Polen grenzt im Nordwesten an die Ostsee, im Norden an Russland, im Westen an Deutschland, im Süden an die Tschechische und die Slowakische Republik sowie im Osten an die Ukraine, Weißrussland und Litauen. Polen ist flächenmäßig das neuntgrößte Land Europas und umfasst mit über 38 Millionen Einwohnern die sechstgrößte Bevölkerung. Die Hauptstadt Warschau hat ca. 1,8 Millionen Einwohner.
Im Jahr 1980 begann mit der Gewerkschaftsbewegung “Solidarität” unter der Führung von Lech Wałesa der Ruf nach Veränderungen, was schließlich dazu führte, dass in Polen im Jahr 1989 die ersten freien und demokratischen Wahlen stattfinden konnten. 1997 wurde eine neue Verfassung verabschiedet, 1991 trat Polen der NATO bei, und im Juni 2003 stimmten die Polen in einem Referendum für den Beitritt zur Europäischen Union (EU). Im Mai 2004 wurde Polen offiziell zu einem Mitglied der EU.
Trotz deutlicher Fortschritte, kämpfen viele Familien weiter ums Überleben
Obwohl der Lebensstandard für die Mehrheit der Bevölkerung seit 1989 gestiegen ist, leben 11 Prozent immer noch unterhalb der Armutsgrenze. Die ländlichen Gebiete in Polen sind besonders benachteiligt, dort gibt es eine schlechte Infrastruktur und wenig Beschäftigungsmöglichkeiten für die Einwohner.
Die Arbeitslosenquote in Polen beträgt ca. 10 Prozent (2013, Schätzung). Die meisten Menschen arbeiten im Dienstleistungssektor, vor allem in der Tourismusbranche, die eine wichtige Quelle für Einkommen und Beschäftigung darstellt. Ca. ein Drittel der Erwerbstätigen ist in der Industrie beschäftigt, ungefähr ein Viertel arbeitet in der Landwirtschaft. Das benachbarte Deutschland ist Polens wichtigster Exportpartner.
Nach dem Beitritt zur Europäischen Union und teils auch durch die hohe Arbeitslosigkeit bedingt haben viele Polen ihr Land verlassen, um im Ausland Arbeit zu finden. Diese Tendenz hat sich mittlerweile ins Gegenteil verkehrt, die Zahl der Heimkehrer nach Polen ist höher als die Zahl der Auswanderer.
Kinder brauchen Schutz
Kinder unter 14 Jahren machen knapp 15 Prozent der Bevölkerung in Polen aus. Trotz der Verabschiedung neuer polnischer Gesetze zum Schutz der Kinder lässt die Wirklichkeit viel zu wünschen übrig. Die Verantwortung für die Lebensbedingungen der Kinder ist auf verschiedene Ministerien und Regierungsebenen aufgeteilt, die nicht immer gut zusammenarbeiten.
Ca. 1,4 Million polnischen Kinder leben in Armut. Kinder laufen aus verschiedenen Gründen Gefahr, die elterliche Fürsorge zu verlieren - dazu zählen Arbeitslosigkeit, Alkoholmissbrauch, Krankheiten der Eltern, familiäre Gewalt sowie Vernachlässigung und Verwahrlosung. Die Zahl der Kinder ohne elterliche Fürsorge nimmt stetig zu.
Die meisten Kinder gehen zwar zur Schule, aber nur 41 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen besuchen einen Kindergarten. Kinder in ländlichen Gebieten sind besonders davon betroffen; nur 23 Prozent besuchen einen Kindergarten oder eine Vorschule. Der Zugang zum Bildungssystem ist auch für Kinder mit Behinderungen problematisch; nur ein Prozent geht in die Vorschule, und bei Erreichen des Schulalters können viele von ihnen keine Regelschule besuchen.
Gefährdete Familien erhalten zu wenig Unterstützung. Das hat zur Folge, dass Kinder oft aufgrund von Armut, schlechten Lebensbedingungen oder Fehlzeiten in der Schule in Fremdbetreuung untergebracht werden. Wenn die Kinder einmal im Betreuungssystem gelandet sind, bleiben sie häufig sehr lange dort. Das verringert ihre Zukunftschancen, weil sie nicht gut genug ausgebildet werden, um später eine Arbeit zu finden.
SOS-Kinderdorf in Polen
SOS-Kinderdorf bietet eine ganze Reihe verschiedener Programme an, um Kinder und Familien in Polen zu unterstützen. SOS-Kinderdorf hat die Notwendigkeit erkannt, gefährdete Familien direkt zu unterstützen, damit sie für ihre Kinder sorgen können. In enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Gemeinden und Behörden bieten wir Familienstärkungsprogramme an, die die Grundversorgung der Kinder sicherstellen und Eltern bei der Suche nach Arbeit und bei der Erweiterung ihrer elterlichen Kompetenzen unterstützen. Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie.