Peru hat ein zwölftes SOS-Kinderdorf! Im Norden des Landes, auf rund 2750 Höhenmetern gelegen, können nun bis zu 72 Kinder ein neues Zuhause finden. Zusätzlich sind Projekte der SOS-Familienhilfe für rund 400 Mädchen und Jungen gestartet.
Cajamarca zählt eigentlich zu den aufstrebenden Regionen
Perus. Ein großes Minenprojekt hat der Region in der jüngsten Zeit neue Arbeitsplätze beschert, aber auch eine große Teuerungswelle. Cajamarca gehört mittlerweile zu den teuersten Städten Perus. Doch 44,5 Prozent seiner Einwohner leben in großer Armut. Einrichtungen für Kinder in sozialen Notlagen gibt es nur wenige.
Das
SOS-Kinderdorf Cajamarca gilt daher als zukunftsweisendes Projekt in der Region. Es befindet sich im Barrio Santa Bárbara, etwas außerhalb der Stadt, wo die Gemeindeverwaltung gerade neue Wohnungen, Geschäfte oder Schulen errichtet. In acht SOS-Familien können hier bis zu 72 Kindern dauerhaft leben. Am 5. April 2014 wurde das neue SOS-Dorf feierlich eingeweiht. Doch schon während die Bauarbeiten liefen, wurden erste Kinder aufgenommen und Projekte für Familien in Not gestartet.
Linda und Marisol - zwei Schicksale
Linda ist zweieinhalb Jahre alt und hat sich mit ihrem Kinderdorf-Bruder Renato (3) und weiteren Geschwistern schon gut im neuen Dorf eingelebt. Die Vergangenheit des aufgeweckten Mädchens liegt für die SOS-Mitarbeiter im Dunklen. "Wir wissen gar nichts über ihre Eltern. Nach ihrer Geburt wurde Linda von ihrer leiblichen Mutter im Krankenhaus zurückgelassen - sie kam schon als ganz kleines Baby zu uns", berichtet Lindas SOS-Mama.
Für Marisol war das Ankommen in ihrem neuen Zuhause hingegen schwer. Die damals Zwölfjährige hatte den Glauben an sich selbst verloren. An der Schwelle zur Pubertät alleine gelassen zu werden, ist für Kinder auf der ganzen Welt schwer zu verarbeiten. "Sie war rebellisch, hat kaum gesprochen. Sie wollte nicht zur Schule gehen, weil sie davon überzeugt war, dass aus ihr sowieso nie etwas werden würde", erinnert sich Marisols SOS-Mama an die schweren ersten Wochen nach der Ankunft des Mädchens.
Marisol hatte in ihrem jungen Leben schon einiges durchgemacht. Ihre leibliche Mutter hatte sehr viele Probleme und konnte sich irgendwann nicht mehr um ihre Tochter kümmern. Marisol zog zunächst zu einer Tante, doch als es auch dort keine Bleiben für sie gab, fand sie ein neues Zuhause im SOS-Kinderdorf. Inzwischen setzt das junge Mädchen alles daran, sich eine erfolgreiche und glückliche Zukunft aufzubauen. Durch die Fürsorge ihrer SOS-Mama und ihrer gleichaltrigen SOS-Schwester Theresa ist Marisol in kürzester Zeit viel offener und selbstbewusster geworden. "Jetzt hört sie überhaupt nicht mehr auf, zu reden!", lacht ihre Mutter. Marisol ist mittlerweile ein fröhliches Mädchen - mit großen Zukunftsplänen: sie will Ingenieurin in den Goldminen von Cajamarca werden.
15 Euro für eine bessere Zukunft
Zusätzlich zum SOS-Kinderdorf leistet die
SOS-Familienhilfe wichtige Präventionsarbeit rund um Cajamarca. Denn oft kann eine Familie in Not wieder Fuß fassen, wenn sie rechtzeitig Unterstützung findet.
So wie Marias Familie, die im Dorf Lucmacucho lebt. Ihr Haus ist ein Fleckenteppich aus Ziegelmauer, bröckelndem Verputz und Wellblech. Maria ist eine geschickte Gärtnerin und sie baut auf ihrem Acker alles an, was im rauen Klima der Anden gedeiht.
Sie berichtet: "Ich weiß, dass wir arm sind. Niemand ist hier freiwillig arm. Wir wünschen uns für unsere Kinder eine bessere Zukunft. Aber es ist schwer an die Zukunft zu denken, wenn du jeden Tag um eine Mahlzeit für deine Kinder kämpfst. Diese Sorgen, die wünsche ich niemanden. Die Leute vom SOS-Sozialzentrum haben mir und meinem Mann den Glauben an unsere eigene Zukunft zurückgegeben. Sie haben unsere Hoffnung in Zuversicht verwandelt. Wir hatten viele Ideen, aber es fehlte uns das Geld und auch der Mut sie umzusetzen. Und da kommt SOS und sagt: "Ihr habt eine Idee? Die ist toll, die funktioniert! Sagt uns, was ihr dafür braucht. Und schickt eure Kinder in unseren Kindergarten, damit ihr eure Idee umsetzen könnt. Und unser Leben hat sich verändert."
Durch die SOS-Familienhilfe bekam Maria umgerechnet 15 Euro für eine Jahresstandgebühr in der städtischen Markthalle zur Verfügung gestellt. Ihre beiden Kinder bekamen einen Platz in der SOS-Kindertagestätte und ihrem Mann wurde ein Werkzeugkasten für kleinere Tischlerarbeiten vorfinanziert. Mittlerweile bedürfen Maria und ihr Mann keiner Unterstützung mehr. Maria ist eine glühende Vorkämpferin der SOS-Familienhilfe geworden.
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