Bangladesch: Wenn der Klimawandel das Zuhause zerstört

Neuanfang nach der Flut: So helfen die SOS-Kinderdörfer Familien

Nach der Flutkatastrophe im Juni 2022 standen Alam und seine Familie vor dem Nichts. Die Unterstützung der SOS-Kinderdörfer in Bangladesch ermöglichte dem Gemüsehändler den Neuanfang. Insgesamt hat unsere Nothilfe 2440 Familien erreicht – und die SOS-Kinderdörfer werden auch langfristig helfen.

Rekordflut in Bangladesch: Die verheerenden Überschwemmungen im Juni 2022 trafen 7,2 Millionen Menschen. Aufgrund des Klimawandels werden die Monsunregenfälle stärker und weniger vorhersehbar. Die Folge: Flutkatastrophen nehmen zu. Foto: SOS-Kinderdörfer

 

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Es war, als hätte sich der Himmel geöffnet. Binnen Minuten rissen die Fluten ganze Dörfer mit sich. Menschen flohen durch Flüsse, die zuvor Straßen gewesen waren, mit ein paar Habseligkeiten auf dem Kopf. Ihre Tiere ertranken, ihre Häuser zerbrachen von der Wucht des Wassers.

Mitte Juni 2022 verwüsteten schwere Regenfälle und Sturzfluten zahlreiche Gebiete im Nordosten von Bangladesch. Die Überschwemmungen waren die schlimmsten seit über 100 Jahren. 7,2 Millionen Menschen waren betroffen, die Katastrophe machte sie obdachlos und zerstörte ihre Existenz.

Flucht vor den Wassermassen

Am 17. Juni wurde auch die Hütte des Gemüsehändlers Alam Torab überflutet. Das Wasser stieg so schnell, dass die Familie keine Zeit hatte, Kleidung, Geschirr, Werkzeug, schon gar nicht ihr Vieh zu retten. "Das war nach einer Reihe von großen Schwierigkeiten, der Inflation, den sowieso schon häufigen Unwettern, die endgültige Katastrophe", sagt Alam heute.

Alam stammt aus einer armen Familie und musste sein Studium abbrechen, um Gemüse zu verkaufen. Gerade hatte er selbst eine Familie gegründet, lebte in einer kleinen Hütte mit seiner Frau und ihrem Baby, als die Flut ihr Haus zerstörte. Zunächst floh die Familie zu den Nachbarn, deren Haus etwas höher gelegen war. Am Abend, als der Regen noch stärker wurde, wurden auch die anderen Häuser überflutet. So floh die ganze Gemeinde ins Schulhaus.

Dort harrten sie 27 Tage aus. Viele Familien lebten auf engstem Raum zusammen, ohne Privatsphäre, fließendes Wasser oder ausreichend Toiletten. Helfer versorgten die Familien mit Lebensmitteln und Trinkwasser. Das war für alle eine Herausforderung, aber Alam hielt durch, denn er war sicher, dass seine Familie nach Hause zurückkehren konnte, sobald das Wasser zurückging.

Bedrohung durch Klimawandel

Der Klimawandel hat schon heute schwerwiegende Folgen für Bangladesch. Der Monsun führt jedes Jahr zu stärkeren und unvorhersehbaren Regenfällen. Überschwemmungen zerstören Häuser und vernichten Ernten. Dies verschärft die extreme Armut und zwingt die Menschen dazu, ihre Heimatdörfer zu verlassen. Unzählige Familien drohen zu zerbrechen.  

Doch der Klimawandel führt nicht nur wiederkehrenden verheerenden Monsunfluten: Auch der steigende Meeresspiegel bedroht die dicht besiedelte, tief liegende Küstenregion des Landes massiv. Hinzukommen Dürren. Bereits heute sind 60 Prozent der Böden, so Bangladeschs Regierung, nicht mehr fruchtbar. Die Fortschritte im Kampf gegen Hunger und Mangelernährung sind daher in Gefahr: Denn die landwirtschaftliche Produktion müsste verdoppelt werden, um die Menschen in Bangladesch auch in Zukunft ernähren zu können.

Vor den Trümmern ihrer Existenz

Als Alam und seine Familie nach fast einem Monat zu ihrer Hütte zurückkehrten, waren sie erschüttert. Die Flut hatte ihr Haus komplett zerstört. Bambuszäune, Wände und Türen waren zerbrochen oder verrottet, der Boden vom Schlamm aufgewühlt.  Verzweifelt machten sie sich an den Wideraufbau. "Alles, was wir gespart hatten, mussten wir für Lebensmittel, Baumaterialien und Trinkwasser ausgeben. Ich konnte kein Gemüse mehr kaufen für meinen Marktstand. Ich wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Wenn ich meine kleine Tochter ansah, brach mir das Herz."

“Wenn ich jetzt das Gesicht meiner Tochter sehe, bin ich wieder zuversichtlich": Alam und seine Familie wurden von den SOS-Kinderdörfern beim Neuanfang unterstützt. Foto: SOS-Kinderdörfer

Wiederaufbau

Alam und seine Familie brauchten dringend Hilfe, um zu dem bescheidenen Leben zurückzukehren, das die Familie geführt hatte, bevor die Flut ihre Stadt überschwemmte.

Die SOS-Kinderdörfer halfen mit einer Anschubfinanzierung, damit er sein Haus aufbauen und Waren für seinen Gemüsestand kaufen konnte. "Mit dieser Hilfe konnte ich mein Geschäft wiedereröffnen. Ein Teil des Geldes gaben wir dafür aus, das Haus für meine Familie bewohnbar zu machen. Wenn ich jetzt das Gesicht meiner Tochter sehe, bin ich zuversichtlich."

 

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Hilfe für Flutopfer

Nach der Flutkatastrophe im Juni 2022 leisteten die SOS-Kinderdörfer in Bangladesch humanitäre Hilfe. Insgesamt erhielten 2440 Familien in Sylhet Unterstützung:

  • Soforthilfe: In den ersten Wochen nach der Katastrophe erhielten Familien Hygienekits (u. a. Damenbinden und Seife) sowie finanzielle Unterstützung, um ihre Versorgung mit Lebensmitteln oder Trinkwasser zu sichern.
  • Neuanfang: Die SOS-Kinderdörfer unterstützten Familien beim Wiederaufbau ihrer Existenz, etwa beim Erwerb von Vieh und landwirtschaftlichen Geräte oder bei der Wiedereröffnung kleiner Geschäfte.

Über die unmittelbare Nothilfe hinaus stärken die SOS-Kinderdörfer Familien und Gemeinden, um sie auch langfristig gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen. So erreichen wir 5000 Familien in Sylhet:

  • Aufklärungsarbeit zu den lokalen Auswirkungen des Klimawandels
  • Aufbau eines Frühwarnnetzwerks
  • Unterstützung von Kindern, um ihnen nach Katastrophen die Rückkehr in die Schule zu ermöglichen
  • Baumpflanzaktionen mit Jugendlichen, um der Bodenerosion vorzubeugen

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