In SOS-Kinderdörfern finden Kinder unter zehn Jahren, die ihre Eltern verloren haben oder aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihren Eltern leben können, ein neues Zuhause. Unabhängig von Hautfarbe, Kultur oder Religion erhalten Kinder eine Familie, in der sie die Geborgenheit erfahren, die sie für eine gesunde Entwicklung brauchen. Aufgrund seines pädagogischen Konzepts ist das SOS-Kinderdorf in der Lage, junge und ältere Geschwister oder Halbgeschwistergruppen aufzunehmen.
Vor der Aufnahme eines Kindes in ein SOS-Kinderdorf bemühen wir uns gemeinsam mit der zuständigen Jugendwohlfahrtsbehörde, sorgsam und gewissenhaft zu prüfen, ob das SOS-Kinderdorf der beste langfristige Betreuungsplatz für das Kind ist. Prinzipiell gehen wir davon aus, dass Kinder, die aufgenommen werden, bis zur Selbständigkeit im SOS-Kinderdorf bleiben können. Diese Kontinuität erlaubt es den Kindern, dauerhafte emotionale Beziehungen zu ihrer neuen Familie aufzubauen.
Am Beginn dieses Weges steht nun einerseits die Zustimmung der Eltern und/oder des Vormunds zur Aufnahme und ein entsprechender Antrag. Andererseits klärt die künftige SOS-Kinderdorf-Mutter gemeinsam mit dem Dorfleiter, ob die Unterbringung des Kindes in ihrer SOS-Kinderdorf-Familie möglich ist. Auch die zukünftigen Geschwister werden auf die Ankunft des "neuen" Kindes gut vorbereitet, damit eine harmonische Integration des neuen Familienmitgliedes gegeben ist.
In den Aufnahmeprozess werden, wenn möglich, die Kindeseltern eingebunden. Seitens des SOS-Kinderdorfes sind der Dorfleiter, die künftige SOS-Kinderdorf-Mutter und der Dorfpsychologe vertreten. Gemeinsam planen sie die Begleitung des Kindes bei der Aufnahme, die Besuchsregelung und die Gestaltung der weiteren Kontakte.
In dieser Phase kommt dem Dorfleiter eine besonders wichtige Rolle zu. Als Verbindungsstelle zwischen dem Neuankömmling und den Bewohnern des SOS-Kinderdorfes sorgt er dafür, dass das aufgenommene Kind von allen Seiten akzeptiert und unterstützt wird. Eine behutsame Begleitung des Kindes während dieser grundlegenden Veränderung seines Lebens ist für seine Zukunft entscheidend.
Eine weitere Aufgabe des Dorfleiters im Rahmen des Aufnahmeprozesses ist die ausführliche Dokumentation über den Weg des Kindes ins SOS-Kinderdorf. Ziel ist es, die Umstände der Aufnahme, die Herkunft des Kindes und weitere relevante Informationen so umfassend wie möglich festzuhalten. Sie sind für die weitere Betreuung des Kindes notwendig und dafür, dass sich das Kind später ein realistisches Bild von seiner Vergangenheit machen kann.
Alle diese vorbereitenden Schritte dienen letztlich dazu, das Kind, seine Angehörigen, die SOS-Kinderdorf-Familie und die Dorfgemeinschaft möglichst gut auf die Aufnahme vorzubereiten. Der Neuankömmling kann dann im Dorf und besonders in seiner SOS-Kinderdorf-Familie herzlich willkommen geheißen werden.