Vom Geflüchteten zum Vater im SOS-Kinderdorf
Genau diesen und noch weiteren Aufgaben stellen sich täglich die Frauen und Männer der SOS-Kinderdörfer in Kolumbien, wie das Beispiel von Wuilios, SOS-Kinderdorfvater, aus dem SOS-Kinderdorf Rionegro zeigt: Vor fast zwei Jahren begann er die Ausbildung bei den SOS-Kinderdörfern, um Betreuer zu werden, und ist nun verantwortlich für ein Familienhaus der SOS-Kinderdörfer mit fünf jungen Erwachsenen, die sich auf dem Weg in die Selbstständigkeit befinden, und vier noch jungen Kindern. „Es ist etwas ganz Besonderes zu sehen, wie Kinder mit der Schubkarre spielen und ihre eigene imaginäre Welt erschaffen, ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Zu ihrem Glück haben sie hier diesen Ort gefunden, um ihre Kreativität zu entwickeln und ihre Kindheit erleben zu dürfen.“
Wuilios weiß, von was er spricht: Er kam als Migrant aus Venezuela und hat sich in Kolumbien ein neues Leben aufgebaut. Jetzt ist er angekommen – und hilft seinerseits jungen Menschen beim Aufbruch und Ankommen im Leben. Das macht er vor allem über die Musik und über Kunst, denn er ist selbst Musiker und findet: "Kunst kann heilen, freimachen und neue Potenziale entfalten." Er will den Kindern damit auch ermöglichen, die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen.
Ein Zuhause auf Zeit
Oder Nelly Peréz, eine SOS-Pflegemutter aus Tolima, die Kindern ein temporäres Zuhause bietet und dabei von den SOS-Kinderdörfern in Kolumbien unterstützt wird. Ursprünglich ist Nelly ausgebildete Erzieherin und arbeitete auch fünf Jahre lang in dieser Rolle, bevor sie zu den SOS-Kinderdörfern kam. Seit 2003 arbeitet sie als Pflegemutter – in dieser Zeit hat sie viele Erfahrungen gesammelt. Sie ist vor allem der Meinung, "dass man mit Liebe alles schaffen kann".
Neben allen positiven Erfahrungen ist es für die Pflegemutter oftmals auch mit Schmerzen verbunden, wenn sie ein aufgenommenes Kind wieder aus ihrer Obhut geben muss: Der Abschied von einem Mädchen, das schon als Baby in ihre Familie kam und mit drei Jahren von einer Familie adoptiert wurde, fiel Nelly besonders schwer. Denn über die Zeit war das Mädchen für sie eine Tochter geworden.
In ihrer Familie nimmt sie Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren auf, die SOS-Kinderdörfer in Kolumbien unterstützen sie dabei. "Die Rolle als Pflegemutter war bislang eine wunderbare Erfahrung, da es für mich eine konkrete Möglichkeit ist, Kindern, deren Rechte missachtet wurden, Hilfe, Liebe und Schutz zu bieten", sagt Nelly.
"Wir möchten ein Beispiel für Solidarität und Zusammenhalt sein"
Auch Sergio Guerrero ist im Einsatz für die SOS-Kinderdörfer in Kolumbien: Der junge Mann organisiert gemeinsam mit anderen Mitarbeiter:innen Unterricht und Freizeitangebote für geflüchtete Kinder aus Venezuela in der Grenzregion La Guajira. "Wir unterstützen uns gegenseitig als Team und wir sind fest davon überzeugt, dass wir einen Unterschied für die Menschen machen, die in Not sind. Außerdem möchten wir für sie ein Beispiel für Solidarität, Resilienz und Zusammenhalt sein", sagt Sergio.
Der junge Mann sieht sich in der Verantwortung, sich für andere einzusetzen. "Wir sind hier wegen der hunderten Kinder und Familien, denen wir helfen wollen, die endlose Spirale der Hoffnungslosigkeit zu beenden. Von einer schwierigen Vergangenheit hin zu einer Zukunft voller Liebe für die Familien. Wir sind hier wegen Pedro, Marvin, Pepe und den unzähligen Kinder namens Luis; für Alexandra, Carla und ihre Freund:innen, die nicht aufhören zu tanzen, auch wenn unsere Aktivitäten mit ihnen vorbei sein; für Yorgenis, Esteban und Mariana, die jetzt lesen und schreiben können. Wir sind hier für all diejenigen, die uns in ihr Zuhause aufgenommen haben und für die wir unser Versprechen halten wollen."
Helfen Sie Kindern in Not!
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