Die weltweite Wirtschaftskrise von 2008-2009 hat zu drastischen Kürzungen der öffentlichen Ausgaben geführt
In den vergangenen Jahrzehnten genoss Griechenland einen hohen Lebensstandard und lag in den Erhebungen zur Lebensqualität stets weit vorne. Die griechische Wirtschaft geriet jedoch Ende 2009 in eine schwere Krise, die dramatische Folgen für die Bevölkerung des Landes hatte.
Zu Beginn des Konjunktureinbruchs im Jahr 2010 zählte die Staatsverschuldung zu den höchsten unter den Mitgliedsländern der Europäischen Union (EU). Die griechische Regierung erhielt Rettungspakete von der EU und dem Internationalen Währungsfonds. Bedingung dafür war die Einführung einer Reihe von Sparmaßnahmen, darunter Kürzungen der öffentlichen Ausgaben und Steuererhöhungen. Die Lage wurde jedoch nicht besser. Bis 2015 war die Wirtschaft auf ein Viertel ihrer früheren Leistung geschrumpft, und die Staatsverschuldung war auf über 300 Milliarden Euro gestiegen.
Griechische Familien leiden schwer unter Arbeitslosigkeit und Armut
Die jüngsten wirtschaftlichen und politischen Veränderungen hatten verheerende Folgen für die Mehrheit der griechischen Familien. Aufgrund von Steuererhöhungen, der steigenden Arbeitslosigkeit und der Kürzungen der Sozialleistungen hat die Armutsbelastung zu einer Zunahme an Scheidungen, Depressionen und Selbstmorden geführt.
Die offizielle griechische Arbeitslosenrate liegt bei knapp 17 Prozent. Viele Menschen haben seit Jahren kein festes Einkommen. Zu Beginn der Krise konnten sie noch Sozialleistungen beantragen, aber ihre Lage wird immer verzweifelter, da es keine Zuschüsse mehr gibt und ihre Ersparnisse aufgebraucht sind.
Knapp ein Drittel aller Griechen hat keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Das Gesundheitswesen wurde schwer von den Kürzungen der Staatsausgaben getroffen. Das öffentliche Gesundheitssystem ist praktisch zusammengebrochen, und Nichtregierungs-Organisationen versuchen, häufig mit freiwilligen Helfern und gespendeten Medikamenten, die Not aufzufangen. Zahlreiche Familien sind nicht in der Lage, sich eine medizinische Grundversorgung oder Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen für ihre Kinder zu leisten.
Zwei von fünf griechischen Kindern leben in Armut
In Griechenland leben ungefähr 1,9 Millionen Kinder unter 18 Jahren. Die Lage der Kinder hat sich verschlechtert - seit 2008 hat sich die Kinderarmutsrate mehr als verdoppelt, und mittlerweile leben über 40 Prozent aller Kinder in Armut.
Die derzeitigen Lebensbedingungen und die allgemeine Ungewissheit über die Zukunft haben zu vermehrten Spannungen in den Familien geführt. Obwohl sich die Großfamilien lange gegenseitig helfen konnten, sind nach Jahren der Entbehrungen ihre Ressourcen erschöpft. Sie können die materiellen und emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder nicht länger erfüllen. Verwahrlosung, Missbrauch und Gewalt gegen Kinder sind häufig die Folge von jahrelanger Not. Familien brauchen mehr Unterstützung, um diese Vorfälle zu vermeiden.
Immer mehr Familien bitten SOS-Kinderdorf um Hilfe. 2012 waren dies noch überwiegend Familien mit niedrigen Einkommen, aber in den letzten drei Jahren haben auch Familien mit mittleren Einkommen vermehrt um Unterstützung gebeten.
SOS-Kinderdorf in Griechenland
Familienstärkungsprogramme: Diese arbeiten direkt mit Familien zusammen, darunter vielen alleinerziehenden Eltern, die ganz alleine für ihre Kinder sorgen müssen. Unsere Unterstützung umfasst eine soziale und emotionale Unterstützung von Kindern und Eltern. Darüber hinaus leisten wir materielle Hilfen in Form von Nahrung und Bekleidung. Wir organisieren Freizeitaktivitäten, damit sich die Kinder entspannen und von der angespannten Situation daheim erholen können.
Betreuung von Kleinkindern und ihren Familien. In Maroussi (bei Athen) leiten wir ein Pionierprojekt zur Betreuung und zum Schutz von Säuglingen und Kleinkindern unter fünf Jahren. SOS-Kinderdorf betreut kurzfristig (bis zu 18 Monate lang) Kleinkinder, unter fünf Jahren während ihre Eltern psychologische und soziale Unterstützung erhalten.
Familiennahe Betreuung an vier Standorten: Wenn trotz aller Unterstützung Kinder nicht bei ihren leiblichen Familien leben können, finden sie in den SOS-Kinderdörfern in Thrakien (Alexandroupolis), Kreta, Plagiari (Thessaloniki) und Vari ein neues Zuhause.
Unterstützung junger Erwachsener; Mehr als 35 Prozent aller jungen Erwachsenen hat keinen Job. Wir legen großen Wert darauf, dass junge Erwachsene die richtige Art der Bildung und Ausbildung erhalten, damit sie ihren Lebensunterhalt verdienen können.
Unterstützung für Flüchtlinge:
Betreuung für Kinder: In unseren „SOS-Nothilfe-Kitas“ in Athen und Thessaloniki und auf den Inseln Lesbos und Kreta bieten wir psychologische Unterstützung für rund 1250 Kinder, die an Aktivitäten wie Musik und Sport teilnehmen können. Außerdem bieten wir Unterricht für Kinder, von denen viele seit Monaten oder sogar Jahren keine Schule mehr besuchen konnten.
Darüber hinaus bieten wir Schutz für unbegleitete Minderjährige und versuchen ihre Familien zu finden und sie wieder mit ihren Verwandten zusammenzuführen.