Der Bär hat Alpträume

Im SOS-Kinderdorf Irbid, Jordanien, hilft die 13-jährige Malak ihren kleineren Geschwistern, besser mit ihren Ängsten zurecht zu kommen.

Auf dem Wohnzimmertisch in Haus 16 schüttet der Bär dem Hasen sein Herz aus: "Warum bist du traurig?", fragt der Hase. Der Bär antwortet: "Weil ich ständig wütend werde und wenn ich wütend werde, halten sich die Leute von mir fern, sie mögen mich nicht mehr."

Unter dem Tisch sitzt Malak und bewegt die Stofftiere. Vor dem Tisch sitzen ihre Geschwister aus dem SOS-Kinderdorf Irbid und blicken gespannt auf die Plüschtiere.

In der hintersten Reihe sitzt Naywa, Malaks Mutter, und beobachtet die Zuschauer – und Malaks Spiel: "Jedes Wochenende sehen wir hier im Wohnzimmer ein neues Theaterstück von Malak. Sie hat während des Lockdowns angefangen, kleine Puppentheater-Stücke aufzuführen, in denen sie Kindern erklärt hat, wie sie sich schützen können."

Alltag und Angst sind wichtige Themen

Mittlerweile handeln Malaks Stücke auch von anderen Themen. Die Kinder aus der SOS-Kinderdorf-Familie lieben ihre Aufführungen. Denn darin geht es um ihre Gefühlswelt, ihre Probleme und sie bieten Lösungen an. Manchmal hat der Bär Alpträume und der Hase sagt ihm, in der Sprache der Kinder, was er dagegen tun kann. Es geht um die großen und kleinen Gefühle, darum, dass man sich gegenseitig helfen oder andere nicht wegen ihrer Schwächen auslachen soll. Alle Episoden greifen den Alltag der Kinder im SOS-Kinderdorf auf und sind deshalb so faszinierend.

"Mein Tipp: Lass dich nicht von dem, was die Leute sagen, beeindrucken. Wenn dich jemand auslacht, gehe erhobenen Hauptes vorbei."

Malak, 13 Jahre, aus Jordanien

"Im Lockdown war uns allen langweilig", erzählt Malak, "weil wir nicht raus durften. Und die Kleinen waren schlecht gelaunt und haben sich gegenseitig geärgert oder gerauft. Sie waren ängstlich und traurig. Mit dem Puppentheater wollte ich sie auf andere Gedanken bringen."

"Wenn ein Kind zu Kindern spricht, ist es glaubwürdiger."

Sehr schnell war klar, dass Malaks Stücke noch etwas Anderes können: "Wenn die Kinder ein Stück von Malak ansehen, lernen sie etwas darüber, wie sie sich verhalten, wie sie miteinander umgehen sollen oder wie sie mit ihren Gefühlen besser klarkommen. Wenn ich ihnen das sage, dann hören sie oft nicht so genau hin", stellt Naywa fest.

"Wenn ein Kind zu Kindern spricht, ist es glaubwürdiger", weiß auch Malak. "Und Mama hat mir sehr geholfen mit den Texten. Sie hat auch Handschuhe an die Stofftiere genäht, damit man meine Hände nicht sieht, wenn ich sie bewege."

Ängste bewältigen

Malak ist 13 Jahre alt und hat, wie die anderen Kinder im SOS-Kinderdorf Irbid, schlimme Dinge erlebt. Oft fehlen Kindern die Worte, sie wissen nicht, warum sie manchmal traurig oder wütend sind und wie sie ihre oft starken Ängste bewältigen können. In Malaks Geschichten erkennen sie sich wieder und finden heraus, was sie tun können, um sich besser zu fühlen.

"In meinen Stücken geht es oft um Angst, viele Kinder hier haben Angst. Ich zeige ihnen, wie man Hilfe bekommt. Bär hat zum Beispiel Angst, dass er ausgelacht wird, wenn er zum Psychologen geht. Mein Tipp: Lass dich nicht von dem, was die Leute sagen, beeindrucken. Wenn dich jemand auslacht, gehe erhobenen Hauptes vorbei." 

 

 

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