Wie kommt man dazu als Volunteer im Skatepark in Syrien zu arbeiten? Wie sieht dabei der Alltag eines Volunteers aus? Warum ist die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen so wichtig? Und welche Erfahrungen macht man als deutsches Mädchen in Syrien? Darüber sprechen die Studentinnen und Zwillingsschwestern Larissa (26) und Jana (26), die zwei Monate als Volunteers im Skatepark von skate-aid und den SOS-Kinderdörfern in Qudsaya gearbeitet haben.
Wie seid ihr dazu gekommen als Volunteers in einem syrischen Skatepark zu arbeiten?
Larissa: Ich war bereits im Jahr 2019 mit skate-aid in Qudsaya und es hat mir damals schon sehr gefallen das Skaten, was ich total liebe, mit sozialer Arbeit zu verbinden. Damals habe ich nämlich meinen Bachelor in internationaler sozialer Arbeit gemacht und als ich letztes Jahr von skate-aid gefragt wurde, ob ich nicht noch mal kommen möchte, wollte meine Schwester, die einen Master in Sonderpädagogik hat und noch ein Praktikum machen musste, auch unbedingt mitkommen.
Was waren eure Aufgaben als Volunteers und wie sah dabei ein typischer Tag für euch aus?
Jana: Unsere Hauptaufgabe war alles rund um die Skate Workshops und Sessions zu organisieren und dafür zu sorgen, dass alles gut verläuft. Dabei hat "Lari" vor allem mit den fortgeschrittenen Kindern und Jugendlichen gearbeitet und ich mich um die Anfänger:innen gekümmert. Abgesehen davon sind wir aber auch öfter kreativ geworden und haben beispielsweise Events, wie den zweitägigen Dreh eines Musikvideos, organisiert. Ich bin davon überzeugt, dass das den Kindern ganz viel gebracht hat, denn sie haben zum einen Verantwortung, zum anderen aber auch eine Bühne bekommen, um ihre Talente zu präsentieren. Für ihre Kreativität und unser gemeinsames Gruppengefühl war das sehr prägend!
Larissa: Unser typischer Tag bestand zum einen aus einer morgendlichen Session mit ca. 15 Kindern, bei der man sehr zielorientiert arbeiten kann. Diese Session ging meistens gegen 9 Uhr los, wobei die Kinder schon ab 8:30 Uhr auf unseren Treppen auf uns gewartet haben, um uns abzuholen. Von 11:30 Uhr bis 13 Uhr hatten wir dann Pause, die auch dringend nötig war, um uns zu erholen und dann ging es auch schon mit der Mittagssession los. Hierbei waren 50 bis 80 Kinder da und es ging für uns nicht mehr nur um das Beibringen von Skaten selbst, sondern auch darum Streitereien zu schlichten und sich darum zu kümmern, dass alles fair abläuft und die Kinder abwechselnd skaten können. Ab 15 Uhr haben wir dann manchmal etwas mit Freunden unternommen, aber meistens waren wir sehr kaputt und deswegen auch schon früh im Bett.
Wie habt ihr Land und Leute außerhalb des Skateparks kennengelernt?
Jana: Obwohl die Zeit so begrenzt war, haben wir sehr viel von der Kultur, dem Land und den Menschen kennenlernen können. Die meiste Zeit haben wir natürlich auf dem Skatepark verbracht, aber an Wochenenden haben wir viel mit unseren syrischen Freund:innen unternommen und deren Verwandte kennengelernt. So haben wir einen guten Einblick in die Gastfreundlichkeit und nette Art von Syrer:innen bekommen. Wir waren so oft bei Freund:innen zum Essen eingeladen und an dieser Stelle will ich betonen: Arabisches Essen ist das beste!
Warum ist eurer Meinung nach die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen so wichtig?
Larissa: Es ist sehr wichtig, dass sich verschiedene Organisationen zusammenschließen und ihr Knowhow verbinden – so kann etwas Größeres entstehen! Es ist außerdem unabdingbar, dass lokale Organisationen eingebunden werden, da Projekte nur so wirklich nachhaltig und langfristig wirken können. Sie müssen als Community Projekte funktionieren. Und natürlich war es auch für uns als Volunteers sehr wichtig die SOS-Kinderdörfer weltweit als Ansprechpartner zu haben. Ohne sie wäre es für uns gar nicht möglich gewesen als Volunteers im Skatepark zu arbeiten!
„Aber trotzdem sehe ich auch Hoffnung! Ich sehe Menschen, die die zerstörten Teile und die vielen Häuser wiederaufbauen und, dass es viel Unterstützung durch Organisationen wie die SOS-Kinderdörfer weltweit oder skate-aid gibt. Es benötigt noch viel mehr davon!“
Welche persönlichen Erfahrungen habt ihr als deutsche Mädchen in Syrien gemacht?
Larissa: Ich habe zuvor schon in mehreren Ländern Praktika gemacht und Freiwiligenarbeit geleistet, wobei darunter auch Länder waren, die nicht gerade typisch zum Bereisen sind. Deswegen habe ich zwar schon etwas Erfahrung mitgebracht, muss aber dazu sagen, dass man nie komplett vorbereitet sein kann – vor allem nicht auf ein Land wie Syrien. Was ich auf jeden Fall sagen kann, ist, dass es wichtig ist nicht naiv in ein Land wie Syrien zu reisen und dass wir durch die Organisationen SOS-Kinderdörfer weltweit und skate-aid zwei Organisationen hatten, durch die uns definitiv der Rücken gestärkt wurde. So wurden bestimmte Sicherheitsvorkehrungen und Schutzmaßnahmen getroffen, die uns Sicherheit gegeben haben. Wir waren also in stetigem Austausch mit beiden Organisationen, haben uns aber auch vorab gut informiert. Viele Eindrücke haben sich dann aber im Land selbst auch verändert und man hat das Land von einer anderen Seite wahrgenommen.
Jana: Dadurch, dass "Lari" bereits 2019 das erste Mal in Qudsaya war, hatte ich nur wenige Bedenken. Sie hat mir von ihren Freund:innen, den anderen Volunteers, den Kindern und viele andere Geschichten erzählt. Trotzdem finde ich es immer wichtig sensibel gegenüber anderen Kulturen zu sein und sich bewusst zu sein, dass man als weiße Frau verreist. Und dennoch habe ich Syrien anders erlebt, als es in den Medien überwiegend dargestellt wird. Ich habe Menschen gesehen, die jetzt unter den Folgen des Krieges sehr leiden, von Armut betroffen sind und sich verständlicherweise ein besseres Leben wünschen. Aber trotzdem sehe ich auch Hoffnung. Ich sehe Menschen, die die zerstörten Teile und die vielen Häuser wiederaufbauen und, dass es viel Unterstützung durch Organisationen wie die SOS-Kinderdörfer weltweit oder skate-aid gibt. Es benötigt noch viel mehr davon! So können sich die Jugendlichen weiter entwickeln und haben eine Chance auf ein gesundes und sicheres Leben.