Menschen sind durch politische Instabilität und Naturkatastrophen betroffen
Die Volksrepublik Bangladesch liegt in Südasien und grenzt im Westen, Norden und Osten an Indien, im Südosten an Myanmar und im Süden an den Golf von Bengalen. Bangladesch ist mit seinen 166 Millionen Einwohnern (Juli 2014, Schätzung) eins der zehn bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Die Hauptstadt Dhaka hat ca. 14 Millionen Einwohner, womit sie weltweit zu den zehn einwohnerreichsten Städten der Welt zählt.
Nach vielen Jahren politischer Unruhe wurde im Jahr 1971 die heutige Republik Bangladesch gegründet. Die Unabhängigkeit wurde nach einem Krieg mit Pakistan erlangt, der mehr als drei Millionen Todesopfer kostete. Nach der Unabhängigkeit war das politische Klima lange instabil, aber nach 15 Jahren militärischer Herrschaft konnte im Jahr 1990 die Demokratie wieder hergestellt werden. Das Land leidet dennoch weiterhin an politischer Unsicherheit.
Nicht nur die politische Lage ist instabil - das Land wird häufig von Naturkatastrophen wie heftigen Regenfällen oder Zyklonen heimgesucht, die der Infrastruktur, der Landwirtschaft und der Viehzucht beträchtlichen Schaden zufügen. Ca. ein Drittel des Landes wird jährlich während der Monsunzeit überflutet.
Eine durch politische Unruhen und Naturkatastrophen geschädigte Wirtschaft
Die Kombination aus politischen Unruhen und Naturkatastrophen hat die wirtschaftliche Entwicklung des Landes behindert. Dennoch hat sich die Wirtschaft immer wieder erholt; das Wirtschaftswachstum des Landes beträgt seit 1996 durchschnittlich fünf Prozent.
Trotz dieses Fortschritts bleibt Bangladesch nach wie vor eines der ärmsten Länder der Welt. Schätzungsweise die Hälfte der Bevölkerung lebt von weniger als einem US-Dollar pro Tag, und über 80 Prozent der Einwohner müssen mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag auskommen.
Die meisten Menschen arbeiten in der Landwirtschaft, die hauptsächlich Jute und Reis produziert. Das Land versucht, den Dienstleistungssektor und die Industrie auszubauen. Obwohl die offizielle Arbeitslosenquote mit fünf Prozent (2013, Schätzung) nicht alarmierend hoch ist, sind ca. 40 Prozent der Bevölkerung unterbeschäftigt.
Sowohl die Qualität als auch die Zugangsmöglichkeiten zum Gesundheits- und Bildungssektor sind je nach Region unterschiedlich. Die Sterblichkeitsraten von Säuglingen, Müttern und Kindern unter fünf Jahren sind zwar gesunken, aber diese Zahlen gelten nur für einige Teile der Bevölkerung in bestimmten Gebieten des Landes. Lediglich 85 Prozent der Bevölkerung kann sich mit sauberem Trinkwasser versorgen, nur 60 Porzent hat Zugang zu ordentlichen sanitären Anlagen. Obwohl Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren eine kostenlose Grundschulausbildung angeboten wird, hat Bangladesch nach wie vor eine der niedrigsten Alphabetisierungsraten der Welt - ca. 48 Prozent der Bevölkerung können weder lesen noch schreiben.
Der niedrige Lebensstandard, die prekären Umweltbedingungen und die schlechte wirtschaftliche Lage machen die Menschen besonders anfällig für falsche Versprechungen von Menschenhändlern. Bangladesch ist ein Herkunfts- und Transitland für Männer, Frauen und Kinder, die zur Zwangsarbeit gezwungen oder sexuell ausgebeutet werden.
Kinder sind in Gefahr ausgebeutet zu werden
Demographisch gesehen ist Bangladesch ein sehr junges Land; mehr als 60 Millionen Einwohner sind jünger als 18 Jahre. Kinder sind besonders hart von der weit verbreiteten Armut betroffen; schätzungsweise eines von zehn Kindern leidet an Mangelernährung.
Obwohl es diesbezüglich keine verlässlichen Zahlen gibt, schätzen Experten vor Ort, dass ca. ein Drittel der Kinder ohne elterliche Fürsorge lebt oder Gefahr läuft, sie zu verlieren. Zu den Kindern, die besonders vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedroht sind, zählen Kinder alleinerziehender Mütter oder Kinder aus Familien von Vertriebenen, die in Elendsvierteln wohnen.
Obwohl es Kindern unter 14 Jahren gesetzlich untersagt ist, zu arbeiten, müssen geschätzte fünf Millionen Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren Kinderarbeit verrichten. Viele von ihnen leiden unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen oder verrichten gefährliche Tätigkeiten. In ländlichen Gebieten arbeiten die Kinder meist in der Landwirtschaft. Da viele Familien auf der Suche nach Arbeit in die Städte ziehen, leben die Kinder entweder in überfüllten Armensiedlungen oder enden auf der Straße. Sie werden zur Arbeit als Hausangestellte, zum Verkauf von Kleinwaren oder zur Arbeit in Geschäften gezwungen. Da die Kinder keine Zeit haben, regelmäßig zur Schule zu gehen, enden sie im Teufelskreis der generationsübergreifenden Armut.
SOS-Kinderdorf in Bangladesch
SOS-Kinderdorf ist in Bangladesch an sechs Standorten vertreten. Die Organisation bietet gemeinsam mit lokalen Behörden Familienstärkungsprogramme an. Die Familien bekommen Unterstützung bei der Erweiterung ihrer elterlichen Kompetenzen und die Kinder erhalten Zugang zur Gesundheitsversorgung und zum Bildungssystem. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie. Wenn die Kinder größer sind, können sie in SOS-Jugendeinrichtungen ziehen, in denen sie auf ihrem Weg in die Selbständigkeit begleitet werden.