Ein Land, das zahlreiche Herausforderungen bewältigen muss
Die Zentralafrikanische Republik ist ein Binnenland im Herzen Afrikas und grenzt an sechs Länder. Die Gesamtbevölkerung beträgt ca. 5 Millionen. Mit über 80 verschiedenen Bevölkerungsgruppen ist die Zentralafrikanische Republik eine Nation voller ethnischer Vielfalt. Seit der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 sind keine großen Fortschritte im Hinblick auf eine wirtschaftliche Entwicklung erzielt worden. Das Land leidet nach wie vor unter einer hohen Auslandsverschuldung. Der wirtschaftliche Fortschritt wurde immer wieder durch Korruption, den Bürgerkrieg sowie wirtschaftspolitische Entscheidungen wie zum Beispiel die Senkung der öffentlichen Ausgaben behindert.
Seit seiner Unabhängigkeit hat das Land zahlreiche Staatstreiche, Rebellionen und brutale Regimes erlebt. Im Jahr 1997 beschloss Frankreich, seine Truppen aus der Zentralafrikanischen Republik abzuziehen. Die Franzosen finanzierten jedoch eine Friedensmission, die von den benachbarten französischsprachigen afrikanischen Ländern organisiert wurde, um ein mögliches Chaos aufgrund eines Machtvakuums zu vermeiden. Zehntausende von Zentralafrikanern wurden durch bewaffnete Konflikte zu Vertriebenen.
Erst kürzlich haben sich die Aktivitäten der Lord's Resistance Army (LRA) aus dem benachbarten Uganda über die Landesgrenzen hinaus in die Zentralafrikanische Republik ausgeweitet. Viele Menschen mussten aus ihren Heimatorten fliehen, um der Gewalt zu entkommen. Die Wirtschaft des Landes basiert zum Großteil auf der Landwirtschaft, die meisten Menschen leben von der Subsistenzwirtschaft. Obwohl die Zentralafrikanische Republik als Demokratie angesehen wird, ist die Pressefreiheit nach wie vor stark eingeschränkt.
Ein Land voller funkelnder Diamanten und erdrückender Armut
Die Zentralafrikanische Republik ist eins der ärmsten Länder in Afrika. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt lediglich 750 US-Dollar pro Jahr. Das Land ist in hohem Maße auf ausländische Hilfe und die Unterstützung vieler Nichtregierungsorganisationen angewiesen. Die Zentralafrikanische Republik steht auf Platz 179 (von 187) des Human Development Index der Vereinten Nationen; das bedeutet, dass nur eine Handvoll anderer Staaten in Bezug auf Gesundheit, Bildung, öffentlicher Infrastruktur und einer Reihe weiterer Indikatoren der menschlichen Entwicklung noch schlechter gestellt sind.
Der durchschnittliche Erwachsene hat lediglich dreieinhalb Jahre lang eine Schule besucht. Zehntausende zentralafrikanische Kinder gehen überhaupt nicht zur Schule. Fünf von zehn Bewohnern Zentralafrikas können weder lesen noch schreiben. Ca. 90 Prozent der Landesbevölkerung lebt in erdrückender Armut ohne ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln, sanitären Einrichtungen oder menschenwürdigen Behausungen. In den ländlichen Regionen gibt es häufig keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, wodurch eine Reihe von Krankheiten verursacht wird. Ca. 40 Prozent der Menschen können nur mit Mühe ihren täglichen Mindestbedarf an Kalorien abdecken, da es ihnen an regelmäßigen Mahlzeiten fehlt.
HIV/AIDS stellt nach wie vor eines der größten Gesundheitsprobleme des Landes dar. Die HIV-Prävalenzrate ist mit 4,7 Prozent sehr hoch. Seit den frühen 90er Jahren steigt die Zahl der Menschen, die mit HIV infiziert sind, stetig an. Nichtsdestotrotz haben heutzutage mehr Menschen Zugang zu antiretroviralen Medikamenten als je zuvor. Aufgrund der andauernden Gewalt im Land sind Tausende von Zentralafrikanern zu Binnenflüchtlingen geworden. Erschwerend kommt hinzu, dass Konflikte in den Nachbarstaaten über die Landesgrenzen hinaus die lokale Bevölkerung in Mitleidenschaft ziehen.
