Hunger in Afrika: Fakten, Ursachen, Folgen

Kinder in der Subsahara-Region leiden besonders unter Hunger in Afrika

Wegen des Klimawandels und der Corona-Pandemie steigt die Zahl der hungernden Menschen in Afrika dramatisch an. Durch den Krieg in der Ukraine drohen nun weitere verheerende Hungersnöte.

Die aktuelle Lage in der Ukraine und die Folgen des Klimawandels und der Corona-Pandemie verschärfen die Hungerkrise weltweit. Besonders betroffen davon sind die Staaten in Afrika südlich der Sahara. Laut den Vereinten Nationen (Juni 2022) droht in im Jahr 2022 rund 750.000 Menschen der Hungertod – besonders schlimm ist die Lage in sechs Ländern, von denen vier in Südsahara-Afrika liegen: Äthiopien, Nigeria, Südsudan, Somalia,  Jemen und Afghanistan. Schlecht sind die Prognosen auch für die Demokratische Republik Kongo, den Sudan, Haiti und Syrien.

Ernährungsunsicherheit und Hungersnot

Die Vereinten Nationen teilen Ernährungsunsicherheit und Hunger in ihrer Definition (Integrated Food Security Phase Classification) in fünf Phasen ein, von „minimal“ bis „Hungersnot“.

  • Bei Stufe drei („Krise“) erlebt mindestens ein Fünftel der Haushalte Lücken in der Versorgung mit Lebensmitteln, 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung sind mangel- oder unterernährt.
  • Stufe vier („Notsituation“) gilt als humanitärer Notfall, der Zugang zur Nahrung ist stark eingeschränkt, mehr als 15 Prozent der Menschen sind akut mangel- oder unterernährt.
  • Stufe 5 („Hungersnot“) herrscht nach dieser Definition, wenn 20 Prozent der Haushalte unter extremer Nahrungsmittelknappheit leiden, 30 Prozent der Menschen  mangelernährt sind, zwei von 10.000 Menschen oder vier Kinder täglich an Hunger sterben.

Als Hungernd gilt, wer im Durchschnitt weniger als 1800 Kalorien am Tag zur Verfügung hat. Man unterscheidet außerdem zwischen akutem Hunger, der für eine begrenzten Zeitraum auftritt, zum Beispiel nach einer Naturkatastrophe, und chronischem Hunger, wenn Menschen dauerhaft zu wenig zu essen haben, meist als Folge von Armut. In Afrika leiden demnach mindestens 282 Millionen Menschen an chronischem Hunger

 

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Akuter Hunger steigt an

  • Zur den Zielen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen gehört die Beendigung des Hungers bis 2030. Seit einigen Jahren aber steigt die Zahl der hungernden Menschen wieder an. So gehen die Vereinten Nationen von bis zu bis 811.000 unterernährten Menschen weltweit aus. Die Zahl derer, die an akutem Hunger leiden und dringend Hilfe benötigen, steigt ebenfalls an. Das Globale Netzwerk gegen Ernährungskrisen berichtet im „Global Report on Food Crisis 2022“, dass im Jahr 2021 40 Millionen Menschen mehr von akutem Hunger (Stufe 3 und höher) betroffen waren als im Jahr davor, insgesamt 193 Millionen Menschen.  
  • Neben Afghanistan und dem Jemen verzeichnen auch hier afrikanische Länder die höchsten Anstiege: Äthiopien, die Demokratische Republik Kongo, Nigeria, Angola und Somalia.
  • Als Haupttreiber dieser Ernährungskrisen gelten Konflikte/Kriege, Wetterextreme und Wirtschaftskrisen infolge der Corona-Pandemie .
  • Die extreme Dürre in Ostafrika (Äthiopien, Somalia. Kenia) bedroht das Leben von Millionen von Menschen. Schon jetzt leiden dort fast 17 Millionen Menschen an Hunger.
  • Der Krieg in der Ukraine könnte nun Millionen mehr Menschen in den Hunger treiben: gerade Länder, die ohnehin schon mit Hunger zu kämpfen haben, sind besonders abhängig von den Nahrungsmittel- und Agrarimporten. David Beasley, Exekutivdirektor des Welternährungsprogramms der UN, schätzt die Lage dramatischer ein, als im Jahr 2011.

Hunger-Hotspot Subsahara-Afrika

  • In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara hungern 21 Prozent der Menschen, nirgendwo sonst auf der Welt ist der Anteil so hoch. Zwei Drittel der Bevölkerung in diesen Ländern waren im Jahr 2020 von Ernährungsunsicherheit betroffen. Von den 48 Ländern, die zuletzt weltweit auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen waren, liegen 75 in dieser Region.
  • Laut dem Bericht „Hunger Hotspots“ des Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) und der Welternährungsorganisation (FAO)  leben von den 750.000 Menschen, die im Jahr 2022 akut vom Hungertod bedroht sind (Stufe 5), alleine 400.000 in Äthiopien. Die höchste Warnstufe gilt auch für Nigeria, Süd-Sudan und Somalia. Zu den weiteren Hunger-Hotspots gehören zum Beispiel die Demokratische Republik Kongo, Kenia, Sudan, Burkina Faso, Angola, Mali, Madagaskar und Niger.

