS viel Lob geerntet. Die Programme konzentrieren sich auf pädagogische Unterstützung, häusliche Pflege, Ernährungssicherheit und psychologischen Beistand.
Durch das im Jahr 2010 verabschiedete Bildungsgesetz ist nicht nur eine allgemeine Grundschulpflicht eingeführt worden, sie ist auch für alle Kinder zwischen sechs und 13 Jahren unentgeltlich. Schätzungsweise 18 Prozent der schulpflichtigen Kinder gehen in Lesotho nicht zur Schule. Häufig können sich die Eltern den Schulbesuch schlichtweg nicht leisten. In den letzten Jahren sind jedoch einige Programme zur Steigerung der Einschulungsrate verabschiedet worden, und es sind erste Fortschritte zu verzeichnen. Ein anderes großes Problem für die Kinder Lesothos ist die grassierende HIV-Epidemie. Viele Kinder sind zu Aidswaisen geworden oder selbst HIV-positiv. Die Mutter-Kind-Übertragung von HIV konnte durch ein ambitioniertes Regierungsprogramm, das 2003 ins Leben gerufen worden war, deutlich gesenkt werden.
SOS-Kinderdorf in Lesotho
Die Arbeit unserer Organisation begann in Lesotho in den 80er Jahren. Während der politischen Unruhen der Jahre 1998 und 1999 half SOS-Kinderdorf im Rahmen eines SOS-Nothilfeprogramms der lokalen Bevölkerung durch die Verteilung von Nahrungsmitteln und Medikamenten. Da HIV/AIDS nach wie vor eins der größten Probleme der öffentlichen Gesundheit darstellt, unterstützt unsere Organisationen besonders Familien, die von der Krankheit betroffen sind. Derzeit unterstützen wir Kinder und Jugendliche in Lesotho im Rahmen von Kindertagesstätten, medizinischen Zentren und Schulen an zwei verschiedenen Standorten. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie.