Was erwarten die Kinder Nepals von den Politikern ihres Landes? Das haben die SOS-Kinderdörfer die Mädchen und Jungen im Himalaya-Staat gefragt. Das Ergebnis ist eine Petition, die die SOS-Kinderdörfer der nepalesischen Regierung überreicht haben. Das Ziel: In der neuen nepalesischen Verfassung sollen die Rechte der Kinder festgeschrieben werden.
Nepal gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Der jahrelange Bürgerkrieg, der bis 2006 tobte, hat die Not der Menschen weiter verschärft. Die Leidtragenden sind vor allem die Kinder.
Nach dem Ende des Bürgerkriegs und der Abschaffung der Monarchie wurde 2008 damit begonnen, eine neue demokratische Verfassung zu erarbeiten. Diese soll 2010 veröffentlicht werden. Im Vorfeld hat die Bevölkerung die Möglichkeit, ihre Vorstellungen einzubringen.
Die Stimme der Kinder, die mehr als 40 Prozent der Einwohner des Landes ausmachen, blieb jedoch zunächst ungehört. Um dies zu ändern, wurden die SOS-Kinderdörfer in Nepal aktiv.
Denn Kinder haben ein Recht auf Mitsprache - und sie haben das Potenzial, an einer besseren Zukunft für Nepal mitzuarbeiten!
Unser zukünftiges Nepal soll ein friedliches, kinderfreundliches Land sein!
Die SOS-Kinderdörfer organisierten zusammen mit anderen Kinderhilfsorganisationen und dem monatlichen Magazin "Voice of Children" einen Workshop. Daran nahmen 25 Mädchen und Jungen teil, die verschiedene ethnische und soziale Gruppen repräsentierten und aus verschiedenen Regionen des Landes kamen. Darunter waren auch 8 SOS-Kinder im Alter von 12 bis 16 Jahren.
Worunter leiden die Kinder in Nepal? Was ist ungerecht? Diese Fragen waren der Ausgangspunkt des Workshops. Anschließend beschrieben die Kinder ihre Vision, wie ihr zukünftiges Nepal aussehen soll. Zentrale Forderungen der Kinder sind:
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Nepal soll ein Land sein, in dem Kinder in Frieden und ohne Furcht aufwachsen können.
- Kein Kind darf aufgrund von Geschlecht, Kastenzugehörigkeit, ethnischer und sozialer Herkunft oder wegen einer Behinderung diskriminiert und benachteiligt werden. Die Kinder schlagen vor, eine Behörde für Kinderrechte einzurichten, an die sich Mädchen und Jungen wenden können, wenn ihre Rechte verletzt werden.
- Bildung für alle! Alle Mädchen und Jungen sollen kostenlosen Zugang zu einer hochwertigen Bildung haben. Die Einschulungsquote schwankt in Nepal derzeit zwischen 30 und 80 Prozent. Vor allem Mädchen und Kinder aus armen Familien können in Nepal häufig nicht zur Schule gehen, weil sie Kinderarbeit leisten müssen.
- Kampf gegen die hohe Kindersterblichkeit in Nepal! Die Regierung hat die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Grundbedürfnisse der Kinder erfüllt werden. Dazu gehören Nahrung und Zugang zu medizinischer Versorgung. Die Mädchen und Jungen fordern, dass in Nepal ein flächendeckendes Netz von Kinderärzten und Kinderkliniken geschaffen wird.
- Kampf gegen Kinderarbeit, Kinderheirat, Kinderhandel, Kindesmisshandlung und Kindesmissbrauch! Eine effektive Gesetzgebung und konsequente Strafverfolgung soll den Schutz der Kinder und ihrer Rechte sicherzustellen.
- Lehrer und Regierungsmitarbeiter sollen in Kinderrechten geschult werden.
- Themen wie Kinderrechte, Kinderschutz und Information über HIV/Aids sollen in den Lehrplan der Schulen aufgenommen werden.
Wie geht es weiter?
Die SOS-Kinderdörfer haben das Memorandum der Ministerin für Frauen, Kinder und Soziales im Mai 2008 überreicht. SOS-Mitarbeiter stehen seitdem in regelmäßigem Kontakt mit Regierung und Abgeordneten der verfassungsgebenden Versammlung, um sich für Kinderrechte in der neuen Konstitution stark zu machen. Außerdem unterstützen die SOS-Kinderdörfer in Nepal weitere Kinderrechtsinitiativen, die inzwischen von anderen Hilfsorganisationen gestartet wurden. Mit vereinten Kräften wollen wir etwas bewegen. Denn wenn es um Nepals Zukunft geht, muss die Stimme der Kinder gehört werden!