10. November 2023 | NEWS

#InDenFokus: Hungersnot in Somalia

Somalia kämpft mit der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten. "In vielen Teilen unseres Landes ist es fünf vor zwölf. Menschen sterben – und zwar jede Minute", sagt Abdikadir Dakane, nationaler Leiter der SOS-Kinderdörfer in Somalia.

Hungerdürre in Somalia: Ein Landwirt prüft, ob der Boden feucht genug für die Bepflanzung ist. Foto: Anne Kahura

Ein Drittel der somalischen Bevölkerung, etwa fünf Millionen Menschen, hat nicht genug zu essen, Hunderttausenden fehlt der Zugang zu sauberem Trinkwasser. Am schwersten betroffen sind die Kinder. Aufgrund der Nahrungsmittelknappheit sind schon mehr als eine Million Menschen aus ihren Dorfgemeinschaften geflohen. Es sei davon auszugehen, dass die Zahl der Vertriebenen noch weiter steigt.

Bauern ist die Existenzgrundlage genommen

Die anhaltende Dürre betrifft rund 90 Prozent des Landes. Die Mehrheit der Bevölkerung bezieht ihren Lebensunterhalt aus der Landwirtschaft. Den Bauern und Hirten hat das Ausbleiben der Regenzeiten die Existenzgrundlage genommen. Felder sind verdorrt, Wasserstellen ausgetrocknet, zwischen 50 und 90 Prozent der Nutztiere verendet. Abdikadir Dakane führt dies auch auf die Klimakrise zurück. Er sagt: "In Somalia ist sie längst Realität und betrifft das Land stärker als seine Nachbarstaaten."

Die globalen Folgen des Ukraine-Kriegs und kriegerische Auseinandersetzungen

Außerdem leidet Somalia unter den Folgen des Ukraine-Kriegs, der die Preise für Lebensmittel, Treibstoff und Düngemittel massiv in die Höhe getrieben hat. Die Ukraine und Russland sind die Haupt-Getreidelieferanten für die Länder am Horn von Afrika.

Dazu kommen jahrzehntelange bewaffnete Konflikte. Sie führen zu Zerstörung und Vertreibung und erschweren die Auslieferung von Nahrungsmitteln, insbesondere für Hilfsorganisationen, weil Transportwege als unsicher und gefährlich gelten. Dies birgt gerade auch für Frauen und Kinder Gefahren wie sexualisierte Gewalt, denn sie legen auf der Suche nach Nahrung und Wasser oft weite Strecken allein zurück.

Kinder sind am stärksten betroffen

Kinder leiden an Unterernährung und Hunger, Familien brechen auseinander. »Insbesondere Kinder, bei denen nur ein Elternteil lebt oder die keine Eltern mehr haben, sind anfällig für Gewalt und Ausbeutung. Viele von ihnen leben auf der Straße oder werden von bewaffneten Gruppen rekrutiert«, sagt Dakane. Aber auch Kinder in elterlicher Obhut haben unter dem extremen wirtschaftlichen Druck zu leiden, unter dem ihre Familien stehen. Viele gehen arbeiten anstatt zur Schule, weil sie zum Lebensunterhalt der Familie beitragen müssen. Mädchen werden zwangsverheiratet. Dakane sagt: "Hilfe ist dringend erforderlich!"

SOS-Kinderdörfer leisten Nothilfe

Die SOS-Kinderdörfer unterstützen Kinder und Familien am Horn von Afrika mit einem Soforthilfeprogramm. Bis zu 300.000 Menschen in Somalia und Somaliland, in Kenia und Äthiopien werden mit Saatgut, Nahrung, Hygieneartikeln und Wasser versorgt. In den SOS-Kliniken werden mangelernährte Kinder, stillende Mütter und Schwangere medizinisch betreut und erhalten therapeutische Spezialnahrung. Vertriebenen Familien bieten die SOS-Kinderdörfer Schutz und Betreuung.
 

Hintergrund

Obwohl er vermeidbar wäre, nimmt der globale Hunger zu - in Ausbreitung und Schwere. Oftmals ist er Folge des Zusammenspiels verschiedener Krisen wie Klimawandel, Folgen der Pandemie, Krieg und wirtschaftliche Zusammenbrüche. Die mediale Berichterstattung lenkt dabei den Fokus der Öffentlichkeit vor allem auf Katastrophen mit einem aktuellen Bezug. Doch in zahlreichen Regionen der Welt kämpfen Kinder und Familien seit Jahren mit Mangelernährung und Hunger - im Schatten der Öffentlichkeit und auf humanitäre Hilfe angewiesen. In den nächsten Wochen beleuchten die SOS-Kinderdörfer Regionen der Welt, in denen Kinder und Familien massiv vom Hunger bedroht sind.

Die Serie ist Teil der Aktion #InDenFokus. 32 deutsche Hilfsorganisationen haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt vergessene Krisen in den Fokus zu rücken. Ziel ist es, das Bewusstsein für das Leid der Menschen zu schärfen, weltweite Notlagen, die in den Hintergrund geraten sind, sichtbarer zu machen und über die Arbeit von Hilfsorganisationen vor Ort zu informieren.

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