11. Juni 2015 | NEWS

Internationaler Tag gegen Kinderarbeit

Die SOS-Kinderdörfer fordern deutliches Handeln von der Politik

Weltweit müssen 160 Millionen Kinder arbeiten, anstatt in die Schule zu gehen. Die Hälfte dieser Kinder muss sogar sehr schwere Arbeit verrichten. Darauf wiesen zum Tag gegen Kinderarbeit die SOS-Kinderdörfer weltweit hin.

Ein Junge muss als Lastenträger in Guatemala arbeiten. Foto: Joris Lugtigheid.

Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer arbeiten noch immer viele Unternehmer in Asien und Afrika mit Kindern. SOS fordert von der westlichen Industrie und Politik, Standards zu schaffen, die sicherstellen, dass keine Kinder als Arbeiter für Waren missbraucht werden. Der Pressesprecher der SOS Kinderdörfer weltweit, Louay Yassin, erklärt: „Kinder, die arbeiten, anstatt zur Schule zu gehen, werden ihr ganzes Leben arme Minimallohn-Arbeiter bleiben. Nur mit einer Schulbildung, hätten sie die Chance auf eine bessere Zukunft. Und genau da muss die Politik handeln, um Kinderarbeit endgültig zu ächten.“

Im Interview erklärt Pressesprecher Louay Yassin, was Kinderarbeit konkret bedeutet und was wir Verbraucher tun können.

Anhören:



Herr Yassin, in welchen Bereichen werden Kinder besonders häufig zum Arbeiten eingesetzt oder gezwungen?

Die meisten Kinder werden in der Landwirtschaft eingesetzt. Meist sind das elterliche Kleinbetriebe. Die Kinder müssen dringend mitarbeiten, weil die Familie sonst nicht überleben kann. Aber auch in Steinbrüchen und in Minen schuften Kinder. Vor allem Mädchen werden zur Prostitution gezwungen oder werden , wie häufig in Lateinamerika, als Haushaltshilfen ausgebeutet.

 

Die Internationale Gemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis 2016 zu beseitigen – ist man da auf einem guten Weg oder ist das illusorisch?

Man ist auf dem richtigen Weg, aber noch nicht auf einem guten. Das kann man, glaube ich, so ganz gut sagen. Weltweit müssen aktuell rund 160 Millionen Kinder arbeiten. Eine schockierende Zahl, finde ich. Aber immerhin hat sich die Zahl seit dem Jahr 2000 um ein Drittel verringert. Rund die Hälfte dieser Kinder müssen schreckliche, sehr schwere Arbeiten verrichten. Also Arbeiten, die ihrer Gesundheit, Sicherheit und ihrer Entwicklung schaden. Sie arbeiten in der Prostitution, tagtäglich in den Steinbrüchen oder Minen, etwa um die sogenannten seltenen Erden zu gewinnen, die man für Handys braucht. Oder sie arbeiten mit gefährlichen Chemikalien. Viele Kinder arbeiten auch den ganzen Tag ohne Pause an einem Webstuhl. Das sind unmenschliche Bedingungen, denen die Kinder ausgesetzt sind.
 
Was können wir hierzulande als Verbraucher tun? Kann man als Verbraucher überhaupt herausfinden, ob eine bestimmte Firma Produkte verkauft, die mit Kinderarbeit hergestellt wurden?

Das ist schwierig. Bei Bekleidung ist man selten sicher, ob nicht doch Kinder für das T-Shirt ausgebeutet wurden. Aber es gibt zumindest einige Labels, auf die man sich verlassen kann. Wer „fair“ einkauft, also Produkte mit den „Fair“-Labels, ist meist auf der sicheren Seite.
 

Auch dieses Mädchen aus Bangui (Zentralafrika) muss bei der Versorgung der Familie mithelfen. Foto: Conor-Ashleigh

Die Ursache für Kinderarbeit ist extreme Armut. Oft können Familien nur überleben, weil sie ihre Kinder arbeiten schicken, sonst würden diese Familien verhungern. Wie kann man diesen Widerspruch auflösen? Wie ist da der Ansatz der SOS-Kinderdörfer?

Wie Sie bereits gesagt haben: Kinderschutz ist Sozialarbeit. Wenn Eltern keinen Job haben oder nur einen Dollar am Tag verdienen – dann reicht das nicht, um eine Familie zu ernähren. Dann müssen oft die Kinder ran, damit die Familie überlebt. Und genau da muss man ansetzen: Die Eltern müssen eine Ausbildung oder Unterstützung erhalten, damit sie eine besser bezahlte Arbeit erhalten. Die SOS-Kinderdörfer unterstützen weltweit 100.000 Familien mit Aus- und Fortbildungsprogrammen und Mikrokrediten, damit ihre Kinder in die Schule gehen können. Die Schule wird den Kindern dann ermöglichen, später bessere Jobs zu erhalten und aus dem Teufelskreis der Armut herauszukommen.

 

Hilfe für Familien in Not

Handeln, bevor Kinder auf der Straße landen: SOS unterstützt Familien, damit Eltern ihren Kindern aus eigener Kraft eine Perspektive bieten können.

 

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