Trotz natürlicher Ressourcen, hohes Armutsniveau
Die Republik Niger ist ein Binnenstaat in Westafrika. Derzeit beläuft sich die Gesamtbevölkerung des Niger auf 17,4 Millionen. Die Hauptstadt dieses größten westafrikanischen Landes ist Niamey, die offizielle Landessprache ist Französisch.
Die natürlichen Ressourcen scheinen wie ein Fluch auf dem Land zu lasten. Trotz der Erdöl- und Uranreserven lebt die Mehrheit der Nigrer in Armut. Wie auch in so vielen anderen afrikanischen Staaten kann die Bevölkerung nicht von den geologischen Reichtümern des Landes profitieren. Der Niger ist in großem Maße auf ausländische Entwicklungshilfe und die Arbeit von Nicht-Regierungsorganisationen angewiesen. Abgesehen vom Uran basiert die Wirtschaft des Niger auf landwirtschaftlichen Kleinbetrieben und der Viehzucht.
Extrem harte Lebensbedingungen für die Familien
Die Mehrheit der Bevölkerung leidet am extrem hohen Armutsniveau des Landes. Ca. 63 Prozent der Einwohner fristen ein Leben in Armut, und die Entwicklungshilfe macht etwa die Hälfte des nationalen Haushaltsvolumens aus. Das Leben der Nigrer ist für viele nicht nur voller Entbehrungen, sondern auch verhältnismäßig kurz - die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 55 Jahren. Obwohl im Bereich der Alphabetisierung in jüngster Zeit einige Fortschritte zu verzeichnen waren, können nur 35 Prozent der Menschen im Niger lesen und schreiben. Fast 30 Prozent der Bewohner des Landes sind unterernährt.
Während der Dürreperioden sind Millionen von Menschen vom Hungertod bedroht. Im Jahr 2005 starben Tausende an den Folgen einer Heuschreckeninvasion, die die Ernte zerstörte, und dem Ausbleiben des dringend benötigten Regens. 2010 waren bis zu zehn Millionen Menschen in der Sahelzone von akutem Hunger bedroht – wieder stand der Niger im Mittelpunkt der Krise. Aufgrund des hohen Armutsniveaus und der schlechten Infrastruktur sind die hygienischen Bedingungen oft prekär. Obwohl es auch "städtische Armut" zu verzeichnen gibt, lebt die Mehrzahl der armen Nigrer in den ruralen oder semi-ruralen Teilen des Landes. Über die Hälfte der ländlichen Bevölkerung kann sich nicht mit sauberem Trinkwasser versorgen und nur vier Prozent haben außerhalb der Städte Zugang zu ordentlichen sanitären Einrichtungen.
Kinder brauchen Schutz
Demographisch gesehen ist der Niger ein extrem junges Land - etwa 50 Prozent der Bewohner sind jünger als 14 Jahre. Wie so häufig stellen Kinder die schwächste Bevölkerungsgruppe in diesem so armen Land dar. Die Sterblichkeitsrate der Kinder unter fünf Jahren ist mit 160 von 1000 Lebendgeburten nach wie vor sehr hoch, und die Säuglingssterblichkeitsrate zählt zu den höchsten der Welt. Mit 7,6 Kindern pro Frau hat der Niger die weltweit höchste Fertilitätsrate. 27 Prozent aller nigrischen Kinder haben ein zu niedriges Geburtsgewicht, und etwa 40 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren leiden an Untergewicht.
Tausende von Kindern arbeiten im Kleinbergbau vor allem in den Uran-, Zinn- und Kohleminen, in denen die Löhne traditionell niedrig und die damit verbundenen Risiken umso höher sind. Kinder sind zahlreichen Risiken, darunter Verletzungen durch Arbeitsgeräte, Verbrühungen durch heißes Wasser oder Verbrennungen durch offenes Feuer ausgesetzt. Aufgrund der Arbeit in den Minen können Kinder häufig keine Schule besuchen. Ohne Bildung kann der Teufelskreis der Armut auch im späteren Erwachsenenalter nur schwer durchbrochen werden.
SOS-Kinderdorf im Niger
Die Arbeit von SOS-Kinderdorf im Niger begann in den 80er Jahren.
Familienstärkung: Wir arbeiten direkt mit den Gemeinden zusammen, damit diese in der Lage sind, ihre Kinder selbst zu versorgen. Jedes Familienstärkungsprogramm bietet unterschiedliche Dienstleistungen wie Schulungen (sodass Eltern kleine Unternehmen gründen können) sowie Workshops zum Thema Kinderschutz und Gesundheitsbetreuung.
Betreuung in Familien: Kinder, die keine elterliche Betreuung mehr haben, finden in einer der SOS-Kinderdorf-Familien in Dosso, Niamey und Tahoua ein liebevolles Zuhause. Geschwister wachsen gemeinsam auf und werden von einer SOS-Kinderdorf-Mutter betreut, die dafür sorgt, dass sie die Unterstützung erhalten, die sie brauchen.
Wo immer es möglich ist, arbeiten wir eng mit den Herkunftsfamilien der Kinder zusammen, damit diese in ihre Familien zurückkehren können. In diesem Fall unterstützen wir die Familien während der Zeit des Wandels und der Anpassung.
Unterstützung für junge Erwachsene: Unsere SOS-Jugendprogramme bieten jungen Menschen Unterstützung, bis sie in der Lage sind selbständig zu leben.
Bildung; Wir leiten Kindergärten und Grundschulen in Dosso, Niamey und Tahoua.
Gesundheitsdienstleistungen: Die medizinische Versorgung ist nicht immer verfügbar oder für viele Familien nicht erschwinglich. Die SOS-medizinischen Zentren führen Routineuntersuchungen und Impfungen durch und behandeln Infektionen.
Nothilfeprogramme: Im Jahr 2015 begannen wir gefährdete Familien in der südöstlichen Region Diffa zu unterstützen. Die Region ist von Naturkatastrophen und Gewalt betroffen. Wir bieten Unterrichtsmaßnahmen, Nahrung, Unterkunft und medizinische Versorgung.