Kinderehen nehmen zu

Millionen Mädchen sind weltweit von Zwangsheirat bedroht

Als Folge der Corona-Pandemie sind rund 10 Millionen Mädchen zusätzlich von Zwangsheirat bedroht. Aber auch die Dürre und der Hunger in Ostafrika führen dazu, dass mehr Mädchen einer arrangierten Ehe ausgeliefert sind. Die Fortschritte des vergangenen Jahrzehnts im Kampf gegen die Kinderehe sind gefährdet.

Die meisten Mädchen werden in Südasien und Subsahara-Afrika verheiratet. FotoBjørn-Owe Holmberg

Zwangsheirat: Rund 12 Millionen Mädchen jährlich

  • Weltweit gibt es rund 650 Millionen derzeit lebende Mädchen, so schätzt UNICEF, die im Kindesalter verheiratet wurden.
  • Schätzungsweise heiraten jedes Jahr rund 12 Millionen Mädchen.
  • Im vergangenen Jahrzehnt konnten viele Fortschritte erzielt werden, weltweit sank die Zahl der Kinderehen um rund 15 Prozent, 25 Millionen Kinderehen wurden verhindert – doch diese Fortschritte sind nun in Gefahr.

Die Kinderehe gehört zu den schlimmsten Kinderrechtsverletzungen. Sie verstößt in vieler Hinsicht gegen die UN-Kinderrechtskonvention - gegen das Recht des Kindes auf Mitbestimmung, das Recht auf Gewaltfreiheit und gegen sexuelle Ausbeutung. Die Frühverheiratung hat schwerwiegende Folgen für das ganze Leben der Mädchen.

Kinderehe und Zwangsheirat: Definition

Die Kinderehe ist eine Form der Zwangsheirat. Die Definition von Kinderehe ist, dass einer der beiden Partner unter 18 Jahre alt ist.

Von einer Zwangsheirat spricht man, wenn sie gegen den Willen eines oder beider Partner erfolgt, unabhängig von ihrer Volljährigkeit. In der Regel sind es die Mädchen, die frühverheiratet werden. Es gibt aber auch Zwangsverheiratung bei Jungen.

 

 

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Zwangsheirat: Folge und Ursache von Armut

Es gibt statistisch einen klaren Zusammenhang zwischen Armut, unzureichenden Bildungschancen und Zwangsheirat. Da, wo die Not am größten ist, da, wo die Mädchen auch mangels Bildung die schlechtesten Zukunftschancen haben, werden die Mädchen verheiratet. Zugleich hindert die frühe Heirat die Mädchen an Bildung. Deswegen wirken sich die aktuellen Krisen, die Pandemie, die Dürre und die Folgen des Ukraine-Krieges auch auf die Zahl der Kinderehen aus.

Unicef befürchtet, dass weitere 10 Millionen Mädchen als Folge der Corona-Pandemie zusätzlich in eine Kinderehe gezwungen werden. Die wirtschaftlichen Belastungen für die Familien, Schulschließungen, der Tod der Eltern, all das bereitet den Boden für Kinderehen. Aus Uganda zum Beispiel, wo die Schulen besonders lange geschlossen waren, berichtet Lilian Ssengooba, Verantwortliche für Programmentwicklung der SOS-Kinderdörfer in Uganda: "Viele junge Mädchen sind inzwischen von ihren Familien verheiratet worden oder sie sind schwanger.“

Schon vor der Pandemie gab es die meisten Kinderehen in Subsahara-Afrika und im südlichen Asien, also in zwei Weltregionen, die Brennpunkte der globalen Armut sind. Etwa die Hälfte der verheiratetet Mädchen leben in Bangladesch, Brasilien, Äthiopien und Nigeria. Prozentual ist die Lage in Niger am schlimmsten: Über Dreiviertel der Mädchen (76 Prozent) sind dort Kinderbräute, in der Zentralafrikanischen Republik sind es 68 Prozent, in Bangladesch 59 Prozent.

Die Vereinten Nationen haben die Beendigung der Kinderehe bis 2030 in ihre Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs)  aufgenommen – derzeit scheint der Weg bis dorthin jedoch wieder weiter geworden zu sein.

 

Die Not in Ostafrika zwingt Kinder in Ehen

Nicht nur die Folgen der Pandemie verschärfen die Lage für Mädchen. Auch die Dürre am Horn von Afrika führt aktuell dazu, dass immer mehr Mädchen der Zwangsehe ausgesetzt sind. Vom Hunger bedrohte Familien verheiraten ihre Töchter in der Hoffnung, dass sie so besser versorgt sind. Auch soll die Mitgift bzw. der Brautpreis, den der Mann zahlt, den Familien helfen, ihre jüngeren Kinder ernähren zu können.

Genaue Daten sind schwer zu ermitteln, aber laut Schätzungen, die Unicef zusammengetragen hat, hat sich die Zahl der Kinderehen in den am stärksten von der Dürre betroffenen äthiopischen Regionen binnen eines Jahres verdoppelt. Auch in Kenia sind Mädchen einem höheren Risiko ausgesetzt, verheiratet zu werden. In engem Zusammenhang damit steht auch die Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM). In Kenia, ohnehin schon FGM-Hotspot, droht Mädchen eine frühere Genitalverstümmelung, weil sie so auf die Ehe vorbereitet werden.

 

Die Folgen von Kinderehen

Die Zwangsverheiratung im Kindesalter hat schwerwiegende unmittelbare und langfristige Folgen für die betroffenen Mädchen und Jungen. Die Mädchen sind sowohl einer höheren Gefahr ausgesetzt, Opfer von Genitalverstümmelung zu werden, als auch von häuslicher und sexueller Gewalt. Sie werden oftmals von ihren Familien isoliert. Es ist wahrscheinlicher, dass die Mädchen der Schule fernbleiben und dass sie früh und ungewollt schwanger werden. Die Folgen der Frühverheiratung setzten sich auch in die  nächste Generation fort, denn Kinder von so jungen Müttern haben wieder schlechtere Bildungschancen.

 

So kämpfen wir gegen Zwangsheirat

Die SOS-Kinderdörfer setzen sich dafür ein, dass Kinderheirat weltweit verboten wird. Die Gesetzeslage ist in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. So ist es zum Beispiel im Iran legal, Mädchen ab 13 Jahren zu verheiraten, Jungen ab 15. Indonesien hat 2019 die Kinderheirat verboten, die Phillipen haben 2022 ein Gesetz gegen Kinderheirat verabschiedet.

Aber Gesetze alleine reichen nicht –  der Kampf gegen Zwangsheirat ist immer ein Kampf gegen Armut und Hunger und ein Kampf für Bildung und Aufklärung. Die SOS Kinderdörfer setzen sich weltweit für Mädchenbildung, Kinderrechte und die Stärkung von Familien ein. Indem wir Armut bekämpfen, bekämpfen wir auch Kinderheirat. 

 

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