Kinder kämpfen um ihre Grundrechte
In der Zentralafrikanischen Republik machen Kinder einen großen Teil der Bevölkerung aus; fast die Hälfte aller Zentralafrikaner ist jünger als 14 Jahre. 370 000 dieser Kinder sind Waisen und wachsen entweder ganz ohne elterliche Fürsorge oder mit nur einem Elternteil auf. Die langen Jahre des bewaffneten Konflikts haben die Kinder in der Zentralafrikanischen Republik tief in Mitleidenschaft gezogen. Tausende Kinder haben ihre Eltern im Bürgerkrieg verloren, wurden als Kindersoldaten rekrutiert oder durch das Ausmaß der Gewalttaten traumatisiert, denen sie ausgesetzt waren.
Die Rekrutierung von Kindersoldaten durch bewaffnete Gruppen ist in der Zentralafrikanischen Republik nach wie vor ein weit verbreitetes Phänomen. In einigen besonders krisengeschüttelten Regionen können nur 14 Prozent der Kinder eine Schule besuchen. Die Einschulungsraten sind landesweit nach wie vor alarmierend niedrig. Nur 62 Prozent der Jungen und 41 Prozent der Mädchen werden überhaupt eingeschult. Lediglich 22 Prozent aller zentralafrikanischen Kinder beenden die Grundschule.
Im Jahr 2009 wurden ca. 200 Kinder, die für die Volksarmee zur Wiederherstellung der Republik und der Demokratie (APRD) gekämpft hatten, befreit und konnten zu ihren Familien zurückkehren. Dennoch werden nach wie vor viele Kinder entführt und zwangsrekrutiert, um für die bewaffneten Gruppen zu kämpfen oder andere Arbeiten auszuführen. Wie auch in vielen anderen afrikanischen Nationen ist die Mutter-Kind-Übertragung von HIV/AIDS ein großes Problem der öffentlichen Gesundheit - schätzungsweise 11 000 Frauen, die mit HIV infiziert sind, benötigen antiretrovirale Medikamente, um eine Ansteckung des Fötus zu verhindern.
Neben HIV/AIDS ist die Malaria nach wie vor eine der häufigsten Todesursachen für die Kinder der zentralafrikanischen Republik. Obwohl die Regierung in jüngster Zeit ihre Anstrengungen verstärkt hat, um Familien vor einer Ansteckung zu schützen, ist die Situation immer noch besorgniserregend. Auch der Mangel an Nahrungsmitteln muss bekämpft werden. Landesweit sind fast vier von zehn Kindern kleinwüchsig. In einigen Regionen leiden bis zu zehn Prozent aller Kinder an akuter Unterernährung. Die Säuglingssterblichkeitsrate ist mit 112 pro 1000 Lebendgeburten nach wie vor extrem hoch. Bedauerlicherweise ist sie seit den frühen 90er Jahren auch nicht gesunken. Darüber hinaus werden nur fünf von zehn Geburten von medizinischem Fachpersonal betreut.
SOS-Kinderdorf in der Zentralafrikanischen Republik
In einem Land, in dem die Kinderarmut so groß, die Säuglingssterblichkeit so hoch und die Zerrüttung von Familien aufgrund von AIDS und dem Bürgerkrieg so weit verbreitet sind, ist die Arbeit von SOS-Kinderdorf von besonders großer Bedeutung. 1990 wurde das erste SOS-Kinderdorf in der Zentralafrikanischen Republik eröffnet. SOS-Kinderdorf unterstützt Kinder und Jugendliche in der zentralafrikanischen Republik durch Kindertagesstätten, Schulen und medizinische Zentren an zwei verschiedenen Standorten.
Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder nicht länger bei ihren Familien bleiben können, finden liebevolle Aufnahme in einer familiennahen Umgebung, der SOS-Kinderdorf-Familie. Darüber hinaus betreibt die Organisation ein SOS-Familienstärkungsprogramm, um vom Verlust der elterlichen Fürsorge bedrohten Kindern das Aufwachsen in einer liebevollen familiären Umgebung zu ermöglichen.