Ein stark urbanisiertes Land
Zypern liegt im östlichen Mittelmeer südlich der Türkei und westlich von Syrien und ist nach Sizilien und Sardinien die drittgrößte Insel im Mittelmeer. Die Ost-West-Ausdehnung der Insel beträgt 224 km (von Kap Andreas im Nordosten bis zur Küste im Westen), die Nord-Süd-Ausdehnung zwischen Kap Gata im Süden und Kap Kormakitis im Norden beträgt 97 km.
Die Insel ist in zwei Länder aufgeteilt: die Türkische Republik Nordzypern im Norden (die nur von der Türkei anerkannt wird) und die Republik Zypern im Süden. Das Land umfasst eine Fläche von 9250 km² (davon gehören 3355 km² zum türkisch-zypriotischen Gebiet). Zypern ist eine dichtbesiedelte Insel. Die Hauptstadt und zugleich größte Stadt des Landes ist Nicosia (Lefkosa) mit einer Bevölkerung von ca. 200 000 Einwohnern.
Die Gesamtbevölkerung beläuft sich auf 1,2 Millionen (Juli 2011, Schätzung) und besteht zu 77 Prozent aus griechischen Zyprioten und zu 18 Prozent türkischen Zyprioten. 1,3 Prozent der türkischen Zyprioten leben auf griechisch-zypriotischem Gebiet, 98,7 Prozent in den türkisch-zypriotischen Gebieten.
Zypern wurde 2004 Mitglied der Europäischen Union und trat 2008 der Eurozone bei. Obwohl der Euro in Nordzypern als Zahlungsmittel akzeptiert wird, ist die Hauptwährung dennoch die türkische Lira. Im Februar 2014 nehmen Politiker von beiden Seiten Gespräche wieder auf, deren Ziel es ist, die Insel nach 40 Jahren Trennung wieder zu vereinen.
Eine Wirtschaft, deren Entwicklung durch die politischen Verhältnisse gebremst wird
Das Leben der Menschen in Nordzypern wurde durch langjährige politische Auseinander-setzungen geprägt. Da Nordzypern lediglich von der Türkei anerkannt wird, hängt die Wirtschaft des Landes in erheblichem Maße vom Handel und Austausch mit dem türkischen Nachbarland ab. Die Türkei ist mit fast 70 Prozent der Importe und ca. 60 Prozent der Exporte der größte Handelspartner des Landes.
Die Arbeitslosenquote wird auf ca. 12 Prozent geschätzt. Fast drei Viertel der Erwerbstätigen arbeiten im Dienstleistungssektor, vor allem im Bankwesen und in der Tourismusbranche. Das Einkommen aus dem Tourismussektor beläuft sich auf mehr als drei Viertel des Bruttoinlandsproduktes. Ungefähr ein Fünftel der Bevölkerung arbeitet in der Industrie und im Bauwesen. In der Landwirtschaft und dem Bergbau – dort werden fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet - sind ca. vier Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt.
Das Leben der Kinder wird durch die politische Situation betroffen
Die politische Situation in Nordzypern wirkt sich auch auf das Leben der Kinder aus. Die fehlende internationale Anerkennung hat zur Folge, dass keine internationalen Finanzmittel für Projekte zur Verfügung gestellt werden. SOS-Kinderdorf arbeitet eng mit lokalen Organisationen zusammen, um das öffentliche Bewusstsein für die Rechte der Kinder in Nordzypern zu schärfen.
Obwohl es keine systematischen Erhebungen über die Zahl der Kinder gibt, die vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedroht sind, kann man davon auszugehen, dass sie aufgrund der Bevölkerungsstruktur sehr hoch ist. Viele junge Eltern sind erst in jüngster Zeit nach Nordzypern gekommen und haben kein familiäres Netz und keine vertraute Gemeinde, die sie bei ihren Problemen unterstützen. Wenn Familien in Not geraten, werden die Kinder normalerweise in Betreuungseinrichtungen untergebracht. Diese Kinder und ihre Familien werden häufig stigmatisiert und von der breiten Gesellschaft abgelehnt. Es wird wenig dafür getan, dass Kinder in ihre Herkunftsfamilien zurückkehren können.
Kinder mit besonderen Bedürfnissen und junge Menschen sind besonders gefährdet. Erstere haben nur sehr begrenzten Zugang zum Bildungssystem, und letztere haben es schwer, einen sicheren Arbeitsplatz zu finden. Die Arbeitslosenrate junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren liegt mit 23 Prozent weit über dem nationalen Durchschnitt.
SOS-Kinderdorf in Nordzypern
SOS-Kinderdorf bietet eine Reihe verschiedener Programme, um auf die Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und Familien in Nordzypern einzugehen. Neben dem zuvor genannten SOS-Kinderdorf und einem SOS-Kindergarten gibt es eine SOS-Jugendeinrichtung und ein SOS-Sozialzentrum. Das Sozialzentrum führt verschiedene Programme durch, darunter ist auch ein Familienstärkungsprogramm. Dieses gibt vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedrohten Kindern die Möglichkeit, in einer liebevollen familiären Umgebung aufzuwachsen. Dafür arbeitet SOS-Kinderdorf direkt mit den betroffenen Familien und Gemeinden zusammen, um sie in die Lage zu versetzen, ihre Kinder effektiv zu schützen und zu versorgen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und anderen Organisationen. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie.