Es ist, als ob die Probleme da draußen weg wären - einen Moment lang, vielleicht sogar für ein paar kurze Minuten. Dann lachen sie über das, was sie am Wochenende gemacht haben, über die vielen guten Dinge hier, auf der Station, oder die blöden Fragen der beiden aus Deutschland. Dann ist das alles ein bisschen weniger erdrückend. Dieses Lachen. Es ist gütig, herzlich, einnehmend. "Wieso sollen wir nicht lachen?", fragt Leah. Es klingt ganz selbstverständlich. Warum denkt man nur, dass sie als Sozialarbeiterinnen die ganze Tristesse und das Leid, das diese Krankheit Aids in Afrika mit sich bringt, andauernd vor sich hertragen müssen?
Leah Ngesa ist Anfang 30. Seit knapp zehn Jahren arbeitet sie als Sozialarbeiterin im Medical Center der SOS-Kinderdörfer in Nairobi. Eine kleine Treppe führt vom zweiten Stock hoch zu ihrem Arbeitsplatz - einem Büro, das sie sich mit zwei Kolleginnen teilt. Kleine Lichtstrahlen dringen durch die Jalousien. An diesem Morgen bleiben die Bildschirme dunkel und das Licht aus. "Heute gibt es keinen Strom", erklärt Leah. Das passiere öfter, man könne sich aber darauf einstellen. Immer wieder klingelt ihr Handy. Wer sie anruft? Kollegen. Es geht meistens um die "Klienten". Sie spricht nicht von Patienten. Für sie sind es viel mehr Partner - gemeinsam im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit.
Laut offiziellen Zahlen sind rund zweieinhalb Millionen Menschen in Kenia mit dem HI-Virus infiziert. Das bedeutet, mindestens jeder Zehnte ist betroffen. "Es gibt so viele Menschen, die ahnen, dass sie was haben, sich aber einfach nicht testen lassen", beklagt der medizinische Leiter, Dr. Taitumu. In manchen Teilen des Landes liegt die Quote sogar bei fast 30 Prozent, heißt es im letzten Aids-Bericht der kenianischen Regierung. Tendenz: noch immer steigend. Das Angebot des SOS-Medical Centers richtet sich vor allem an Familien. "Wenn eine Mutter erkrankt, braucht sie Unterstützung. Man muss sich um ihre Kinder kümmern", erklärt Leah. Die Betroffenen und ihre Angehörigen werden auf lange Sicht betreut, bekommen Unterstützung und können sich in Gesprächskreisen treffen.