Hungernde Kinder in Afrika

Weltweit stirbt alle zehn Sekunden ein Kind an Hunger. Mangelernährung führt zu körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen und ist Hauptursache für die hohe Kindersterblichkeit. Sie schwächt das Immunsystem der Kinder und macht sie besonders anfällig für Infektionskrankheiten. So ist Mangelernährung indirekt die Ursache für den Tod der Mädchen und Jungen.

  • Rund ein Drittel der Kinder unter fünf Jahre waren laut UN im Jahr 2020 südlich der Sahara wachstumsgehemmt – eine Folge von chronischer Unterernährung. Rund sechs Prozent waren demnach ausgezehrt - eine lebensbedrohliche Folge von Mangelernährung.
  • Beispiel Ostafrika: Alleine in Somalia brauchen laut Unicef ( Stand Juni 2022)
    386.000 mangelernährte Kinder dringend eine Behandlung - mehr als die 340.000 Kinder, die zur Zeit der Hungersnot 2011 behandelt werden mussten. In Äthiopien, Kenia und Somalia benötigen insgesamt mehr als 1,7 Millionen schwer akut mangelernährte Kinder dringend Hilfe.
  • Zwar wurde die Kindersterblichkeit weltweit von 1990 bis 2020 halbiert. In vielen Entwicklungsländern konnte die Zahl der Sterbefälle seitdem sogar um zwei Drittel gesenkt werden. Dennoch starben im Jahr 2020 mehr als fünf Millionen Kinder, bevor sie fünf Jahre alt wurden. Rund die Hälfte davon in Subsahara-Afrika.

 

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Hunger in Afrika: Ursachen

  • Konflikte und Kriege: Politische Konflikte und Hungerkrisen sind eng miteinander verknüpft. 2021 herrschten in neun Staaten südlich der Sahara Krieg oder ein bewaffneter Konflikt, zum Beispiel in Äthiopien, Somalia, Südsudan oder Nigeria. Konflikte verschlimmern den Hunger und gleichzeitig verschärfen Hunger und Armut wieder die politische Instabilität.
  • Wetterphänomene und Klimawandel: Wasserknappheit und Nahrungsmittelmangel sind auch Folgen des Klimawandels. In vielen Regionen bringt der Klimawandel immer dramatischere Wetterereignisse. Schlimmste Dürren wie derzeit in Ostafrika, aber auch Starkregen und Überschwemmungen wie im Südsudan treiben Millionen Menschen in den Hunger oder vertreiben die Menschen aus ihrer Heimat.
  • Armut und Wirtschaftskrisen: Hunger und Armut sind ein Kreislauf. Rund 40 Prozent der Menschen in Subsahara-Afrika leben unterhalb der Armutsgrenze, das heißt, sie haben weniger als 1,90 Dollar täglich zur Verfügung. Je schlechter die Ernährungssituation und je ausgezehrter die Menschen, umso schlechter können sie auch für ihren Lebensunterhalt sorgen. Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft dieser Länder noch weiter geschwächt, das führt zu Lohnverlusten bei den Ärmsten. Der Krieg in der Ukraine treibt nun die Lebensmittel- und Energiepreise noch weiter in die Höhe. Experten rechnen damit, dass die Armut in diesen Ländern weiter zunehmen wird - und damit auch der Hunger.
  • Bevölkerungswachstum: Trotz Verhütungs- und Aufklärungskampagnen ist das Bevölkerungswachstum auf dem afrikanischen Kontinent stark. Laut UNICEF wird sich die Bevölkerung Afrikas bis zum Jahr 2050 auf zwei Milliarden Menschen verdoppeln.
  • Schuldenfalle und Misswirtschaft: Die hohe Verschuldung vieler afrikanischer Länder sowie schlechte Regierungsführung und Korruption blockieren die wirtschaftliche Entwicklung. Massenarmut und Hunger sind die Folgen.

Was kann man gegen den Hunger in Afrika tun?

Die SOS-Kinderdörfer sind in  47 afrikanischen Ländern aktiv. In den derzeit  147 Kinderdörfern auf dem Kontinent finden verwaiste und verlassene Kinder ein Zuhause, die sonst akut von Hunger und Unterernährung bedroht wären. Im Kampf gegen den Hunger in Afrika engagiert sich SOS zudem durch langfristige Entwicklungsprojekte sowie durch humanitäre Hilfe:

  • SOS-Familienhilfe: Hungernde Familien werden durch Selbsthilfe-Projekte unterstützt.
  • Medizinische Hilfe: SOS-Krankenstationen versorgen mangelernährte Kinder.
  • Nothilfe: Die SOS-Kinderdörfer leisten immer wieder Nothilfe bei Hungerkrisen und Hungersnöten, wie aktuell in Madagaskar.
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