Einige Fakten über Namibia
Die Republik Namibia ist ein großes, dünn besiedeltes Land im südwestlichen Afrika und grenzt an Angola, Sambia, Botsuana und Südafrika. Im Westen stößt das Land an den Atlantischen Ozean. Die Gesamtbevölkerung Namibias beträgt ca. 2 Millionen, die Hauptstadt Windhoek hat 340 000 Einwohner. Die Mehrheit der namibischen Bevölkerung sind Schwarze. Die weiße Bevölkerung ist vorwiegend deutscher, britischer, holländischer und portugiesischer Abstammung und macht ca. sieben Prozent der Bevölkerung aus. Namibias offizielle Landessprache ist Englisch.
Das deutsche Kaiserreich herrschte im späten 19. Jahrhundert über das heutige Namibia, das damals “Deutsch-Südwestafrika” genannt wurde. Zwischen 1904 und 1907 wurden unter der deutschen Kolonialherrschaft Tausende einheimischer Herero und Namaqua getötet, nachdem sie sich gegen die deutsche Besatzung erhoben hatten. Die Herero und Namaqua, die ihrer Ermordung entgingen, wurden deportiert und durch die Gesetze zur Rassentrennung unterdrückt. Diese tragischen Ereignisse gingen als "erster Völkermord des 20. Jahrhunderts" in die Geschichte ein. Im Jahr 1915 wurde das Land nach der Niederschlagung der deutschen Truppen von Südafrika besetzt, das Namibia fortan unter dem Mandat des Völkerbundes regierte.
1971 erklärten der UN-Sicherheitsrat und der Internationale Gerichtshof die südafrikanische Besetzung für illegal und forderten Pretoria auf, seine Truppen unverzüglich abzuziehen. Anfänglich weigerte sich Südafrika, dieser Aufforderung nachzukommen. Nichtsdestotrotz wurde im Jahr 1988 schließlich in New York die Unabhängigkeit Namibias besiegelt; dort trafen die Regierungen Südafrikas, Kubas und Angolas zusammen und erzielten schließlich eine diplomatische Einigung.
Kuba spielte im erfolgreichen Kampf des Landes für seine Unabhängigkeit eine bedeutende Rolle. 1990 wurde Namibia zu einem unabhängigen Staat. Seither ist die Lage im Land relativ stabil. Namibia ist ein Land mittlerer Einkommensstufe. Das System der Marktwirtschaft basiert auf der Landwirtschaft, dem Bergbau, dem Fischfang und dem Tourismus.
Mangelernährung und Krankheiten fordern ihren Tribut
Die Mangelernährung, vor allem der Kinder, stellt ein hartnäckiges Problem dar - 20 Prozent der namibischen Bevölkerung leiden an Nahrungsmittelknappheit und sind chronisch unterernährt. Die Unternährung hat den Tod von mindestens 6000 Kindern pro Jahr zur Folge. Häufige Dürren und Überflutungen verschlimmern die Situation noch weiter, vor allem in den extrem trockenen ländlichen Regionen des Landes.
Darüber hinaus hat Namibia eine sehr hohe HIV/AIDS-Infektionsrate zu verzeichnen. Mit 13 Prozent zählt die HIV-Prävalenzrate zu den höchsten der Welt. Abgesehen von den sozialen Auswirkungen von HIV stellt die Krankheit auch zunehmend ein wirtschaftliches Problem dar; in der Erwerbsbevölkerung (25-44 Jahre) sind die HIV-Infektionsraten besonders hoch. Obwohl die Regierung Namibias den Kampf gegen AIDS zu einer nationalen Priorität erklärt hat, sterben jährlich 6700 Menschen an der Krankheit. Aber nicht nur AIDS stellt ein Gesundheitsrisiko für die Bewohner Namibias dar; auch Hepatitis A, Typhus und Malaria sind weit verbreitet.
