Tausende Kinder haben durch Gewalt und HIV/AIDS die elterliche Fürsorge verloren
Gulu liegt im Nordwesten Ugandas und hat ca. 150 000 Einwohner. Die Region Gulu ist die historische Heimat des Volksstammes der Acholi und stand jahrzehntelang im Mittelpunkt des Bürgerkrieges, der das Land erschüttert hatte. Der Rebellenführer der Lord’s Resistance Army, Josef Kony, wurde hier geboren. Gulu ist aufgrund der hohen Zahl der Binnenflüchtlinge aus den ländlichen Gebieten zur zweitgrößten Stadt Ugandas geworden.
Während des Bürgerkrieges, der in den späten 1980er Jahren ausgebrochen war, hatte die Lord’s Resistance Army mehr als 25 000 Kinder entführt und zwischen 60 000 und 100 000 Kindersoldaten rekrutiert. Fast zwei Millionen Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben. In den 250 Lagern für Binnenflüchtlinge, die im Norden Ugandas auf dem Höhepunkt des Konflikts errichtet worden waren, starben jede Woche bis zu 1000 Menschen, hauptsächlich an Malaria und AIDS. 2006 wurde ein Waffenstillstand unterzeichnet, aber die Konflikte hielten an und zogen auch die Nachbarländer Südsudan und die Demokratische Republik Kongo in Mitleidenschaft. Allein im Kongo sind seit 2008 über 400 000 Menschen zu Flüchtlingen geworden.
Dringender Bedarf an Unterstützung beim Wiederaufbau einer friedlichen Gesellschaft
Tausende Kinder haben die elterliche Fürsorge verloren oder sind im Krieg von ihren Familien getrennt worden. In Uganda werden Kinder ohne Eltern traditionell von der Großfamilie aufgezogen. Diese Familien haben jedoch meist nicht die Mittel, zusätzliche Kinder zu versorgen, oder haben selbst Angehörige verloren. Vor allem für frauengeführte Haushalte und ältere Angehörige ist es häufig unglaublich schwer, die materiellen, sozialen und seelischen Bedürfnisse ihrer Kinder zu erfüllen und für ihre Bildung und medizinische Betreuung zu sorgen.
Im Jahr 2012 waren die meisten Binnenflüchtlinge in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Rückkehr zur Normalität gestaltet sich jedoch als äußerst schwierig. Häufig ist die Grundversorgung unzureichend, und Familien bekommen beim Wiederaufbau keine Unterstützung. Witwen und Waisen haben es besonders schwer - sie haben keinen Anspruch auf ihr früheres Land, wenn der Ehemann oder Vater nicht mehr am Leben ist. Kinder, die in jungen Jahren unvorstellbare Gewalt erlebt haben, können sich nur schwer in einer friedlichen Gesellschaft zurechtfinden und sind dringend auf Hilfe und psychologischen Beistand angewiesen.
Unsere Arbeit in Gulu
Das SOS-Kinderdorf Gulu wurde im Jahr 2002 eröffnet. In jüngster Zeit haben wir unser Familienstärkungsprogramm in der Region weiter ausgebaut, um so viele notleidende Menschen wie möglich zu erreichen. Wir versuchen Familien vor der Zerrüttung zu bewahren, damit Kinder sicher und behütet in einem liebevollen Zuhause aufwachsen können.
Das SOS-Sozialzentrum in Gulu sichert Kindern den Zugang zu Nahrung, Bildung und medizinischer Versorgung. Wir unterstützen Familien bei der Einkommensförderung und dem Ausbau der elterlichen Kompetenzen und bieten im Bedarfsfall Beratungen und psychologischen Beistand. In Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen setzen wir uns für die Stärkung gemeindebasierter Unterstützungssysteme für notleidende Familien ein.
SOS-medizinische Zentrum bietet allgemeine Vorsorgeuntersuchungen, Impfprogramme und Krankheitsprävention. Alle Angebote stehen der Gemeinde offen und richten sich an notleidende Menschen, die sich sonst keine Behandlung leisten könnten.
Bis zu 120 Kinder aus der Region, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, finden in zwölf SOS-Familien ein liebevolles Zuhause. Hier werden sie gemeinsam mit ihren Geschwistern von SOS-Müttern fürsorglich betreut. Die Kinder besuchen den SOS-Kindergarten in Gulu zusammen mit den Kindern aus der Nachbarschaft und sind dadurch bereits in jungen Jahren gut in ihre Umgebung integriert. Danach beenden die Kinder ihre Grundschulausbildung in der Schule, die wir hier führen.
Junge Menschen, die ihren SOS-Familien entwachsen und eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren möchten, können in die betreuten Wohngemeinschaften des SOS-Jugendprogramms ziehen und werden von qualifizierten Fachkräften beim Übergang ins Erwachsenenleben begleitet. Mit professioneller Unterstützung lernen sie Verantwortung zu übernehmen und sich auf ein Leben in Selbständigkeit vorzubereiten.