Obwohl die Trinkwasserversorgung in den Städten relativ gut ist, leiden Namibier auf dem Land häufig unter Wasserknappheit. Wie auch in den meisten anderen Ländern Afrikas südlich der Sahara ist die Armut in Namibia ein großes Problem - über 39 Prozent der Bevölkerung sind nach UN-Standards arm. Die Einschulungsquote in Namibia liegt bei ca. 89 Prozent.
Die Lage der Kinder in Namibia
Demographisch gesehen ist Namibia ein sehr junges Land; knapp 35 Prozent der Bevölkerung sind Kinder unter 14 Jahren. Diese Zahl ist zum Teil der Tatsache zuzuschreiben, dass die Lebenserwartung in Namibia vergleichsweise gering ist. Aktuellen Schätzungen zufolge leben in Namibia ca. 140 000 Waisenkinder, darunter sind 70 000 Aidswaisen. Kinder, die ihre Eltern an HIV verlieren, bleiben oft ohne den Schutz einer familiären Umgebung zurück. Häufig können sie ihre Grundbedürfnisse nicht erfüllen und sind kommerzieller sexueller Ausbeutung und Zwangsarbeit in den Straßen der Städte Namibias ausgesetzt. In Namibia gibt es sehr viele Straßenkinder.
Tagsüber betteln sie um Geld und Nahrung oder verrichten allerlei kleinere Arbeiten, um zu überleben. Viele von ihnen schlafen in kleinen Hütten, in Flussbetten oder unter Brücken. In Namibia wird fast die Hälfte aller Haushalte von weiblichen Familienvorständen geführt, was hauptsächlich auf die niedrige Lebenserwartung der Männer und Arbeitskräftewanderungen zurückzuführen ist. Die Einkommenssituation in von Frauen geführten Familien ist häufig prekär. Sie machen den größten Anteil armer Haushalte im Land aus. Es ist offensichtlich, dass kleine Kinder, die in diesen Familien aufwachsen, im Vergleich zu Kindern, die noch beide Elternteile haben, benachteiligt sind.
Kleine Jungen und Mädchen sind oft dafür verantwortlich, das Essen für eine ganze Familie auf den Tisch zu bringen. Infolgedessen besuchen viele von ihnen keine Schule, und es bleibt nur wenig Zeit für soziale Aktivitäten und Erholung übrig. Der jüngste Teil der Bevölkerung Namibias leidet besonders an Hunger, und Kinder sind noch stärker vom Hungertod bedroht. In Namibia gibt es einen doppelt so hohen Prozentsatz von Kindern mit leichten Wachstumsrückständen und dreimal soviel Kinder mit schweren Wachstumsrückständen als im weltweiten Durchschnitt. Die Lage in Namibia bleibt weiter ernst; ungefähr 18 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind unterernährt. Bei den Waisenkindern und Kindern ohne elterliche Fürsorge liegt dieser Prozentsatz sogar bei 27 Prozent.
SOS-Kinderdorf in Namibia
Die Zahl der Kinder, die in Namibia ohne elterliche Fürsorge aufwachsen oder Gefahr laufen, sie zu verlieren, steigt weiter an. Sie stellen ein ernstes Entwicklungsproblem für die Regierung dieses afrikanischen Landes dar. SOS-Kinderdorf arbeitet mit namibischen Familien zusammen, um die familiären Bindungen zu stärken und Kinder davor zu bewahren, die elterliche Fürsorge zu verlieren. Der nationale SOS-Kinderdorf-Verein Namibia wurde 1984 gegründet; im gleichen Jahr wurde das erste SOS-Kinderdorf in Windhoek eröffnet. Zur Zeit unterstützt die Organisation namibische Kinder durch Kindertagesstätten, Schulen, medizinische Versorgung und andere wichtige Angebote. Unsere Organisation bietet auch Programme zur Familienstärkung an, um Familien zu helfen, deren Kinder vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedroht sind. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie.
Website von SOS-Kinderdorf Namibia
(verfügbar auf Englisch)